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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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lang hab ich ihren Dreck gefressen.«
    »Hast du erwartet, dass Papa dich auf beide Augenbrauen küsst? Er hat deine Maskerade durchschaut. Isaac, der in Ungnade gefallene Chef. Der Typ, der Manhattan aufgegeben hat, um in einen Süßwarenladen einzuziehen. Ich war damals nur ein mieser kleiner Polizist, unbedeutend, aber unter der Obhut des First Deputy, und selbst ich konnte nicht glauben, dass Isaac der Reine es über sich bringen könnte, Bestechungsgelder von Spielern anzunehmen. Du warst nur dann groß in Logik, wenn du deine hübschen, kleinen Seekarten über das Innenleben von Verbrechern entworfen hast, als sei es ein Ozean aus Glas, über den du mit deinen Lederschuhen schlittern könntest.«
    Patrick wurde die Zunge unter der Nichtigkeit seiner eigenen Worte schwer, aber damit ließ er Isaac noch nicht davonkommen. »Deine Logik stinkt. Du hättest auch ohne deine plumpen Geschichten in der Bronx Urlaub machen können. Aber warum wolltest du eigentlich so unbedingt mit den Guzmanns schlafen? Haben dich Papas behaarte Beine angemacht?«
    »Nein«, sagte Isaac. Der Kognak brannte in dem Loch in seiner Backe, das Silver ihm gemacht hatte. Isaac trauerte um seinen verlorenen Zahn. Die wunden Stellen in seinem Zahnfleisch ließen ihn fast vom Teppich abheben.
    »Nicht Papa«, sagte er. »Nicht Jorge, nicht Zorro. Mir geht es um Jerónimo.«
    Patrick grauste, als er in seine Teetasse sah. »Verdammt noch mal, Isaac. Komm mir bloß nicht wieder mit der alten Geschichte. Ich schreie. Ich pisse dir an die Wände, wenn du jetzt wieder mit dem Lippenstift-Freak anfängst.«
    »Jerónimo ist ein Vögele.«
    »Ein schöner Vogel«, sagte Patrick. »Er macht sich gut bei Zorros Frau. Soll ich dir sagen, wie oft er schon in ihr Bett gekrochen ist?«
    »Du meinst die große Odile? Ich dachte, sie sei mit Herbert Pimloe verheiratet. Dieses Mädchen pennt jede Nacht mit einer Armee. Nenn mir einen Mann, der Odile nicht gefickt hat.«
    Patrick scherte sich keinen Furz um das Porzellan des Kommissars. Er hätte in die Teetasse gebissen und Isaac mit den Scherben beschenkt, aber er wollte ihn vom Thema Odile abbringen. »Haben wir nicht über das Baby gesprochen?«
    »Ich bin mir ganz sicher«, sagte Isaac. »Ein Vögele, das verspreche ich dir. Er verstümmelt gern kleine Buben. Was kann man von einer Familie von Zuhältern erwarten?«
    »Du irrst dich. Moses hat seine Jungen nicht dazu erzogen, auf einem Dach über Kleinkinder herzufallen. Schließlich ist das Baby in meiner Obhut. Ich kenne seine Gewohnheiten genau. Ich wüsste, wenn er auf den Dächern rumflippen würde.«
    »In letzter Zeit sitzt er zu Hause fest. Seit die Guzmanns bei dir eingezogen sind. Das Baby ist schüchtern, wenn sein Vater da ist. Aber das wird nicht anhalten. Die Verrücktheit liegt ihm im Blut. Eine Weile wird er auf seinen Händen sitzen, aber dann sticht es ihn. Wie lange kann man von weißer Schokolade leben? Ich gebe ihm noch eine Woche, und dann macht er wieder Jagd auf kleine Buben.«
    Patrick hatte keine Lust mehr auf Kognak aus einer Teetasse. Er hielt sich an einer Ecke von Isaacs Schreibtisch fest und zog sich auf die Füße.
    »Was hast du vor, Isaac? Willst du auf jedem Dach einen Zwerg aufstellen?«
    »Das ist nicht nötig. Bist du blind? Ich habe so viele Männer in der Hudson Street stehen, dass sie Nadeln vom Boden aufsammeln könnten. Wir ertappen ihn auf frischer Tat.«
    »Isaac, aus welchen Fingern hast du dir diesen Scheißdreck gesogen? Warum ziehst du nicht mit deinen Leuten los und steckst noch ein paar Synagogen an, du widerlicher, fetter Sack.«
    Patrick floh auf wankenden Fußgelenken aus dem Raum. Der Tee hatte ihn besoffen gemacht. Er kam an einem Labyrinth von Büros vorbei, die gesteckt voll mit den Leuten des First Deputy waren. Sie hatten ein hinterhältiges Lächeln für ihn übrig. »Der verrückte Patrick.« Das waren Isaacs Schlangen. Patrick konnte sie ignorieren. Er grübelte über Wichtigeres nach. Der Chef hatte ihn als Ersatziren beschimpft, einen Jungen von der Bethune Street. Ich bin so irisch, wie das Ekel von Killinane, hätte Patrick ihm sagen sollen. Er hatte sein Irland aus dem Hals einer Guinness-Flasche gesogen, hatte Geschichte und Magie in den Kings of Munster studiert, auf den Knien von Murray Silver.
    Isaacs Männer hörten ihn vor sich hin stöhnen. In seinen Augen stand ein eigentümlicher Blick, in den Augen des heiligen Patrick der Synagogen. Seine Lippen bewegten sich mit unglaublicher

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