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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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sich. Die Zähne waren verkohlt. Die Zunge war ekelhaft gelb. »Weg hier«, sagte Patrick. »Ich hab noch was zu tun.«
     
    Fünf Kriminalbeamte platzten in Isaacs Allerheiligstes. Die Krawatten waren aus ihren Krägen gerutscht. An ihren Hemden fehlten Knöpfe. Ihre Halfter hingen schief.
    »Der verrückte Patrick ist hier …«
    »Er ist angezogen wie ein Nigger, Sir. Mit schwarzen Lumpen.«
    »Wir haben ihn erst für einen Rastafari gehalten. Hängt einfach die Sicherheitsbeamten ab. Fast hätte ich den Scheißkerl erschossen.«
    »Was will er von uns? Er hat Morris in den Arsch gebissen.«
    »Sollen wir den verrückten Patrick in den Keller bringen, Sir? Wir könnten ihn an einen Aktenschrank ketten und ihn fertigmachen.«
    Isaac starrte seine fünf Untergebenen an, die in seinem Büro Terror machten. »Geht zart mit St. Patrick um. Ich habe ihn zum Tee eingeladen.«
    Von Isaacs Tür her bebte es. Man konnte das Schleifen von Knien auf dem Boden hören. Patrick humpelte mit zwei weiteren Beamten, die an seinen Knöcheln und Rippen hingen, ins Büro. Sein berühmtes Unterhemd hatte keine Ärmel mehr. Der Spalt zwischen seinen Pobacken schaute oben aus seiner Hose raus. Seine Zehen kringelten sich aus den Socken. Er hatte Blut und dunkle Schmiere im Gesicht, wie Ruß von einem Feuersturm.
    »Isaac«, sagte er mit einem fremden Arm im Mund. »Gehören diese Kerle zu deiner Feuerpatrouille? Haben sie ein Gebet über das Kerosin gesprochen? Du hättest die Finger von meiner Schul lassen sollen. Wenn ich an deinen Glühwürmchen vorbeikomme, zeige ich dir, wie so was in Limerick gehandhabt wurde. Ich reiß dir den Pimmel aus und schlag ihn dir auf den Kopf.«
    Isaac kam hinter den hölzernen Barrieren seines Kommissarschreibtischs raus. »Du Ersatzire. Das einzige Limerick, was du je gesehen hast, war das Schamhaar deines Vaters. Auf dein stinkiges irisches Hemd fällt kein Schwein rein. Du bist in der Nähe der Hudson Street geboren, wie wir alle. Bloß hat dich dein Vater mit ausgedienten Jarmulken gewickelt.«
    Patrick wehrte sich gegen die Beamten, die auf seinen Rippen saßen. »Bring noch einmal meinen Vater ins Spiel, und ich schicke dich zu den Würmern, Mr. Sidel.«
    »Lasst ihn aufstehen«, sagte Isaac. »Ich hab sein Gefasel satt. Ich erwarte dich, Silver. Jetzt komm schon, steh auf.«
    Die Kriminalbeamten, die rittlings auf Patrick saßen, lösten ihren Griff. Er sprang auf und ging Isaac an die Kehle. Die beiden wirbelten mitten im Zimmer herum. Die Bullen in Isaacs Büro konnten nicht glauben, dass ein gewöhnlicher Mann wie Patrick Silver, ein Entsprungener des Gummiknüppeltrupps und der Pförtner einer Schul, es wagte, mit dem amtierenden First Dep zu ringen. Sie stürzten sich auf Patrick Silver, knufften ihn und krallten sich in sein Hemd; verkohlte Baumwollstücke lösten sich von Patrick Silver und blieben an ihren Fingern hängen. Der First Dep schrie sie an. »Haltet euch raus. Patrick gehört mir allein. Jeder von euch Scheißkerlen, der sich einmischt, bekommt es mit mir zu tun.«
    Folglich mussten sie von ihm ablassen. Sie steckten ihre Finger in Polizistentaschentücher und sahen zu, wie sich Patrick Silver und der First Dep auf dem Boden wälzten. Sie waren ratlos. Sie wussten nicht mehr, wie sie ihren Chef beschützen sollten. Die Lederspitzen ihrer Schuhe wären durch den Schädel jedes irischen Riesen gedrungen. Aber Isaac gab ihnen kein Stichwort. Ihnen blieb noch, die Tür zuzumachen und den Ringkampf auf einen einzelnen Raum zu beschränken, damit sich die Neuigkeiten nicht im gesamten Präsidium rumsprachen. Die Geschichte von Isaac, der mit mürben Stoffresten im Gesicht auf dem Boden kroch, hätte sich sofort zu den anderen Abteilungen ausgebreitet, wäre durchs ganze Haus gegangen, und jeder Bulle in Manhattan hätte gewusst, dass sich Isaac auf einen Ringkampf mit einem Pförtner eingelassen hatte.
    Protokollfragen interessierten Isaac nicht; er hatte einen Daumen in seinem Adamsapfel. Er geriet nicht in Panik, schrie nicht um Hilfe; er war gewalttätige Männer gewohnt. Er hatte sechs Monate an Jorge Guzmanns Seite überlebt, oder etwa nicht? Isaac hatte seinen Anteil an Narben abgekriegt; Kerben in der Stirn von einer Bande hammerwerfender Junkies, einen Fleischknubbel am Kiefer, den ihm ein verrückter Dieb mit einer Drahtschere verpasst hatte. Isaac hatte gegen die Banditen aller fünf Bezirke gekämpft und es lebendig überstanden. Er würde keinem irischen Riesen

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