Das Isaac-Quartett
aus dem Weg. Mit dem Mantel über dem Kopf wie einem Gebetsschal mit Schößen und Ärmeln stürzte er in die Schul und schloss die Tür hinter sich. Die Hitze schlug ihm in die Nase, und er stolperte weiter. Patrick sah absolut nichts.
Rauch quoll durch die Synagoge und verbarg die Treppe. Er fraß sich in Patricks Lunge, bis sein Speichel eine eklige Farbe annahm und er einen Druck in den Ohren spürte. Die röstenden Dielen fraßen an seinen dunklen Socken. Er musste sich auf den Zehen vorarbeiten. Bei jedem Schritt zerriss es ihm die Brust. Die Tür war nur wenige Zentimeter hinter ihm.
Dann schlang er sich die Schöße des Asbestmantels um die Arme und ging durch den Rauch. Patrick hätte schwören können, dass er seine Haut im Feuer verlor. Er roch sein eigenes gekochtes Fleisch. Er war an der Treppe angelangt. Die Geländer brannten lodernd. Er musste vornübergebückt klettern, um sich nicht zu entflammen.
Patrick konnte nicht mehr weit vom Gebetsraum weg sein. Er hörte Glas zerspringen. Er musste im Winterzimmer sein. Er versank in Matratzen auf dem Fußboden. Seine Füße verfingen sich in den Decken und Kissenbezügen der Guzmanns. Patrick trat sie mit einem Schlenkern seiner Strümpfe zur Seite. Auf seinen Lippen backte die Spucke zu einer Kruste, während er nach der Tür zur Kapelle tastete. Er war in einem anderen Raum. In Hughies Arbeitszimmer? In der brüchigen Toilette der Schul? Patrick fand sich wieder zurecht: Seine Knie stießen gegen einen Betstuhl. Wenn er an den Betstühlen vorbei und fünfzehn Schritte nach Norden ging, umging er das Lesepult und würde direkt gegen den Schrein prallen.
Doch seine Berechnungen ließen ihn im Stich. Er musste im falschen Winkel abgebogen sein. Er hatte sich im Gebetsraum verlaufen und kratzte am Holz. Der Rauch hatte ihn seiner Sinne beraubt. Er suchte nach den bleigefassten Fenstern seines Vaters, diesem Glasdickicht in der Nordwand. Sein Feuerwehrmantel bekam Sprünge. Die Ärmel waren kaputt. Der Asbest um seinen Schädel gab ein gemeines Krachen von sich. Ein übelriechendes, schwelendes Gas schwamm in der verbrauchten Luft herum. Es drang in Patricks Augen, Nase und Lunge und setzte sich an den Säumen seines Mantels ab. Sein Haar fing stellenweise Feuer. Er taumelte vorwärts und rückwärts und schlug auf seinen eigenen Kopf ein. Er sah, wie eine winzige Flamme an einem golddurchwirkten Lappen hochzüngelte. Das war der irische Vorhang, der über der Tür des Schreins hing. Patrick hopste wie ein Verrückter, und sein Skalp stand in Flammen, aber er hatte den Schrein aus Bagdad gefunden.
Vor der Schul sagte Rabbi Prince Kaddisch für Patrick Silver. Er hatte in ganz Amerika noch keinen feuerfesten Iren kennengelernt. Es musste einen verrückten Engel geben, der an der Mauer der Kapelle kauerte, in Elias Stuhl, einen Engel, der mit Leidenschaft Kirchen und Synagogen niederbrannte. Welcher der Engel in der Mischna und der Gemara war ein Brandstifter?
Die Guzmanns standen neben Hughie und murmelten ihre eigenen Gebete. Sie wussten, wie man um einen Angestellten trauert. Der Ire war von Moses engagiert worden. Er hatte Jerónimo gehütet, Papas anderen Jungs Freundlichkeit entgegengebracht, sie zu der kleinen Goie geführt und alle Guzmanns (bis auf den Fuchs) in seiner Schul verborgen. Selbst, wenn Isaac ihn von der Straße holen sollte, würde Papa Kerzen ins Zuchthaus schmuggeln und sie für Patrick Silver anzünden. Kein Gefängnis konnte die Guzmanns daran hindern, ihre Schuldigkeit zu tun. Sie würden ihren Mitgefangenen vorsingen (auf englisch, spanisch und auf portugiesisch), wie tapfer sich Patrick im Krieg mit Isaac dem Scheißer gehalten hatte. Papa würde keine Gefängnismesse besuchen, ohne Patricks Namen herauszuschreien. So würde der Ire nie in Vergessenheit geraten.
Am Eingang der Schul kam es zu Unruhe. Die Tür war aufgeflogen. Rauch quoll heraus. Die Feuerwehrmänner wussten Erscheinungen, die aus einer Synagoge tanzten, nicht zu würdigen. »Mist«, sagten sie. »Der arme Kerl.« Ein Gespenst taumelte mit einem Schrank auf dem Rücken auf den Bürgersteig. Es bestand nur aus einem Augenpaar, das aus einem geschwärzten Gesicht ragte. Es trug ein zerfetztes Unterhemd. Seine Strümpfe waren eingeschrumpft. Rauch kam aus seiner Stirn.
Die Feuerwehrmänner waren entsetzt. Sie versuchten, das Gespenst in ihre Asbestmäntel zu hüllen. Die Erscheinung wollte sich nicht von Feuerwehrmännern ersticken lassen. Ihre Lippen teilten
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