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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Arbeit einmischen, sie verbessern. Er würde dafür sorgen, dass sie ihn nie überrunden konnte. Abends würden sie gemeinsam nach Hause fahren und auf der Fahrt würden sie über die Arbeit sprechen. Über den Kunden, der keinen Kredit mehr bekam. Oder den Kollegen, der sich gerade das zweite Mal scheiden ließ.
    Zu Hause würden sie sich umziehen und fernsehen oder lesen und später zusammen ins Bett gehen. Morgens würden sie gemeinsam aufstehen, duschen und in die Bank fahren. In einem Auto natürlich. Sie würde in dem von ihnen bewohnten Haus nichts umgestalten können, jedenfalls nicht ohne längere Diskussionen, und Viktor würde ihr Vermögen verwalten. Sie würden seine dämlichen Freunde oft treffen und ihre im Laufe der Zeit vernachlässigen, weil Viktor an allen etwas auszusetzen hatte.
    »Claire, gib zu, dass ich recht habe. Ich glaube einfach nicht, dass du das hier wirklich willst. Du bist wütend, ich entschuldige mich auch noch einmal für den Abend im › Xantos ‹ . Aber jetzt ist es genug. Ich weiß, dass wir füreinander bestimmt sind. Komm mit mir nach Hause.«
    Er war so von sich eingenommen, dass er ihr einfach nicht glauben wollte. Dass ihre Pläne andere waren als seine, war für ihn nicht vorstellbar.
    »Ich war davon überzeugt, dass du scheiterst hier. Okay, vielleicht klappt es ja. Aber deshalb musst du nicht hier bleiben, nur um mir das zu beweisen. Ich glaube dir auch so. Du bist tüchtiger, als ich dachte. Ich habe es endlich eingesehen. Aber lass uns jetzt nach Hause fahren.«
    Er war absolut unbelehrbar und würde es anders nicht verstehen. Und er hatte es so gewollt. Also sagte sie: »Viktor, ich liebe dich nicht und habe dich wohl nie geliebt. Jedenfalls nicht so, wie ich mir Liebe vorstelle.«
    Sie überlegte kurz.
    »Mir war das nicht bewusst. Aber jetzt weiß ich, dass Liebe etwas anderes sein muss. Etwas Überwältigendes. Und das empfinde ich nicht für dich.«
    Er wurde kreidebleich und einen Moment tat er ihr leid.
    Dann schnappte er: »Ist es dieser Architekt? Du bist in ihn verknallt. Ich habe es sofort gesehen.«
    Zu ihrer Überraschung hörte sie sich sagen: »Ich glaube, es ist mehr als das.«
    Als Viktor in seinen Wagen stieg, wusste sie, dass sie ihn nicht wiedersehen würde. Sie blieb stehen, bis er durch das Tor gefahren war, und ging dann hinüber ins Steinhaus, um Tim von ihren Eltern zu erlösen.
    Sie standen im Foyer. Ihre Eltern nebeneinander, Tim vor ihnen und Nina etwas weiter zurück. Zum ersten Mal sagte ihre Mutter etwas Positives. Es ging um die Fenster. Die Sonne schien und ließ das Glas bunt aufleuchten.
    »Die sind ja toll. Ich glaube, deine Gäste werden sich hier bestimmt sofort wohlfühlen.«
    Claire nickte stumm.
    »Ich kann mir schon vorstellen, hin und wieder mal zu euch zu kommen. Du könntest uns eigentlich ein Doppelzimmer auf Dauer reservieren. Dann hätten wir unser eigenes Hotelzimmer. Das hätte doch Stil. Wie findest du das?«
    Sie meinte es tatsächlich ernst.
    »Außerdem lebt und stirbt ein Hotel mit den Gästen, die es hat. Was meinst du wohl, was du für Gäste bekommen kannst, wenn ich meine Beziehungen ein wenig spielen lasse?«
    Das wollte Claire lieber nicht wissen.
    »Als weltgewandte Frau kann ich euch sicher so manchen Rat geben. Und ich könnte dein Hotel vielen Bekannten empfehlen.«
    »Ja, und ich könnte auf dem Golfplatz Trainerstunden geben. Hier gibt es doch sicher einen Golfplatz, oder?«
    Auch ihr Vater meinte es ernst.
    »Es soll doch so eine Art Sporthotel werden, nicht wahr?«
    »Ja, aber hauptsächlich geht es um Pferde«, begann sie.
    »Wollt ihr auch züchten? Mit einem gekörten Hengst?«, fragte ihre Mutter. Die Vorstellung schien ihr zu gefallen.
    »Nein, wir werden nicht züchten. Das ist viel zu schwierig.«
    »Gibt es hier einen Golfplatz?«, wiederholte ihr Vater.
    Claire musste ein hysterisches Lachen unterdrücken und atmete tief durch.
    »Nein, es gibt keinen Golfplatz. Außerdem wollen wir ein Familienhotel aufziehen mit Kindern, die auf unseren Ponys reiten. Oder mit Teenagern, die mit ihren Eltern in Urlaub fahren müssen und nicht so viel Geld haben.«
    »Das hat doch überhaupt keinen Stil«, sagte ihre Mutter naserümpfend. Dann setzte sie ein unechtes Lächeln auf und sagte zu Tim: »Aber das Hotel gehört dir alleine, oder?«
    Claire entging nicht der rasche Seitenblick auf Nina.
    »Nein!« Tim. Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, hätte sie denken müssen, er knirsche mit den Zähnen.

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