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Das irische Erbe

Das irische Erbe

Titel: Das irische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Clemens
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es ebenfalls in verschiedenen Ausführungen gab. Gummi, Leder, mit Reißverschluss, ohne. Alle glänzten, manche fühlten sich härter, andere weicher an.
    »Diese hier sind gut«, Tim deutete auf ein Paar. »Nina hat sie auch.«
    Claire lachte.
    »Ich brauche keine. Du weißt doch, was für ein Angsthase ich bin.« Dann sah sie, dass er eine Trense in der Hand hielt.
    »Hast du dir etwas ausgesucht?«
    Das Leder war schwarz und schmal, aber nicht rundgenäht.
    »Das liegt besser auf als rundes Leder«, erklärte Tim. »Und das Gebiss ist genau richtig. Ich brauche sie gar nicht erst auseinanderzunehmen.«
    Claire bezahlte und bekam von der Verkäuferin einen Schlüsselanhänger in Form eines Hufeisens geschenkt.
    Wieder auf der Straße schlug sie vor, etwas essen zu gehen. Tim warf einen Blick auf seine Uhr.
    »Dann müssen wir uns aber beeilen. Piet wusste nicht, ob er früh genug zurückkommt. Er muss etwas erledigen. Spätestens um sechs muss gefüttert werden.«

    Sie gingen in ein nahegelegenes Pub, das genauso aussah, wie sie sich ein Pub vorstellte. Rustikales Mobiliar, schimmerndes Messing, gedämpftes Licht und plüschige Sitzbänke. Sie nahm die Speisekarte, kannte aber keines der angebotenen Gerichte.
    »Was sollen wir nehmen?«, fragte sie.
    »Hier gibt es ein leckeres Kartoffelgericht, ein typisch irisches Gericht. Colcannon. Es wird dir garantiert schmecken.«
    Sie stimmte zu. Tim bestellte ein Glas Wein für Claire und Wasser für sich. Sie beobachteten die anderen Gäste und kicherten über einen übergewichtigen Mann, der sich nicht traute, alleine von seinem Barhocker herunterzurutschen. Der Kellner half ihm schließlich. Dann kam eine Gruppe junger Leute hinein, holte sich Getränke und ließ sich ganz in ihrer Nähe nieder. Sie sprachen Deutsch, Englisch und Holländisch und schienen keine Sprachbarrieren zu kennen. Einer der jungen Männer flirtete ungeniert mit zwei Mädchen gleichzeitig, was beide nicht zu stören schien. Sie wollte Tim gerade darauf aufmerksam machen, als sie sah, dass er dem Treiben mit gerunzelter Stirn zusah. Offensichtlich gefiel ihm nicht, was er da sah.
    Das Essen war lecker. Sie beschloss, sich bei nächster Gelegenheit ein Kochbuch über die irische Küche zu kaufen. Sie trank ihr Glas so schnell leer, dass Tim ihr noch ein zweites holte. Er selbst blieb beim Wasser.
    Dann fragte er sie nach ihrer Arbeit aus und sie erzählte, dass sie keine Lust mehr habe und ihr Chef sie nicht leiden könne. Dass die Sekretärin dümmlich sei und sie boykottierte und sie sich noch kurz vor ihrer Reise nach Irland auf eine andere Stelle beworben habe. Tim nickte nur, stellte aber keine weiteren Fragen.
    Dann fuhren sie zurück.
    Sie fühlte sich wohl wie lange nicht mehr. Tim begann von den Pferden zu sprechen, von der Zuchtstute, von der er gehört habe und die er sich am nächsten Tag ansehen wolle, und von Piet, der im nächsten Frühjahr Urgroßvater werden würde. Claire merkte, dass sie einen kleinen Schwips hatte und musste an Zoe denken, die immer sagte, »sie habe sich einen Schwips eingefangen«, als könne sie nichts dafür. Sie begann zu kichern und Tim fragte: »Was ist? Zu viel Wein?«
    »Nein«, stritt sie ab und versuchte, einen Schluckauf in Schach zu halten. Tim grinste und bog in die Einfahrt ein.
    »Was ist das denn?«, fragte er.
    Ein silberner Wagen stand vor dem Wohnhaus. Und vor der Haustür eine hochgewachsene Gestalt im hellgrauen Anzug. Die Arme vor der Brust verschränkt, der Blick finster.
    »Mein Gott«, sagte Tim vergnügt. »Was ist das denn für ein Lackaffe?«
    Sie atmete tief durch, um den Schluckauf zu unterdrücken. Was ihr aber nicht gelang.
    »Falsche Krawatte«, sagte sie.
    Er war es tatsächlich. Aber er trug nicht die Krawatte mit den blinkenden roten Herzen. Wäre auch albern gewesen.
    »Das ist Viktor, mein Freund.«

7
    » D as ist Viktor?«, flüsterte Tim und parkte den Wagen neben dem silberfarbenen. »Nun, das mit dem Lackaffen habe ich nicht so gemeint«, versuchte er abzuschwächen.
    »Stimmt aber«, fiel sie ihm angriffslustig ins Wort. »Und ich wüsste zu gerne, woher er weiß, dass ich hier bin.«
    Viktor kam ihnen natürlich nicht entgegen, er blieb vor der Haustür stehen und starrte sie finster an. Auch so etwas, was sie auf den Tod nicht ausstehen konnte, seine Angewohnheit, sie noch immer erziehen zu wollen. Als sei sie ein kleines Kind, das vieles nicht wusste und daher erwachsenen Beistand brauchte.
    Sie überlegte, ob sie

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