Das Isaac-Quartett
Erwerbstätigkeit, für ihre Karriere bei Zorro und anderen Zuhältern. Er hatte die Absicht, das Hurenkind zu heiraten. Wenn es sein musste, würde er sie dem Fuchs abkaufen. Patrick war kein dämlicher Reformator. Er wollte Odile von der Straße holen. Das war es. Das Alter der kleinen Goie war nicht unziemlich. Neunzehn? Sie konnte im Keller einer Synagoge aufwachsen und für nur einen Mann huren, für Patrick Silver.
Seine Hingabe fing an, sie zu ängstigen. Sie schmiegte sich an seine Brust und hätte jede seiner irischen Schrullen befriedigt, wenn er es gewollt hätte, sogar in Guinness gebadet, aber sein Gefasel über Synagogen und Bräute hielt sie nicht aus. Die Guzmanns hatten ihr das Thema Heirat verleidet. Patrick wollte nicht mit seinen Brautgesängen aufhören. Um ihn abzukühlen, erzählte sie ihm von ihren Eskapaden mit Herbert Pimloe, Wiatt Stone (Odile musste ein bisschen lügen), Zorro, ihrem Onkel Vander und Coen.
Patrick konnte ihr nicht zuhören. Eine Reihe von Wimmerlauten drang aus dem Schlafzimmer. Jerónimo wachte auf. Die Geräusche klangen nicht nach Hungerqualen. Patrick stieg in seine Hose. Er nahm an, dass sich das Baby außerhalb der Synagoge einsam fühlte. Er sah ins Zimmer: Jerónimo lag mit den Knien im Gesicht auf Odiles Bett. Patrick verstand seine gepeinigte Lage nicht. Jerónimo kreischte jetzt. Odile rief aus ihrem triefenden Bett: »Hat er seine Faust verschluckt?«
Das Baby hatte sein eigenes Repertoire an Lauten. Patrick kannte die meisten. Er konnte unterscheiden, wann Jerónimo am Verhungern, krank oder schläfrig war. Doch dieses Kreischen verdutzte ihn, bis er die Melodie dahinter entdeckte. Jerónimo machte die Sirene eines Feuerwehrautos nach. Er hatte unglaubliche Ohren. Er konnte ein Geräusch auf zehn Straßen bestimmen, ein Feuerwehrauto in der Houston Street begleiten. Patrick rührte sich erst, als er das gleiche Kreischen vor dem Fenster hörte. Er zog seine Socken schneller an, als Jerónimo zwinkern konnte. Er küsste Odile nicht, und er strich Jerónimo auch nicht über den Kopf. Patrick hatte keine Zeit für kleinere Leidenschaften. Er murmelte: »Esau, steh mir bei«, und rannte die Treppe runter.
Die Schul stand in Flammen. Rauch drang aus den Dächern. Die Mauern knisterten. In den Buntglasfenstern zeigten sich Ritzen. Patrick drängte sich durch die Menge, die sich in der Bethune Street versammelt hatte, um die Synagoge brennen zu sehen. »Bahn frei, Leute!« Die beiden Feuerwehrwagen, die an der Kreuzung standen, rührten sich nicht. Ein vereinzelter Feuerwehrmann schwankte dicht vor der Schul auf der ausfahrbaren Leiter des Feuerwehrautos und stieß mit einer Spitzhacke aus Metall gegen die Fenster des Betraums. Andere Feuerwehrmänner rollten enorme Längen Schlauch ab. Die Schläuche führten nirgends hin. Sie schlängelten sich zwischen den Beinen der Feuerwehrleute und rieben sich am Rinnstein. Einer der Feuerwehrmänner sagte etwas über den Wasserdruck im Juli.
»Der Trottel weiß noch nicht mal, welchen Monat wir haben«, murmelte Patrick vor sich hin. Ein Leiter des Einsatzes war nicht auffindbar, aber Patrick fand die Guzmanns und Rabbi Prince hinter dem zweiten Feuerwehrauto. Jorge lag auf seinem Krankenhausbett.
»Um Gottes willen, was ist passiert?«
Papa hatte eine schmutzige Nase. »Wer weiß das, Ire? Das Feuer ist nicht aus unserem Zimmer gekommen. Es hat im Keller angefangen. Noch ein paar Minuten, und Jorge wäre der Rauch aus dem Arsch gekommen. Wo ist das Baby?«
»In Sicherheit, Moses. Er spielt mit Odile.«
Patrick wandte sich an Rabbi Prince. »Hughie, was hast du rausgeholt?«
»Nichts außer Jorge Guzmann. Und damit hatten wir schon reichlich Schwierigkeiten.«
»Der Schrein meines Vaters«, sagte Patrick mit grimmigem Blick. »Habt ihr den in der Schul gelassen?«
»Ich habe nur ein Paar Schultern, Patrick Silver, und die sind krumm. Für Jorge und den Schrank war nicht genug Platz auf meinem Rücken.«
Warum stand er hinter einem Feuerwehrauto und fragte Moses und Hughie aus, wenn der Schrank in der Schul stand? Hughie konnte die Wahnsinnsgedanken unter Patricks buschigen Augenbrauen lesen. »Jesus Christus, ich bin ab und zu ein Rabbi. Hätte ich den Schrein nicht gerettet, wenn ich gekonnt hätte?«
Aber Murray hatte einen starrköpfigen Jungen. Patrick riss einem Feuerwehrmann den Asbestmantel vom Rücken. Andere Feuerwehrleute schrien ihn an. »He, du Arschloch, da kannst du nicht rein!« Patrick hob sie
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