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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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liebliche Fleischmonde, als sie den Iren und seine Flaschen in ihre winzige Wohnung holte. Seine geballte Leidenschaft brach durch. Odiles Hals war mit Flecken von Patricks graubehaartem Kinn übersät. Er schlief mit großem Ernst mit ihr. Mit einem lebenden Riesen im Bett konnte die kleine Goie kaum atmen. Seine Höhepunkte ließen die Wände beben. Bei einem seiner spektakulären Orgasmen dröhnte sein gesamter Körper.
    Nach dem Vögeln nuckelte er an seinen Flaschen und verschlang einen Laib Brot. Dann legte er sich zurück, rülpste, ließ einen fahren (das Timbre seines Furzens hätte einen kranken Hund heilen können) und sang Odile etwas vor, genuschelte Lieder, die sie in Schrecken versetzten.
     
    Es war einer, der hieß Jerónimo
    Der ist krank geworden, ganz krank
    Im Laden von seinem Papa.
    Er hat Moses gesehen, der gab
    Eis und Lakritz
    Eis und Lakritz an kleine Buben
    Und er wollte ihnen die Lippen anmalen
    Die Lippen anmalen
    Mit seines Vaters Stiften.
     
    »Jesus«, sagte Patrick, »wollten sie ihn mit einer Überdosis Halva heilen? Warum haben sie den Kerl nicht in ein Krankenhaus gesteckt? Hätte Papa nicht dafür sorgen können, dass keine kleinen Jungen in den Süßwarenladen kommen? Wer wird für die Kleinen beten, die auf den Dächern gestorben sind?«
    St. Patrick weinte mit Brot im Mund und spülte sich die Gurgel mit Guinness. Er entdeckte ein Rundschreiben auf Odiles Frisiertisch, eine Reklame für die Nude Miss America Follies. »Was ist das?«
    »Nichts«, sagte sie und riss ihm den Zettel aus der Hand. »Das hat jemand unter der Tür durchgeschoben. Verrückte Leute. Die können es einfach nicht lassen, neue Wettbewerbe zu erfinden.«
    »Ist das ganz unten auf der Seite ein Anmeldevordruck?«
    »Ist mir nicht aufgefallen«, sagte sie und steckte den Zettel in ihr Nachthemd. Wenn sie noch ein Lied über Jerónimo anhören müsste, würde sie laut schreien. Die Goie vermisste diese kauzige Familie. Die Guzmanns hatten sie ernährt, sie mit Kunden und mit Taschengeld versorgt. Eine einzige Postkarte hatte sie von Zorro bekommen. Dreizehn Worte hatte er für Odile hingekritzelt. »Gefällt mir hier. Man kann die Scheiße unter den Straßen riechen. Herzlichst César.«
    Odile ging auf die Zwanzig zu. Vor elf Monaten hatte sie sich aus der Pornofilmbranche zurückgezogen. Das Leben im Plaza hatte sie in Vergessenheit geraten lassen. Die Produzenten konnten die Finger nicht von ihren Titten lassen. Die Männer, die sie kannte, wollten die Gefühle einer Neunzehnjährigen nicht würdigen. Sie wollten eine Aufziehpuppe haben, ein Schätzchen mit Nippeln, die hart und weich werden konnten. Doch Patrick stand im Weg. Dieser idiotische Ire wollte ihr eine Heirat einreden. Am Ende würde er Odile noch zur Waschfrau machen. Sie würde die Unterhosen sämtlicher Rabbis in den Kings of Munster schrubben müssen.
    Odile musste mit dem Iren brechen. Solange St. Patrick das Haus bewachte, konnte sie keinen Penny verdienen. Sie packte einen Koffer mit Kosmetika und Unterwäsche und lief aus der Jane Street weg, als Patrick am nächsten Morgengebet teilnahm. Sie wählte einen guten Unterschlupf, in dem sie vor jedem Mann sicher sein würde. Es war eine Lesbenbar an der Dreizehnten Straße, The Dwarf. Im Dwarf konntesie im Hinterzimmer Pachisi spielen, Gurkensalat essen, während sie sich für die Nude Miss America Follies die Ballen mit Schmirgelpapier rieb. Nicht Eitelkeit war es, was Odile dazu nötigte. Sie brauchte keine zweitausend Männer, die die Geometrie ihres Schamhaars bewunderten. Es ging ums Geschäft und um nichts sonst. Wenn sie Siegerin wurde, konnte sie ihren Künstlernamen, Odette, wieder aufleben lassen und sich erneut als Pornoqueen etablieren.
    Die Rausschmeißerinnen des Dwarf waren breitschultrige Cousinen, Sweeney und Janice. Die Cousinen konnten Transvestiten, FBI-Agenten und Zivilbullen auf Meilen wittern. Sie waren beide in Odile verliebt. Seit mehr als einem Jahr hatten sie die kleine Nutte nicht mehr gesehen. Janice war nicht übermäßig erfreut, als Odile in ihre Räumlichkeiten eindrang. Dieses Mädchen verursachte Chaos im Dwarf. Barkeeperinnen wollten keine Drinks mehr mixen. Bargäste gerieten in Streit miteinander. Alle wollten mit Odile tanzen.
    Janice trat an ihren Tisch. Dieses Weibsbild hatte eine Gesichtsmaske aus Minze und Whiskey aufgelegt, hellgrüner Schlamm, der reine Haut bewirken sollte.
    »Schätzchen, draußen steht ein Mann. Ich glaube, der gehört zu

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