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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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Doch ihre Gestalt und ihre Figur ähnelten Ivys sehr. Und sie trug etwas in der Hand.
    Mattie hatte gehofft, Grace würde sie für eine Art Geist halten. Stattdessen sah sie jetzt selbst einen. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber Grace schien die Anwesenheit der jungen Frau ebenfalls bemerkt zu haben. Vielleicht hatte er sie in einem der Spiegel gesehen.
    "Tansy, leg die Waffe weg", befahl er. "Sofort."
    Mattie fiel schlagartig die angehende Rechtsanwältin Tansy Black wieder ein. Wie viele Frauen hießen Tansy? Was zur Hölle war hier los? War sie hier, um Grace zu töten?
    Bevor sie nicht die Beweise in Händen hielt, konnte Mattie das nicht zulassen.
    Sobald Tansy ins Licht getreten war, merkte Mattie, dass die Pistole auf sie gerichtet war, nicht auf Grace.
    Schützend stellte sich Grace vor Mattie, was Tansy wütend zu machen schien. Ihre Augen füllten sich mit zornigen Tränen, ihr Mund verzerrte sich.
    "Was hat sie jemals für dich getan?", brach es aus ihr hervor wie aus einem verletzten Kind. "Nichts, außer sich umzubringen! Ivy war schwach. Sie war ängstlich, alles, was du hasst."
    Tansy Blacks Stimme war nicht lauter als ein Flüstern. Erst als sie fortfuhr, sich über Ivy White zu beklagen, wurde Mattie klar, dass es hier nicht um eine romantische Eifersüchtelei ging. Sie war David Grace' Tochter. Und Ivys jüngere Schwester. Dass Tansy genauso besessen von ihr war wie Grace, begriff Mattie außerdem. Sie konnte nur vermuten, dass seine Schuldgefühle wegen des Selbstmords seiner älteren Tochter furchtbaren Neid in seiner jüngeren verursacht hatten. Und eine Psychose.
    Tansy hatte ihre Fassung wiedergefunden, aber ihre Augen waren so kalt und dunkel wie das Glas des Kamins. "Ich habe für dich getötet", sagte sie. "Hat sie das getan? Hätte sie es tun können?"
    Grace konnte kaum sprechen. "Tansy, wovon redest du? Für mich getötet? Das ist doch verrückt."
    Tansys Gesicht lief rot an vor Wut, ihre Stimme war eisig. "Verrückt, ist es das, was du denkst? Hast du eine Ahnung, welche Risiken ich für dich auf mich genommen habe?"
    "Risiken? Wovon redest du?"
    "Du hast die Grenzen deines Einflusses erreicht, Vater. Geld kann dir deinen Traum nicht erfüllen. Aber
ich
kann ihn dir erfüllen. Ich kann dir die Anerkennung verschaffen, die du verdienst. Weil ich keine Angst habe. Vor gar nichts."
    Sie zeigte auf ihr Spiegelbild. "Sieh mich an. Du sagst, ich bin alles, was du dir jemals von einem Kind gewünscht hast. Alles, was dein Vater jemals in
dir
gesehen hat. Furchtlos, ehrgeizig, ich nehme mein Schicksal selbst in die Hand. Und deines auch."
    Sie drehte sich zu ihm. Inzwischen war ihre Stimme wieder zu einem Flüstern geworden, doch nichts konnte die Qualen verstecken, die jedes Wort durchdrangen. "Warum bist du nicht dankbar? Warum liebst du mich nicht? Warum hängst du immer noch so an Ivy, als könntest du sie zum Leben erwecken?"
    Grace antwortete nicht. Mattie war ebenfalls so überrascht, dass sie kein Wort herausbrachte. Tansys Flüstern klang vertraut. Vielleicht hatte sie Mattie in der Limousine angerufen und gewarnt, dass Jameson sterben würde.
    In einer Art Schockzustand hörte Mattie zu, wie Tansy über die Messlatte wetterte, die Grace sich und seinen Töchtern gesetzt hatte. Darüber, wie sehr er Angst und Verletzlichkeit hasse, alles, was Ivy verkörpert habe. Wie er sie immer wieder getestet habe, um ihre mentalen und körperlichen Kräfte zu messen, weil er Roboter hatte haben wollen, keine Töchter. Wie sie nach edlen Weinsorten benannt worden seien und wie er seine Kinder gezwungen habe, vor Schulbeginn neue Nachnamen anzunehmen, damit sie durch ihren echten Nachnamen keinen Vorteil hätten.
    "Ich habe Black gewählt, weil Ivy, die
Heilige,
sich für White entschieden hatte." Tansys Stimme brach und wurde zu einem Schluchzen, das von Wut erfüllt war. "Aber nichts hat mich so sehr verletzt wie die Tatsache, dass du mich für den Tod meiner eigenen Mutter verantwortlich gemacht hast."
    "Deine Mutter starb bei deiner Geburt", sagte Grace. "Ich habe dir daran nie die Schuld gegeben."
    "Nein, aber du hast zugelassen, dass ich mich für schuldig hielt! Und dann hat sich Ivy das Leben genommen."
    "Auch daran trägst du keine Schuld."
    "Warum hast du mich dann nicht getröstet? Warum hast du dich nicht mit mir hingesetzt und mit mir geredet? Du warst zu niedergeschlagen, um zu merken, dass ich existierte. Ich hatte einen Vater, der mir nichts geben konnte, noch nicht

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