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Das Internat

Das Internat

Titel: Das Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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wusste Miss Rowe das?
    Jetzt ist dein Mund nicht mehr so hübsch, oder, Matilda?
    Das Licht blitzte wieder auf, und ein klopfendes Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit. Es klang, als ob ein Wasserhahn tropfte, aber jeder Tropfen schien einen kleinen Funkenregen zu verursachen. In Sekunden war die Abseite von tödlicher, knisternder Elektrizität erfüllt und von einem Geruch, den sie als gefährlich einstufte, dem Gestank von versengten Haaren.
    Plötzlich verstand Matilda. Sie war in einer Abseite, vielleicht auf dem Dachboden von Miss Rowes Apartment im Turm, und es regnete draußen. Irgendwo dicht neben ihrem Kopf war ein Elektrokabel, das in einer Wasserpfütze lag. Die Funken hatten schon ihr Haar angesengt. Wenn sie in direkten Kontakt mit dem Kabel kam, wenn sie zum Leiter würde, bekäme sie einen tödlichen elektrischen Schlag.
    War es das, was Miss Rowe wollte?
    Ein schwaches Keuchen entrang sich ihrer Kehle. Ihr ganzer Körper zitterte. Dieser Ort war eine mittelalterliche Folterkammer. Sie wagte es nicht, sich zu bewegen. Würde sie hier jemals rauskommen?
    Sie versuchte, sich daran zu erinnern, was passiert war, bevor sie das Bewusstsein verloren hatte. Miss Rowe hatte sie in das Wohnzimmer ihres Apartments gebracht und ihr eine Tasse Tee gemacht. Um sie zu beruhigen, hatte sie gesagt. Sie hatte darauf bestanden, dass Mattie den Tee trank, bevor sie sich unterhielten. Danach konnte sich Mattie an nichts mehr erinnern, außer dass der Tee zu süß schmeckte, so als ob sie extra viel Honig hineingetan hätte, um einen anderen Geschmack zu überdecken.
    Was hatte sie in den Tee getan? Lauge? Säure? Jedes davon hätte Mattie wahrscheinlich umgebracht, wenn sie davon getrunken hätte. Aber vielleicht kam der Tod langsam. Mattie wusste nicht viel über diese Dinge. Sie könnte gleich jetzt sterben. Miss Rowe beschäftigte sich viel mit Kräutern, einige davon waren giftig, aber die meisten davon sollten homöopathische Heilmittel sein. Sie musste etwas Schlafmittel in den Tee gefüllt und Matties Zunge, als sie bewusstlos gewesen war, mit etwas Ätzendem betupft haben. Ihre Zunge fühlte sich an, als wäre sie mit kochendem Wasser verbrüht worden.Mattie traute Miss Rowe so etwas durchaus zu. Die Direktorin war grausam.
    Mattie hatte in der Vergangenheit Gerüchte über verschwundene Stipendiatinnen gehört. Bis jetzt hatte sie sie nicht geglaubt. Vielleicht waren hier oben in der Abseite sogar noch andere Mädchen. Tote Mädchen. Die Akademie war ein altes Gebäude im viktorianischen Stil und hatte verschiedene Flügel. Versteckte Tunnel und Türme waren da, und nur ein Drittel davon wurde momentan benutzt. Es gab zahlreiche Möglichkeiten, Leichen zu verstecken, besonders wenn man sich nicht mehr an sie erinnerte.
    Sie würde nicht so sterben. Sie würde kämpfen. Sie versuchte, ihre Beine zu bewegen, aber es fühlte sich an, als seien sie gelähmt – vor Angst, wenn nicht aus einem noch weitaus schlimmeren Grund. Eine seltsame Lethargie übermannte sie. Ihre Augenlider fielen zu, ihr gesamter Körper wurde müde, aber sie musste wach bleiben. Wenn sie einschlief, würde sie sich vielleicht bewegen und das Kabel berühren. Die wenige Luft, die ihr zum Atmen blieb, war warm und dick geworden. Erstickend.
    Ihr gequälter Seufzer übertönte beinah ein anderes Geräusch, ein Klacken in der Ferne. Es klang wie Schritte. Kam jemand in ihre Richtung?
    Es war Miss Rowe. Wer konnte es sonst sein? Die Schulleiterin wollte nachsehen, ob Mattie schon tot war.

4. KAPITEL
    B undesbezirksgericht
    San Francisco
    Sommer 2005
    Der Hammer hüpfte, als Mattie ihn auf den Block schlug, um das Gericht zur Ruhe zu rufen. Es fühlte sich komisch an, wieder einer Verhandlung vorzusitzen, obwohl sie es noch vor ein paar Jahren regelmäßig getan hatte. Sie hatte zwei Jahre hier am Bezirksgericht verbracht, bevor sie zum Berufungsgericht kam. So oft hatte sie bereits in genau diesem Raum auf genau diesem Richterstuhl gesessen.
    Er war vielleicht nicht so groß und prunkvoll wie die Gerichtssäle des historischen Gebäudes, in dem das Neunte Gericht ansässig war, aber überall strahlte der Glanz von Messing und Mahagoniholz, und überall war auch die Anwesenheit von Macht und Gerechtigkeit zu spüren. An diesem Morgen, als sie auf den Angeklagten Ronald Langston warteten, war das Gefühl von Macht und Endgültigkeit irritierend, selbst für Mattie.
    Sie wandte sich an den Sprecher der Geschworenen, einen ergrauten zierlichen Mann

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