Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
Vom Netzwerk:
liebte.
    Aber Ben war so schnell weg gewesen, sie hatte gar keine Möglichkeit gehabt, noch mehr zu sagen. Sie unterdrückte die Tränen und wandte sich wieder Alex zu, als sie den Namen Cameron hörte.
    »Ich habe mich übrigens noch einmal bei meinen Eltern über sie erkundigt.«
    Sie hatte sich wieder gefasst. »Und was hast du herausgefunden?«
    »Eigentlich nur, was ich schon wusste. Maureen ist damals von einem Tag auf den anderen verschwunden«, sagte er.
    »Sie verschwand?«, fragte sie erstaunt. »Was meinst du damit?«
    »Sie war eines Tages fort. Meine Mutter kann sich noch sehr gut daran erinnern. Es war 1968, am zehnten Hochzeitstag meiner Eltern. Meine Mutter hat die Sache damals verfolgt und mir später davon erzählt. Seitdem war Maureen Camerons Verschwinden oft ein Thema, wenn meine Eltern ihren Hochzeitstag feierten.«
    Sie war also tatsächlich gegangen.
    »Die Polizei hat zuerst den Ehemann verdächtigt, weil sie spurlos verschwunden war. Er behauptete aber, sie müsse einen Liebhaber gehabt haben, mit dem sie weggegangen sei. Er sprach von einem Tagebuch, das sie geführt habe und in dem sie von einem Mann schrieb, mit dem sie sich getroffen hatte. Aber es wurde nie ein Tagebuch gefunden.«
    Das Tagebuch.
    »Ihr Mann wurde dann nicht weiter verdächtigt und irgendwann wurde der Fall als ungelöst abgelegt. Sie wurde nie mehr gesehen, keiner weiß, wo sie geblieben ist.«
    »Und was passierte mit den Kindern?«
    »Meine Mutter konnte sich daran erinnern, dass sie beim Vater blieben. Warum interessiert dich das so?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß nicht so genau«, sagte sie vage. Sie wollte immer noch nicht darüber reden. Warum, wusste sie selbst nicht. Es war ein Geheimnis, das sie nur mit dem Haus teilte. Vielleicht deshalb.
    »Wenn du mehr erfahren willst, solltest du zum Archiv der Zeitung fahren. Ich weiß, dass dort alle Artikel über fünfzig Jahre aufbewahrt werden«, schlug Alex vor.
    »Ja, das mache ich«, sagte sie und nahm sich vor, an einem der nächsten Tage in die Stadt zu fahren. Zum Archiv der Zeitung. Und zu Ben.

    Abends saßen sie gemütlich in Wohnzimmer. Ihre Eltern waren schon wieder unterwegs und würden später kommen. Es war genau so, wie sie es sich damals in Gedanken vorgestellt hatte. Nina guckte fern und futterte Chips, Tim saß an seinem Schreibtisch und heftete die Abstammungspapiere der Pferde ab. Und sie fühlte sich zum ersten Mal wirklich alleine.
    Sie wollte schon hochgehen, aber Tim sagte: »Claire, ich war übrigens gestern bei Tamory.«
    »Tamory?«
    »Ja, von ihm habe ich Samira.«
    Jetzt erinnerte sie sich an den Namen wieder.
    »Und?« Sie war müde, wollte alleine sein und ihren Gedanken nachhängen.
    Tim stand auf und nahm sich Tee und fragte: »Möchtest du auch noch einen? Eine Tasse ist noch übrig.«
    »Nein.« Kopfschmerzen meldeten sich an.
    »Er fragte, wie sich das Tier so mache, und ich sagte, sie habe offenbar Angst vor Männern, sei aber ansonsten lammfromm und würde gerade von meiner Schwester ausgebildet.«
    Typisch Tim.
    »Angeber.«
    »Er war erstaunt und fragte vorsichtig, ob sie mittlerweile ruhiger sei. Ruhiger! Er weiß doch genau, was mit ihr los ist.«
    Er setzte sich wieder.
    »Er wollte dann wissen, wie du mir ihr umgehst, und ich sagte, du hättest eben Gefühl. Und da rückte er mit der Sprache heraus.«
    »Und was ist mit ihr passiert?«, fragte sie, nun doch interessiert.
    Tim erzählte, die Stute sei von einem Landwirt gezogen worden, der sie einem jungen Ausbilder übergab. Und das lief schief. Der junge Mann sei zu ehrgeizig gewesen und habe das Tier immer stärker drangsaliert.
    »Und der Landwirt hat nichts davon bemerkt?«, fragte Claire aufgebracht.
    »Das ist wohl passiert, als er vier Wochen verreist war. Als er zurückkam, ließ die Stute sich von keinem mehr anfassen. Er verkaufte sie an den Händler und der an mich.«

    Am nächsten Morgen überlegte sie, ob sie es tatsächlich fertigbringen würde, zu Ben zu fahren. Unter irgendeinem Vorwand. Was konnte sie sagen? Sie überlegte hin und her, dann fiel ihr etwas ein. Sie würde ihn einfach fragen, ob seitens der Behörde eine offizielle Bauabnahme erfolgen würde. Sie wusste nicht, ob dem so war. Aber die Frage war plausibel. Und sie könnte behaupten, sie habe von irgendjemandem gehört, bei diesen Bauabnahmen gebe es immer Schwierigkeiten. Genau. So würde sie es machen. Und dann könnte sie sagen, ihr Exfreund sei wieder gefahren und akzeptiere

Weitere Kostenlose Bücher