Das irische Erbe
war.
»Soll ich dir erst einmal das Gelände zeigen?«, fragte sie.
»Meinetwegen«, er wirkte zwar nicht begeistert, aber vielleicht gefiel ihm ja, was er sah.
Aber ihm gefiel nichts. Er ließ nicht die Landschaft auf sich wirken, sondern sprach ununterbrochen von seinen Hausplänen, dem passenden Grundstück, das er nun endlich gefunden hatte, und dem geplanten Urlaub in Kalifornien. Sie ging mit ihm zu der Stelle, von der aus man den schönen Blick auf das Steinhaus hatte und zeigte es ihm.
»Ist das nicht wunderschön?«
»Was, das? Oh, ja. Ich habe einen Architekten gefunden, der sofort Zeit hätte. Wir müssen ihm nur das Startsignal geben.«
»Wie gefällt dir das Haus?«, fragte sie, ohne auf seine Worte einzugehen.
»Welches Haus? Ach, das. Ja, ganz nett. Scheint ein wenig alt zu sein, nicht wahr? Also, der Architekt steht bereit. Ich will dir aber zuerst das Grundstück zeigen. Es liegt an einem kleinen Bach. Du hast doch einmal davon gesprochen, dass du im Sommer gerne Frösche quaken hörst, oder?«
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern sprach weiter. Von den künftigen Nachbarn, ein junges Ehepaar, ungefähr in ihrem Alter, und von seinem neuen Mitarbeiter, dem er das Grundstück auch gezeigt und dem es super gefallen habe.
»Er fragte mich tatsächlich, wo ich so viel Geld herhabe. Aber er ist noch jung, er hat sich nichts dabei gedacht. Ich arbeite ihn zurzeit ein, deshalb muss ich heute noch zurückfliegen.«
Sie gingen weiter und Viktor redete weiter. Ihr Ärger verstärkte sich. Als sie am Hof ankamen, sprach Viktor von Max, der sich bei einem Golfturnier qualifiziert habe. »Vielleicht sollten wir auch in den Golfclub eintreten, was meinst du?«
Sie unterbrach ihn abrupt und sagte: »Jetzt hast du nur von dir gesprochen. Interessiert dich nicht, was ich hier vorhabe?«
Er verzog das Gesicht und fragte widerwillig: »Wieso, was hast du denn vor? Wieso bist du überhaupt nach Irland geflogen?«
Sie ignorierte die zweite Frage und sagte, dass sie ein Hotel plane. »Mit sportlichen Angeboten wie Reiten, Tennis und so etwas.«
Er wartete.
»Das Steinhaus ist ideal. Ich will es umbauen lassen. Es wird zwar nur ein kleines Hotel, maximal zehn Zimmer. Aber das ist mir genug. Das Haus gehört auch zum Besitz meines Bruders.«
Wie auf Befehl kam Tim aus dem Stall und sie winkte ihn zu sich. Zögernd kam er näher.
»Deshalb habe ich dich auch herumgeführt. Damit du dir alles unter diesem Gesichtspunkt ansehen kannst. Wir gehen jetzt noch in das Steinhaus. Es ist wunderschön und wird dir gefallen.«
Er machte eine Handbewegung, die sie zur Genüge kannte.
»Nein, lass mal.«
»Aber das Haus ist entscheidend für unsere Pläne«, erklärte sie eifrig. »Es ist wirklich mein Traumhaus. Ich muss dir die schönen Fenster zeigen und den tollen Ausblick auf den See.«
»Ich habe genug gesehen«, sagte er arrogant und sie spürte Hitze, die sich von ihrem Bauch aus in alle Richtungen ausbreitete. Dann kam die Wut.
»Sollen wir reingehen und einen Kaffee trinken?«, fragte Tim völlig unpassend.
Viktor ignorierte ihn und fuhr fort: »Ein Hotel traue ich weder dir noch deinem Bruder zu. Nicht, weil ihr unfähig wärt, aber ein solches Projekt ist für euch einige Nummern zu groß. Die zwei oder drei Pferdchen deines Bruders kannst du nicht im Ernst als Grundstock für ein Sporthotel sehen.«
Sie sah, wie Tim zusammenzuckte, und das brachte das Fass zum Überlaufen. Aber bevor sie noch etwas sagen konnte, fuhr er fort: »Du musst die Realitäten sehen. So ein Projekt ist nichts für dich. Und für deinen Bruder auch nicht. Ihr würdet in kürzester Zeit eine Pleite hinlegen und euer ganzes Geld verlieren. Ich rate euch dringend davon ab. Abgesehen davon hat dein Bruder nicht einmal eine entsprechende Ausbildung. Und die Sache mit dem Deckhengst«, fuhr er fort. »Ich habe mich gestern Abend noch erkundigt, da ist eine Pleite vorprogrammiert. Ihr habt einfach nicht …«
»Was fällt dir ein?«, unterbrach sie ihn. »Du hast überhaupt keine Ahnung. Weder vom Hotelwesen noch von Pferden. Und meinen Bruder kennst du nicht.«
Viktor schüttelte den Kopf: »Ich kann mir trotzdem ein Bild machen. Am besten packt ihr ein und kommt zurück. Und ich rate euch dringend, die Finger von dem Hengst zu lassen. Ihr könntet euer Geld mit einem Schlag verlieren. Daran sind schon andere gescheitert. Ihr würdet auch scheitern.«
Zum ersten Mal bekam sie eine ungefähre Vorstellung davon, wie sich Hass
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