Das Isaac-Quartett
nicht nach, was er hat?«
Sie sammelte ihre Kinder zusammen, brachte sie in ihr Zimmer, kramte ihre Spielzeugkiste heraus und kehrte zu Coen zurück. Er war damit beschäftigt, sich den Hintern abzutrocknen. Die Haare auf seinem Bauch trockneten in der Form eines Baumes. »Warum läufst du nicht rum und suchst den Irren, der kleine Jungen verstümmelt?«
»Ich bin nicht allzu beliebt, Steff. Der Chef, der den Fall leitet, will mich wahrscheinlich nicht haben. Ich könnte seine Leute verseuchen. Sie können mir nicht vergeben, dass ich Isaacs Schüler war.«
»Wie geht es diesem einsamen Schurken?«
»Isaac? Der neue Mann des First Dep behauptet, dass er für die Guzmanns arbeitet. Ein Schmock namens Pimloe. In den letzten Tagen hat er mich rumgehetzt wie blöd.«
Genau dieses bärbeißige Bullengerede war es gewesen, was Stephanie von Coen entfernt hatte; Charles hatte seichtere Augen, er wusste nichts mit seinen eigenen Töchtern anzufangen, sein Unterleib war weich, aber er schimpfte und fluchte nicht aus den Mundwinkeln. Coens Vokabular war großenteils von Isaac übernommen. Doch sie musste nicht mehr mit ihm zusammenleben und brauchte daher nicht mehr so zänkisch zu sein. Sie berührte sein Schlüsselbein. Coen fing sie mit dem Handtuch. Sie küssten sich an den Duschvorhang geschmiegt, Coens Zunge in ihrer Kehle. Charles wusste nicht, wie man küsst. Er knuddelte sie eine Minute lang, schnaubte einmal und fiel auf die Kissen zurück. Coen konnte mit einem einzigen Finger alle empfindsamen Stellen von ihren Schulterblättern bis zur Mitte ihrer Schenkel ausfindig machen. Doch sie hing nicht wegen seiner exzellenten Fähigkeiten an Coen. Wenn er sie hielt, fort von ihren Kindern, ihrem Mann, den Erinnerungen an ihre Flöte, spürte sie den traurigen Zugriff eines Mannes, den der Verlust seiner Eltern verrückt gemacht hatte, eines Mannes, der weit über die Grenzen eines Detective oder eines Superbullen hinausging.
Später, als sie Charles, Alice, Judith und Coen etwas zu essen machte, waren Stephanie die geröteten Streifen an ihrem Nacken peinlich. Sie legte Charles die größten Portionen auf. Als er seine Kartoffel aus der Folie schälte, bekam Coen schlechte Laune. Wenn Charles mehr gegen ihn gehabt hätte, hätte er sich jetzt nicht über eine gebackene Kartoffel gebeugt. Er, Coen, hätte keinen früheren Ehemann um sich haben können. Doch wenn Coen da war, war Charles weniger der berechnende Geschäftsmann; er war knabenhafter und war sich seiner Töchter und seiner Frau bewusster als sonst. Er faltete einen Hut aus Judiths Serviette. Er probierte Alices Spinat. Er nannte Stephanie »Mrs. Coen«. Coen hatte ihn in der Schule beschützt, Jungen aus der Nachbarschaft davon abgehalten, sich über Charles’ Geigenkasten lustig zu machen. Selbst damals hatte Charles sich über Coen amüsiert, der nach Eiern roch und nicht zeichnen konnte. Trotz seiner blauen Augen und seiner Blondheit war Coen bei Mädchen der Schüchternere gewesen. Charles war derjenige, der in seinem Geigenkasten Präservative bei sich trug, der mit dem Geigenbogen BHs aufmachen konnte, der Coen eine Ehefrau weggeschnappt hatte.
»Mehr Karotten«, grunzte er. »Mehr Erbsen. Manfred, schießt du nicht mehr auf Übungsständen?«
»Nein, ich spiele stattdessen Pingpong.«
Judith biss auf ihren Eislöffel. »Was ist Pingpong, Daddy Charles?«
»Frag deinen Daddy Fred.«
Stephanie brachte die Kaffeetassen und erbot sich, es Judith zu erklären.
»Das ist was für Blödmänner«, sagte Coen. »Für Leute, die die Sonne nicht ausstehen können. Wir hauen mit Gummisandwiches kleine Bälle über einen grünen Tisch.«
Mit einem Apfel in der Hand fuhr Coen im Aufzug nach unten. Er sah rote Haare im Gebüsch auf der anderen Straßenseite. Er rannte in den Park. »Chino«, schrie er. »Komm raus. Lass dich anschauen.« Aus den Büschen kam kein Laut. »Wenn du mich weiterhin beschattest, leg ich dich um, Reyes.« Mit gezogener Pistole sauste Coen weiter in den Park hinein. Dabei verlor er seinen Apfel. Er benahm sich wie ein Trottel.
Die ältere Rausschmeißerin des Dwarf, frühere Boxkönigin im Frauenuntersuchungsgefängnis, hieß Janice und hatte Odile unter ihre Fittiche genommen und fühlte sich zur Anstandsdame berufen. Sie mischte sich ein, sobald Dorotea ihre Hand zu nah an Odiles Dreieck legte. So nah an der Bar ließ Janice keine Knutschflecken und kein Trockenvögeln zu. Niemand unter den Stammgästen, ob klein oder
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