Das irische Erbe
nun die Trennung. Ihre Laune hob sich.
Sie putzte die Pferde und half Nina beim Aufbau eines kleinen Parcours, den sie mit Scabri springen wollte. Als sie fertig waren, kam Tim auf sie zu und fragte, ob sie etwas dagegen habe, wenn Nina sich einmal auf Samira setze. Um mit ihr den einen oder anderen Sprung zu machen.
Das gefiel ihr ganz und gar nicht. Ausweichend fragte sie: »Warum soll sie sie springen?«
»Weil ich glaube, dass sie gute Anlagen hat«, sagte Tim sofort. »Ich will sie mir kurz ansehen. Nur zwei, drei Sprünge. Wenn es überhaupt möglich ist, dass Nina an sie herankommt.«
Sie stimmte zu, fühlte sich aber geknickt bei dem Gedanken daran, dass jemand anderes die Stute reiten sollte. Selbst wenn es nur Nina war. Sie nannte sich egoistisch und bot an, das Tier fertig zu machen und dann in die Halle zu bringen. Tim und Nina blieben in einiger Entfernung stehen und sahen ihr beim Satteln zu. Als sie an Ninas Stiefeln Sporen entdeckte, fragte sie entsetzt: »Die willst du doch wohl nicht einsetzen?«
Tim lachte, und Nina sagte sofort: »Keine Sorge, ich habe sie nur vorsichtshalber angeschnallt.«
Es war ihr schleierhaft, wie Nina den Kontakt der Sporen zum Pferd verhindern wollte, aber sie nickte nur. Sie führte die Stute in die Halle, Tim und Nina folgten, Nina aufgeregt vor sich hinplappernd.
Aber es war Nina nicht möglich, aufzusitzen. Die Stute scheute, sobald sie sich ihr näherte. Sie bäumte sich auf und versuchte sogar auszuschlagen. Nina sprang zur Seite und Claire beruhigte das Tier wieder.
»Versuch es noch einmal«, sagte Tim. »Aber vorsichtig. Und geh ganz langsam zu ihr hin.«
Aber es hatte keinen Zweck. Samira ließ Nina nicht an sich herankommen.
Nina sagte enttäuscht: »Keine Chance«, und Claire nickte befriedigt.
»Okay, Claire, dann musst du es versuchen«, sagte Tim.
»Ich?«, ihr sträubten sich die Haare. »Auf keinen Fall, ich kann nicht springen. Ich bin ja froh, wenn ich mich einigermaßen auf dem Sattel halten kann. Das ist viel zu früh.«
Tim sah sie an.
»Und außerdem bin ich kürzlich das erste Mal überhaupt galoppiert.«
»Claire«, Tim kam einen Schritt auf sie zu. Sofort legte die Stute wieder die Ohren an.
»Lass es uns so machen. Du gehst im Schritt über eine auf dem Boden liegende Stange.«
Sie sah Tim misstrauisch an.
»Du entscheidest selbst, wie viel du probieren willst.«
Sie zögerte immer noch.
»Sieh, wenn Nina aufsitzen könnte, wäre das das Beste. Aber es geht leider nicht.«
Nina konnte springen. Und wenn sie es einfach versuchte? Was konnte schon groß passieren?
»Also gut«, sagte sie. »Aber nur eine auf dem Boden liegende Stange.«
Tim nickte und ging zu einem auf dem Hufschlag stehenden Hindernis und zog die rot-weiße Stange fort. Claire stieg mit zitternden Knien auf.
»Du musst dir zuerst die Bügel kürzer machen«, sagte Nina. »Und dann gehst du in Trab.«
Die kurzen Bügel waren ungewohnt, aber die Stute reagierte sofort auf ihre Hilfen und trabte brav auf dem Hufschlag. Nach zwei Runden lag plötzlich die Stange auf dem Boden. Claire hielt den Atem an, aber die Stute lief ohne zu zögern weiter und machte einen kleinen Sprung, den sie nicht als unangenehm empfand.
»Gut«, rief Tim sofort. »Gleich noch einmal.«
Schon etwas mutiger ritt Claire bei der nächsten Runde wieder auf die Stange zu und die Stute machte wieder einen kleinen Sprung. Sie klopfte sie am Hals und nahm sie nicht sofort zurück, als sie in einen leichten Galopp fiel. Sie war angenehmer als Esquire, ganz weich. Ruhig galoppierte sie außen lang und sah erst kurz vor dem Sprung, dass Tim die Stange auf die untere Halterung des Ständers gelegt hatte. Sie verkrampfte sich, aber die Stute galoppierte in Ruhe auf das Hindernis zu, sprang und galoppierte weiter.
»Super«, rief Tim. »Geh mal in Schritt.«
Sie nahm die Zügel leicht auf und die Stute fiel gleich in Schritt.
»Und wie war sie? Wie ist sie im Rücken?«, fragte Nina. Claire strahlte. »Sie ist ganz weich, man spürt den Sprung kaum. Ich hätte nie gedacht, dass das so einfach ist.«
Tim lachte und Nina wies sie an, stehen zu bleiben. Dann erklärte sie ihr den leichten Sitz und wie sie ihre Hände am Mähnenkamm nach vorne schieben konnte.
Wieder ging sie auf den Hufschlag, trabte und galoppierte dann an. Sie hob sich aus dem Sattel, blieb mit den Händen an der Mähne und ritt auf das Hindernis zu. Im leichten Sitz war es noch einfacher. Sie klopfte die Stute, galoppierte
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