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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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Reiseführer für Irland. Claire lachte, als sie das Paket öffnete.
    »Damit du das Land wirklich kennenlernst«, sagte Zoe. »Wie ich dich kenne, stürzt du dich in die Arbeit und vergisst alles andere.«
    Sie sprach von Ole, der Farm und ihrer Nachbarin, die immer uneingeladen auftauchte, meistens in völlig unpassenden Situationen. Außerdem habe der Lebensmittelladen kaum Auswahl, das Auto von Ole solle jetzt endgültig verschrottet werden und ihre Eltern waren kurz da gewesen und entsetzt wieder zurückgeflogen.
    Aus irgendwelchen Gründen brachte Claire es nicht fertig, von Ben zu sprechen. Sie wusste auch nicht, warum. Normalerweise konnten sie sich alles anvertrauen und hatten das auch immer getan. Aber diesmal war es anders.
    Dann kam Zoe auf die Gräfin zu sprechen, von der sie durch Ole gehört hatte. Der wiederum kannte sie durch einen ehemaligen Klassenkameraden, der als Verleger arbeitete. Claire erfuhr nun, wie sich die Geschichte wirklich zugetragen hatte.
    Die Gräfin war in Wirklichkeit keine Gräfin, nannte sich aber so. Den Titel hätte sie geerbt, wenn ihr verstorbener Bruder ohne Kinder geblieben wäre. Aber dieser hatte eine Tochter, die das gesamte Vermögen und den Titel bekam.
    Die Gräfin wurde seit ihrem achtzehnten Lebensjahr von diesem Bruder finanziell unterstützt und sie durfte in dessen Haus in Kanada wohnen. Als er starb, machte ihre Nichte ihr das Angebot, eine Familienbiografie zu schreiben. Dafür sicherte sie ihr für drei Jahre eine jährliche Apanage zu und sie konnte weiter das Haus bewohnen.
    Die Gräfin habe immer schon davon gesprochen, schreiben zu wollen und angeblich sofort mit der Biografie angefangen. Als sie um einen Vorschuss bat, gestand die Nichte ihr diesen zu, verlangte im Gegenzug aber eine Textprobe. Das war ein Jahr zuvor gewesen.
    Die Gräfin lieferte aber keine Textprobe ab, da sie mit dem Buchprojekt noch gar nicht begonnen hatte. Stattdessen vertröstete sie ihre Nichte. Aber diese bestand auf der Textprobe und die Gräfin schickte ihr schließlich einen miserablen Entwurf. Daraufhin erklärte die Nichte den Vertrag für nichtig und forderte den Vorschuss zurück.
    »Es ging überhaupt nicht um einen Prozess, sondern um einen Vergleich«, erzählte Zoe. »Letzte Woche war der Vergleichstermin. Es ist tatsächlich zu einer Einigung gekommen.«
    »Und?«, fragte Claire.
    »Die Nichte verzichtet auf die Rückzahlung des Vorschusses und stellt ihr das Haus in Kanada weiter zur Verfügung. Den jährlichen Unterhalt wird der Cousin aufbringen. Das Buchprojekt ist natürlich gestrichen. Ich glaube, die Nichte und der Cousin sehen sie lieber auf der anderen Seite des Globus und haben sich deshalb so geeinigt.«
    Zoe lachte.
    »Sie darf sich nicht länger Gräfin nennen. Und sie darf keine Unwahrheiten über die Nichte verbreiten, was sie gerne getan hat. Sie liebt Interviews und findet immer jemanden, der sie befragt. Zu einem Reporter hat sie gesagt, ihre Nichte habe sie um ihr Erbe betrogen und den Titel erschlichen. Das darf sie jetzt nicht mehr behaupten.«
    »Meine Güte«, Claire schüttelte den Kopf. »Auf die Idee, sich einen Job zu nehmen, ist sie wohl nie gekommen.«
    Zoe lachte. »Nein, sie hat nie gearbeitet. Aber es würde sie auch keiner einstellen. Sie ist im Grunde ein armes Luder. Sie hat platinblondes Haar und trägt jede Menge unechte Klunker. Sie spielt die feine Frau, kann aber niemandem etwas vormachen. Außer deinen Eltern vielleicht.«
    Jetzt musste Claire lachen.
    »Sie jammert seit Jahren schon darüber, dass sie kein Geld habe und ist ziemlich penetrant.«
    »Also kein blaues Blut«, stellte Claire fest.
    »Nicht einen Tropfen.«
    Sie tranken zusammen eine Flasche Rotwein und kurz vor dem Zubettgehen sagte Zoe noch, Viktor habe offenbar eine neue Beziehung.
    »Ich bin ihm in der Bank über den Weg gelaufen. Ich habe meine Konten dort endlich auflösen wollen. Und da habe ich ihn gesehen. Oder willst du lieber nichts von ihm hören?«, fragte sie.
    »Nein, erzähl ruhig. Es macht mir nichts aus.«
    »Viktor hat abgenommen. Er hat mich gesehen, sich aber nichts anmerken lassen. Er stand mit einer Frau auf dem Gang und tätschelte ihren Arm. Deshalb denke ich, sie ist seine neue Flamme. Die Frau machte einen etwas sauertöpfischen Eindruck. Und sie trug eine ziemlich langweilige Pagenkopffrisur. Ich finde sie nicht besonders hübsch.«
    Claire glaubte ihr nicht so recht. Viktor würde sich nicht mit einer unattraktiven Frau sehen

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