Das Internat
einer Recherchereise, wenn man ihrer Mailbox glaubt. Willst du ihre Mobilnummer?"
Augenblicklich suchte Mattie in der Tasche nach einem Stift.
Kurz darauf lauschte sie der Ansage der Mailbox, von der Vince gesprochen hatte. Wenn Black tatsächlich außer Landes war, müsste ihr Handy auch im Ausland Gespräche empfangen können. Als Mattie Namen und Rufnummer hinterließ, überlegte sie, ob sie hinzufügen sollte, dass es dringend sei. Aber warum das jetzt schon verraten? Das könnte genau der Hinweis sein, auf den sie wartete. Eine kleine Anwältin wie Tansy Black, die auf einem Berg von Gold saß – und alles, was Mattie von ihr wollte, war, das Vermögen zu teilen. Worum es ihr ging, würde Black noch früh genug herausfinden.
Jameson schoss aus seinem Bett hoch. "Jesus", keuchte er. "Was war das?" Er suchte nach Shorts, Jeans, nach irgendetwas, das er sich überwerfen könnte. Sein Schlafzimmer erstreckte sich über das hintere Ende des Hauses und war nur durch einen hängenden Pergamentschirm abgetrennt. Der Knall, den Jameson gehört hatte, kam vom anderen Ende. Hatte jemand die Tür aus der Verankerung gerissen?
Ein Blick auf seinen Radiowecker verriet ihm, dass es ein Uhr nachts war. Er konnte noch nicht lange geschlafen haben. Adrenalin rauschte ihm durch die Adern, sein Nervensystem stand unter Strom.
War das schon wieder der verdammte Briefschlitz? Schnell stieg Jameson in die Jeans, die auf dem Schieferboden gelegen hatten und jetzt kalt waren. "Ich werde das Scheißding mit Brettern zunageln," fluchte er leise.
Als er zur Eingangstür kam, fand er eine Videokassette auf dem Boden. Jemand hatte das Ding mit Gewalt durch den Schlitz gequetscht. Auf einem Aufkleber stand: Angemessenes Verhalten für moderne junge Frauen – der Genuss von gutem Essen, Tischmanieren, besonnene Auswahl von Speisen und Gewichtskontrolle.
Daneben lag ein gefalteter Zettel. Jameson bückte sich und hob ihn auf. In handgeschriebener Blockschrift stand dort: Ö
ffne die Tür. Da sind noch mehr.
Jameson sah durch das Schlüsselloch, entdeckte draußen aber niemanden. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, konnte er die drei versiegelten Kartons auf den Stufen nicht übersehen. Sie waren groß genug für mehrere Dutzend Kassetten, doch er zögerte, direkt nachzusehen. Obwohl Jameson keine polizeiliche Ausbildung genossen hatte, wusste er viel über Verbrechen. Außerdem hatte der 11. September einiges an seinem Umgang mit Kartons ohne Absender verändert.
Er stieß mit dem Fuß gegen den ersten Karton. Das Behältnis war schwer, konnte aber angehoben werden. Vorsichtig drehte Jameson es mit den Händen um und hörte, wie der Inhalt sich bewegte. Er entdeckte keine Markierungen, Flecken oder Gerüche, die auf eine Bombe hinwiesen. Deshalb nahm er das Taschenmesser, das er stets an den Jeans trug, und schnitt das Klebeband auf.
Kassetten, mindestens zwei Dutzend. Der zweite Karton war ebenfalls randvoll mit Bändern.
Wenn seine Vorahnung stimmte, lagen vor ihm die Lehrbänder von Miss Rowe, diejenigen, die als Beweisstücke weggeschlossen worden waren. Er hatte Frank nach dem Zugriff auf diese Bänder gefragt, und der hatte ihn ausgelacht. Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten, ging es Jameson durch den Kopf. In diesem Fall wäre er derjenige. Frank wollte vielleicht nicht, dass er die Bänder sah, aber irgendjemand anders offenbar schon.
"Hört ihr mir aufmerksam zu, Ladys? Ich habe eine wichtige Frage. Was würdet ihr für den offensichtlichsten Indikator sozialer Klasse halten? Irgendjemand? Nur keine Scheu."
Millicent Rowe durchschritt das Klassenzimmer, während sie sprach, eine Hand in der Tasche ihres bestickten marineblauen Blazers. Der hölzerne Zeigestock unter ihrem Arm glänzte von altmodischem Zitronenöl, ihre grauen Flanellhosen und die italienischen Lederhalbschuhe deuteten auf Geld und einen ziemlich guten Geschmack hin.
Als er die Aufnahmen betrachtete, erwartete Jameson eine Überraschung. Millicent Rowe war ein heißer Feger gewesen. Ihre leuchtend grünen Augen hatten fast die gleiche Farbe wie die Smaragdstecker, die an ihren Ohrläppchen funkelten. Ihr Gesicht war fein geschnitten, vielleicht ein bisschen zu vornehm für seinen Geschmack. Er hatte gelesen, dass sie mit dreißig Jahren gestorben sei. Dass die Direktorin eine derart heiße Lady gewesen war, hatte Jameson nicht erwartet.
"Der Beruf, Miss Rowe?", fragte eine der Schülerinnen.
"Der familiäre Hintergrund", sagte eine andere.
Der
Weitere Kostenlose Bücher