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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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den Pellets, die sie mitgebracht hatte, und zupfte einzelne, längere Haare aus der Mähne. Samira ließ sich nicht gerne frisieren. Sie schüttelte dann den Kopf und stupste sie immer wieder an. Also machte sie nie viel auf einmal, sondern immer nur ein bisschen. Irgendwann würde sie fertig sein, hatte sie Tim gesagt, und der meinte grinsend, dann würde sie wieder von vorne anfangen müssen.
    Als sie das Haus betrat, hörte sie Stimmen aus dem Wohnzimmer und überlegte, mit wem Tim sprach. Aber es war nicht Tims Stimme. Und dann wusste sie, was ihr eben noch aufgefallen war. Oder ihrem Unterbewussten. Das Auto mit deutschem Kennzeichen. Das konnte nur Viktors Auto sein, es war zumindest seine bevorzugte Marke. Ein neues Modell in einer anderen Farbe. Daher hatte sie es auch nicht sofort registriert. Was zum Teufel wollte er hier?
    Eine andere Stimme war zu hören und sie dachte, das kann nicht sein, ich muss mich täuschen. Langsam öffnete sie die Wohnzimmertür. Und plötzlich stand die Zeit still und zugleich bekam alles eine beklemmende Schärfe oder Kontur. Sie sah Viktor, der in der Mitte des Sofas thronte, als habe er dazu alles Recht der Welt. Die Plätze neben ihm waren frei, als habe er noch niemandem eine Audienz gewährt. Sie sah ihre Mutter im Sessel sitzend, gekleidet in einem chicen grauen Reisekostüm. Dazu eine Perlenkette um den Hals, Perlen an den Ohren und eine große Perle an ihrem Ring. Die Frisur wie immer untadelig, ihr Gesicht dezent geschminkt. Und glatter, als sie es in Erinnerung hatte. Viel glatter sogar. Der leichte Zug der Wangen nach oben zeigte, dass jemand nachgeholfen hatte. Und hinter ihr, stehend, ihr Vater mit dümmlichem Lächeln. Eine Hand auf der Schulter seiner Frau. Wieso zum Teufel stand er immer hinter ihr? Auf der anderen Seite des Raumes stand Ben. Und sah sie an. Er war also schon da. Aber wieso hatte sie seinen Wagen nicht gesehen? Zu seinen Füßen stand, an die Wand gelehnt, ein schmiedeeisernes Schild mit dem Schriftzug »Sammershouse«.
    Sie wollte etwas sagen, aber Viktor kam ihr zuvor: »Schatz, was hast du denn da für ein lächerliches Ding an?«
    »Liebes«, unterbrach ihn ihre Mutter. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so von ihr genannt worden zu sein. »Wir müssen dir gratulieren. Warum hast du uns denn deinen wundervollen Verlobten nie vorgestellt?«

20
    C laire konnte sich nur schwer aus ihrer Erstarrung lösen.
    »Ich habe deiner Mutter eben noch gesagt, dass du dich so in dein Hotelprojekt gestürzt hast, dass du völlig vergessen hast, von mir zu erzählen. Sie sind übrigens mächtig stolz auf dich.«
    Sie müssen stolz auf dich sein, das hatte Ben gestern noch gesagt. Sie blickte zu ihm, schluckte einmal und begann: »Was soll …«, verstummte aber, als Ben sich in Bewegung setzte und auf sie zukam. Sie starrte ihn an und als er vor ihr stehen blieb, wünschte sie sich, er würde sie in den Arm nehmen. Stattdessen sagte er: »Ich komme ein anderes Mal. Lässt du mich bitte vorbei?«
    Sie trat zur Seite und sah aus den Augenwinkeln Viktors überhebliches Lächeln. Oder war es Bosheit? Sie drehte sich um und folgte Ben in den Flur.
    »Ben, Viktor ist überhaupt nicht mein Verlobter. Ich weiß nicht, was ihm einfällt.«
    Aber die Haustür war bereits hinter Ben zugefallen. Sie hätte schreien mögen vor Wut und Frustration und wenn sie jetzt wieder zu den anderen gehen würde, würde sie sich vergessen.
    Sie lief in die Küche, stellte sich ans Fenster und konnte eben noch sehen, wie der Käfer durch das Tor fuhr. Ben. Sie riss die Flasche Rum aus dem Schrank, die neben den Backzutaten stand, weil Nina immer gerne einen Schuss Rum zu allem gab, und goss sich ein Glas ein. Sie spürte weder das Brennen im Hals noch die Wärme im Magen und nahm sich noch ein zweites Glas. Sie trank so hastig, dass etwas von dem Alkohol auf ihren Pullover spritzte. Dann atmete sie tief durch. Immer mit der Ruhe, ermahnte sie sich. Dick Rogers sagte immer, man solle eine Sache nach der anderen erledigen. Nur so gehe es. Und das würde sie nun tun.
    Sie holte noch einmal tief Luft und ging wieder ins Wohnzimmer, wo sich ein lebhaftes Gespräch zwischen Viktor und ihrer Mutter entsponnen hatte. Viktor lächelte siegessicher, wie damals auf dem Weg ins › Xantos ‹ , ihre Mutter selbstgefällig, wie immer. Jetzt erst sah sie auch Tim und Nina, die wie Kinder zusammengepfercht auf einem Sessel saßen, was sie unglaublich albern fand. Nina gab einen unterdrückten

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