Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
»Manfred, nimm mich mit ins Dwarf. «
    »Ich gehe heute nicht ins Dwarf, Arnold. Wenn ich hingehe, nehme ich dich mit. Aber für heute reichts mir.«
    Arnold humpelte ins Hotel. Coen rief ihm nach: »Soll ich dir was Leckeres raufbringen?«
    »Ich habe keinen Hunger«, rief Arnold zurück.
    »Willst du mir bei Schiller zuschauen?«
    »Heute nicht.«
    Coen hatte keine Lust mehr, Tischtennis zu spielen. Schiller würde ihn daran erinnern, wie oft sein Tisch geschrubbt werden musste. Dem Dwarf wollteer auch nicht zu nahe kommen, ganz gleich, wie viel Odile ihm helfen konnte. Vor drei Jahren hatte Coen das Dwarf fürden First Dep erkundet. Er hatte sich extra Pumps, einen Rock und eine Perücke aus den Beständen der Detectives geholt, um reinzukommen. Die Rausschmeißerinnen konnten Bullen riechen und tasteten ihn an der Tür ab. Coen hatte keine Waffen bei sich. Er tanzte mit einer Bibliothekarin aus Brooklyn. Die Bibliothekarin hatte einen hübschen Busen und eine Hand, die Coens Rückgrat entspannte. Er kniff die Beine zusammen, um seine Erektion zu unterdrücken. Er war schon so gut wie verliebt. Der Gedanke, der Bibliothekarin zu sagen, dass er kein Mädchen war, quälte ihn. Sie würde ihn anspucken. Die Rausschmeißer würden ihm die Arme ausreißen. Beide Mädchen waren kräftig. Er war vor lauter Flüstern schon heiser. Die Bibliothekarin nutzte seine Betörtheit. Sie wollte Geld von Coen. Sie war beim Dwarf engagiert. Coen drängte Isaac zu einer Razzia. Isaac hielt ihn hin. Coen ging wieder zur Einsatzstreife. Schließlich teilte Isaac ihm mit, die Razzia könne nicht stattfinden. Die Staatsanwaltschaft hatte es vermasselt. Ein großes Tier im Rathaus hatte eine Zwillingsschwester, die praktisch im Dwarf wohnte.
    Coen entschloss sich, seine wiederverheiratete Frau zu besuchen. Daher ging er zur Central Park West. Der Portier teilte ihm mit, Stephanie sei nicht zu Hause. »Ich habe ihren Schlüssel«, log Coen. Er öffnete Stephanies Wohnungstür mit dem Sortiment von Dietrichen, das Isaac ihm gegeben hatte. Er holte sich einen Imbiss aus dem Kühlschrank, strich feinsten Dijonsenf auf Käsecracker und trank ein Glas portugiesischen Wein. Charles Nerval, Stephanies anderer Mann, war mit seinen übertriebenen Forderungen in der Zahnklinik in der East Bronx reich geworden. Coen zog seine Hose aus, schnallte den Halfter ab und suchte sich einen von Charles’ kuscheligen Morgenmänteln. Er war mit Stephanie und Charles auf die Hochschule für Musik und Bildende Künste gegangen. Coen, der Eier anmalen und die Knöchel seines Vaters zeichnen konnte, war aufgenommen worden, weil es der Schule an Jungen fehlte. Charles, dessen Vater Lumpensammler war, spielte Geige. Stephanie spielte Flöte. Als Wanderpokal der älteren Jungen sprach sie nur selten mit Charles oder Coen. Sie machte in Oberlin weiter, zog nach ihrem Abschluss mit dem Dekan für Musik zusammen, züchtete in Ohio Tulpen, brachte eine Abtreibung hinter sich, kam nach New York zurück, traf Coen auf der Straße und heiratete ihn. Coen legte sich zur Entspannung in Stephanies und Charles’ Badewanne, sein Weinglas auf dem Waschbeckenrand. Er probierte Charles’ belebende Kräuter aus und saß bis zum Kinn im Schaum. Er hörte nicht, wie Stephanie hereinkam. »Schuft«, sagte sie vor ihren Kindern, Alice und Judith, die identisch angezogen waren. »Wer hat dir die Erlaubnis gegeben, hier einzubrechen?«
     
    Sie freute sich, Coen zu sehen, und sie schämte sich, sich einzugestehen, dass die Kinder ihn lieber mochten als Charles. Er runzelte die Stirn und wollte von Judith und Alice geküsst werden. Wenn Elmo ihn nicht abgelenkt hätte, hätte er wohl einen Bonbonladen für die Mädchen ausgeraubt und wäre mit Lakritz, kandierten Orangenscheiben und Pfefferminzklumpen entwischt. Stephanie legte Coen Handtücher zurecht. Als fruchtbares Mädchen hatte sie Kinder mit ihm haben wollen. Zu diesem Zeitpunkt, kurz nach dem eigenartigen Tod seiner Eltern, hatte Coen größere Familien gescheut. Jetzt, nachdem er von Stephanie fort war, liebte er die beiden Mädchen und wollte nicht zulassen, dass sie ihn Onkel nannten, nur Dad oder Freddy Dad war ihm recht. Durch diese Hingabe, die er den Mädchen entgegenbrachte, fühlte sich auch Stephanie zu Coen hingezogen. Sie war niemals über die reine Farbe seiner Augen hinweggekommen.
    »Freddy, so nackt sollten dich die Mädchen nicht sehen.«
    »Wer sagt das? Ich bin doch unter dem Schaum. Gucken Sie bei Charles

Weitere Kostenlose Bücher