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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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zahlte und verließ das Pub wieder.
    Auf der Straße blieb sie vor einem Schaufenster stehen und sah sich die Auslage an. Funkelndes Silberbesteck. Kunstvoll gefaltete Servietten neben hochstieligen Rotweingläsern. Wundeschönes hauchdünnes Porzellan mit fein gezeichneten Blumenbildern. Es gefiel ihr, aber das Geschirr, für das sie sich entschieden hatte, gefiel ihr noch mehr. Etwas typisch Irisches hatte sie haben wollen, etwas, was auch Kindern gefiel. Sie fand es in einem kleinen unscheinbaren Laden und war sofort begeistert. Auf den Tellern und Tassen war ein lachendes irisches Mutterschaf abgebildet, das einen Strickschal in den Nationalfarben trug. Die Farben waren kraftvoll, die Ausführung mit viel Liebe zum Detail. Es wirkte nicht kitschig oder naiv, sondern fröhlich und unbeschwert.
    Sie schlenderte Richtung Parkplatz. Eigentlich konnte sie glücklich sein, sagte sie sich. Sie hatte ihr eigenes Hotel und war niemandem Rechenschaft schuldig. Sie konnte selbst bestimmen, wie sie lebte. Sie war nur von liebevollen Menschen umgeben, die sie in allem unterstützten. Ganz kurz tauchte Bens Gesicht vor ihrem inneren Auge auf, mahnend, als wolle es ihre Gedanken Lügen strafen. Schnell verdrängte sie das Bild und sagte sich, dass es ihr gut ging. Sie stieg in ihren Wagen und blieb einen Moment sitzen. Wieso hatte sie schon wieder das Gefühl, etwas vergessen zu haben? Seltsam. Sie zündete den Anlasser und fuhr los.
    Nina sprach Claire noch einmal auf Ben an und Claire erzählte ihr, was sie von Alex erfahren hatte.
    »So ist es nun einmal. Ich dachte, Viktors Auftauchen hier habe ihn vor den Kopf gestoßen. Aber ich glaube, das spielte gar keine Rolle. Er ist immer noch verheiratet und jetzt mit seiner Frau zusammen. Lass uns nicht mehr davon reden.«

    Zwei Tage später wurden die Clubsessel geliefert. Sie passten wunderbar unter die bunten Fenster. Auch der Rechner stand schon an Ort und Stelle. Allerdings war das Programm nicht mitgeliefert worden, sondern nur eine Ersatzversion. Claire versuchte gerade, die Dateien aufzurufen.
    Sie hätte lieber auf einen Computer verzichtet, wusste aber, dass es ohne nicht gehen und die Atmosphäre des Hotels davon kaum berührt werden würde. Außerdem war es eine Arbeitserleichterung. Einer der Hotelleiter, die sie aus ihrem früheren Job kannte, hatte sich standhaft geweigert, einen Rechner zu benutzen. Er saß manchmal bis in die Nacht vor seinen schriftlichen Unterlagen und Berechnungen.
    Auch Nina hatte gemeint, ein Computer passe nicht in ihre Welt. Aber Nina war ein Sonderfall.
    Von ihrem Platz aus konnte sie bei geöffneter Eingangstür auf den Hof sehen. Tim tauchte auf, Nina an seiner Seite. Sie erzählte Tim etwas, wie immer mit Händen und Füßen. Tim lachte und legte den Arm um sie.
    Wenigstens die beiden waren glücklich, dachte sie und blickte wieder auf die Tastatur.
    Als das Programm endlich lief, dämmerte es bereits. Zufrieden lehnte sie sich zurück und überlegte, was noch zu tun war. Am Vortag war ein Putzteam da gewesen und hatte stundenlang gefegt und gewischt. Aber sie würde noch einmal alles überprüfen. Außerdem wollte sie letzte Hand an die Dekoration der Zimmer legen. Sie nippte an ihrem kalt gewordenen Tee. Für den Hof war heller Kies geliefert worden. An einigen Stellen musste der Belag noch etwas glatt gezogen werden. Nina hatte am Vortag vier Stunden daran gearbeitet. Und sie wollte noch Blumen bestellen. Jeder Gast sollte mit einem Blumenstrauß begrüßt werden. Und die Teebeutel fehlten auch noch, die sie auf allen Zimmern und in der Loggia anbieten wollte.
    »Claire«, Nina erschien. »Ich glaube, der Kies reicht nicht. Du musst es dir mal ansehen.«
    Bevor sie antworten konnte, hörte sie ein leises Pling, das die erste Mail ankündigte.
    »Warte, da ist gerade etwas gekommen.«
    Nina kam näher und stellte sich hinter sie.
    »Post?«, fragte sie misstrauisch.
    »Ja.«
    Sie öffnete die Datei, die Angebote für den Hotellerie- und Gastronomiebedarf enthielt.
    »Nur Werbung«, sagte sie.
    »Kann da kein Virus drin sein?«, fragte Nina.
    »Nein, wir haben einen Virenschutz.«
    Sie löschte die Mail und Nina verschwand wieder. Claire vertiefte sich weiter in die Dateien und überprüfte die eingegebenen Bestände. Als sie das nächste Mal aufsah, grinste Zoe sie an.
    »Zoe«, sie stand auf und die beiden Frauen fielen sich um den Hals.
    Abends saßen sie zusammen in Claires Zimmer. Zoe hatte ihr ein Geschenk mitgebracht. Einen

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