Das Internat
versuchte, ihr die Pistole aus der Hand zu reißen, als sie den Abzug drückte. Tödlich verwundet fiel David Grace zu Boden. Es war sein letzter Handel gewesen, der Geschäftsmann in ihm hatte es nicht geschafft, ihn abzuschließen.
Offenbar im Schock ließ Tansy den Revolver fallen. Mattie langte nach der Waffe, bevor Tansy reagieren konnte.
"Bleib, wo du bist!", rief sie Tansy zu.
Tansy schenkte ihr kaum mehr als ein Lächeln. So selbstverständlich, als komme sie gerade aus der Kirche, zog Tansy die Gummihandschuhe aus, die sie getragen hatte, und stopfte sie in die Jackentasche.
"Die Pistole kannst du behalten", sagte sie zu Mattie. "Es ist sowieso deine." Damit steuerte sie auf die Eingangstür zu.
Als Mattie ihr zurief, sie solle stehen bleiben, drehte Tansy sich mit einem seltsamen Lächeln im Gesicht um. "Da liegt ein toter Mann auf dem Boden", stellte sie fest, "und Ihre Fingerabdrücke sind auf dem Revolver verteilt, Euer Ehren. Ich glaube nicht, dass Sie mich töten."
Dann öffnete sie ihre Jacke und zeigte Mattie die kleine automatische Waffe, die sie dort versteckt hatte. "Davon kann ein Mädchen gar nicht genug haben."
Mattie war hereingelegt worden. Nach der Wanze tastend, bemerkte sie, dass das Gerät abgefallen war, vermutlich als Mattie nach der Waffe gegriffen hatte. Sie konnte nur hoffen, dass alles aufgezeichnet und die Verstärkung schon unterwegs war. Tansy hatte die Tür hinter sich bereits zugezogen.
Mattie kniete sich neben David Grace und prüfte seinen Puls. Sie konnte keinen fühlen, aber sie hatte keine Zeit, um den Notarzt zu rufen. Sie ließ ihn liegen und erreichte die Tür gerade rechtzeitig, um zu sehen, dass Tansy den Kofferraum eines viertürigen Sedan aufschloss. Sie öffnete den Deckel – und taumelte zurück, als er aufflog und ihr gegen das Kinn schlug.
Im Kofferraum lag ein Mann, stellte Mattie fest. Jameson? Er trat gegen den Deckel und kämpfte sich aus den Stricken frei, die immer noch an ihm hingen. Eine Augenbinde hing um seinen Hals. Er riss sie herunter. Sobald er sich losgemacht hatte, war Tansy schon wieder auf den Beinen.
"Pass auf!", schrie Mattie, als Tansy zielte und feuerte.
Jameson stürzte auf Tansy zu, direkt in den Kugelhagel. Er riss sie mit sich herunter und blieb auf ihr liegen. Sie schienen nicht zu kämpfen. Mattie dachte, dass Jameson nichts passiert sei, bis Tansy sich unter ihm befreite und auf den Wagen zurannte. Zusammengesunken lag Jameson auf dem Boden.
Um Tansy zu stoppen, rannte Mattie die Stufen hinunter und auf den Weg. Sie stellte sich direkt vor das Auto und zielte mit dem Revolver auf die Fahrerin. Würde man sie nun wegen zweifachen Mordes anklagen? Oder waren es schon drei?
Die Kugeln ließen die Windschutzscheibe zerbersten. In diesem Moment stellte Mattie fest, dass es ihr eigenes Auto war, auf das sie schoss. Sie erkannte das Kennzeichen und hatte keine Zeit, sich zu fragen, was das bedeutete. Ohne lange nachzudenken, durchlöcherte Mattie den Motor. Er jammerte, drehte durch, der Wagen sprang nicht an.
"Komm raus, du verrücktes Miststück!", schrie Mattie aus Leibeskräften. "Komm raus, bevor ich dich umbringe!"
Schnell stieg Tansy aus, duckte sich hinter der offenen Tür und kroch hinter den Wagen. Sie erwidert das Feuer nicht, ging es Mattie durch den Kopf. Hat sie keine Munition mehr? Mattie schrie ihr zu, sie solle stehen bleiben, doch Tansy begann zu rennen.
Als Mattie Tansy fallen sah, wurde ihr sogleich klar, dass Jameson sie angegriffen haben musste. Um ihm zu helfen, rannte Mattie um das Auto. Es gelang ihr nicht, auf Tansy zu zielen. Wie ein wildes Tier rang Tansy mit Jameson, und Blut troff aus seinen Wunden. Er war schwer verletzt und kämpfte nichtsdestotrotz bis zum Letzten, um ihr die Waffe abzunehmen.
Mattie wusste nicht, was sie tun sollte. Er würde Tansy vielleicht überwältigen, aber zu welchem Preis? Er verblutete. So sollte es nicht enden. Mattie hätte diejenige sein sollen, die für ihre Sünden mit diesem grotesken Ende bezahlte. Jameson hatte kein Verbrechen begangen. Er hatte ihr nur zu helfen versucht, und jetzt starb er, weil er sie schützen wollte.
"Jameson, hör auf", schrie Mattie, "ich habe eine Pistole."
Dennoch: Mattie hatte Angst, zu schießen. Sie hätte die falsche Person treffen können.
Schließlich, wutentbrannt über das sinnlose Blutbad, stürzte sie sich selbst in das Gewühl. Tansy wollte sich von Jameson freikämpfen, und Mattie war es egal, ob sie erschossen
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