Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
Vom Netzwerk:
wanderte von der Polizeischule zum First Dep, vom First Dep zur Mordkommission, ohne einen Pornografieladen überfallen zu wollen. Er umkreiste den Busbahnhof von Port Authority und bemerkte schwarze Zuhälter in Buicks und Cadillacs auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie winkten ihm zu, wenn er sie ansah und machten ihre automatischen Fenster auf und zu, damit Coen ihre Gesichter nicht erkennen konnte. Die Zuhälter waren allein. Kein Bauernmädchen mit zerfleddertem Schulranzen war zu sehen. Coen stolperte über einen beigen Sedan de Ville, der sich am Ausgang des Bahnhofs zur Ninth Avenue zwischen zwei Taxis gedrängt hatte. Einen anderen weißen Zuhälter fand er nicht. »Elmo Baskins?«
    Elmo machte ihm keinen Platz, und Coen musste sich ans Fenster lehnen. Bei Coens Erscheinen polierte er mit einem trockenen Finger die Spitzen seiner Plateauschuhe. Er trug Ringe an den kleinen Fingern und funkelnde Manschettenknöpfe. »Wer will was von mir?«
    Coen sagte auf gut Glück: »Vander Child.«
    Elmo lachte sich in den Armel. »Childs engagierte Killer? Über so was kann ich mich kaputtlachen. Sie müssen Coen sein, der kleine Bulle, dem ganz Manhattan gehört.«
    Coen ließ sich auf den Sitz fallen und versuchte, den Zuhälter einzuschüchtern. »Entweder du redest mit mir, Elmo, oder du kannst dich beim Staatsanwalt ausheulen. Es trägt nicht zu deiner Beliebtheit bei, wenn du Mädchen aus Privatschulen klaust.« Er bohrte drei Finger in die Luft. »Das steht für Unzucht, Vergewaltigung, Verschleppen Minderjähriger über die Staatsgrenzen. Niemand mag Kidnapper.«
    Elmo kaufte ihm den Bluff nicht ab. »Klar, Mann, ich bin sofort dabei. Ich chauffiere dich. Buchte mich ein.«
    »Elmo, wie läuft der Sklavenhandel? Wohin hast du Childs Tochter gebracht?«
    »Schleich dich, Mann.«
    Sie saßen dort, ohne einander zu berühren, vielleicht fünf bis acht Zentimeter voneinander entfernt; Elmo hauchte seine Ringe an, und Coen wünschte, er könnte Pimloe vergessen und wieder auf Mörderfang gehen, bis Arnold von links kam und Elmo gegen Coen stieß. Elmo tobte. »Du schleppst mir Puerto Ricaner an?« Arnold hatte bereits ein Zwei-Dollar-Säckchen Heroin in Elmos Aschenbecher fallenlassen (das Zeug kam von Betty). Er erwartete, dass Coen sich den Zuhälter vornehmen würde. Arnold war nicht nervös. Das war nicht der erste Cadillac, den er beschmutzte. Elmo kaute auf seiner eigenen Spucke herum. Er hasste es, zwischen einen Bullen und einen Spitzel zu geraten. Erst schnaubte er. Dann sah er Arnolds Schwert. Coen war überrascht. Der Zuhälter hatte seine Knie nicht mehr unter Kontrolle. Nur ein Verrückter hätte am Times Square ein Schwert getragen. Unter solchen Irren war Elmo nicht sicher. Die waren fähig, seine Polsterbezüge aufzuschlitzen. »Der, den du suchst, ist Guzmann.«
    »Wieso Guzmann?«
    »Er trägt eine Fehde mit Child aus.«
    »Vander sagt, dass er César nicht kennt.«
    Elmo verlor allmählich den Respekt vor dem Schwert. Er spielte mit seiner Spucke. »Wie lange arbeitest du schon für ihn?«
    »Glaubst du, César hat die Kleine geschnappt?«
    »Nicht César. Aber er kann dir sagen, wo sie ist.«
    »In Peru?«, sagte Coen.
    Elmo spottete: »Nach Peru gibt es keine Direktverbindung.«
    »Gibst du mir Césars Adresse?«
    »Das kann ich nicht, Coen, ich schwöre es dir. Er hat eine ganze Reihe von Wohnungen. Für seine Glücksspiele. Er verlegt sie ständig. Deshalb könnt ihr ihn nicht fassen.«
    »Schleichst du für César um die Carbonderry School rum? Die an der Neunundachtzigsten.«
    »Neunundachtzigste? Mann, so weit oben bin ich nie.«
    »Was ist mit Childs Nichte? Odile. Kennst du sie?«
    »Die Puppe mit den langen Beinen und der engen Spalte? Die dreht Pornos. Sie geht oft ins Dwarf. Das ist eine Lesbenbar an der Dreizehnten. Ausschließlich für Mädchen. Da kommst du niemals rein, Coen. Die Rausschmeißerinnen scheren sich nicht um Dienstabzeichen.«
    »Ich war im Dwarf, Elmo. Sag mal, streiten César und Child um die Rechte an Odile?«
    »Ich bin nicht sicher.«
    Neben Coen im Taxi zu den Siebzigern schmollte Arnold. Er wünschte, er hätte den Zuhälter aushorchen können. Er trug drei Socken und einen aufgeschnittenen Schuh über seinem kaputten Fuß. Das Schwert lag auf seinen Knien. »Du hättest mehr fragen sollen, Manfred«, quengelte Arnold an jeder fünften Straßenecke. Coen war ihm ohnehin dankbar. Allein hätte er Elmo nicht geknackt. Sie hielten vor Arnolds Zimmer an.

Weitere Kostenlose Bücher