Das Isaac-Quartett
versteckte, während die Jungs von der Duke Street mit ihren Manschettenknöpfen ihr die Oberschenkel kitzelten. Sie schüttete Jameson’s in sich hinein, soff sich in einen fürchterlichen Nebel. Eines Nachts, als Mick oder Frenchy Pete ihr einen Ellbogen in den Rock legte, blickte sie auf, weil es Zeit war zu gehen. Und da sah sie ihren Mann im Bailey. Dermott. Der König höchstpersönlich. Seine Augen waren umwölkt und sie hätte Mick oder Pete, wie immer er hieß, ja gewarnt, aber der Bursche war viel zu sehr damit beschäftigt, die verschiedenen Schichten von Annies Unterwäsche auseinanderzuklamüsern. Der König stürzte sich nicht auf ihn. Er besaß zu viel Würde, um ein Pub zu verwüsten. Er wartete, bis Annie ihren Rock gerichtet und sich von der Bank erhoben hatte. Er schlug sie nicht im Bailey, ihr Mann doch nicht. Sie hätte ihm gern Leopolds Tür gezeigt. Bloom, Bloom im Bailey, aber sie war zu besoffen, um den Arm heben zu können. »Derm«, murmelte sie in die Wand. »Warum kaufst du nicht diese verdammte Tür, und wir nehmen sie mit nach Hause?«
Danach erinnerte sie sich an nicht mehr viel. Dermott musste sie irgendwie ins Shelbourne geschafft haben. Sie lag im Bett. Der König saß neben ihr. Sie konnte sein zitterndes Bein spüren. Es war ihr viel zu peinlich, ihn anzuschauen. Dermott hatte Schatten auf dem Gesicht, so, als hätte man ihm die Wangen abgezogen, als wären nur noch die Höhlungen unter der Nase.
Oh, Annie hörte das Messer, den Schmatz der aufspringenden Klinge. Sie hob ihren Kopf nicht vom Kissen, als er sie aufschlitzte. Die Züge waren sehr grob. Sie taten höllisch weh, aber sie jammerte und schrie nicht. Sie biss sich vor Schmerz auf die Zunge. Sie hätte das alles erduldet, hätte den Schnitt in ihrer Wange geliebt, wenn Dermott nur bei ihr geblieben wäre und seine böse Annie gepflegt hätte. Aber Dermott verschwand in ein anderes Zimmer. Es waren die alten Männer, die mit Watte und Verbandszeug herumsprangen. Sie starrten sie fischmäulig an. »Mutter Gottes!« Das war ihr ganzer Trost. Reihen von gelben Zähnen. Cootes alte Männer waren ihre Kindermädchen. Sie wechselten den Verband. Der König war wieder auf Reisen.
Sie fütterten sie mit Suppe, die Fischerleute. Sie ließen niemanden vom Hotel in Annies Nähe. Als der Verband runterkam, hielten sie ihr einen Spiegel hin. Annie wusste auch ohne Spiegel Bescheid. Der König hatte sie nicht in einem irrwitzigen, sinnlosen Wutanfall aufgeschlitzt. Sie war in jener Nacht sturzbesoffen gewesen. Aber für ihn war sie lebendig gewesen. Sie spürte jede Bewegung seines Handgelenks. Er hatte ihr sein eigenes Muster verpasst. Sie würde den Rest ihres Lebens Dermotts Namen auf der Wange tragen.
Schneewittchen mit einer Narbe, die sie verunstaltete … und vier gütige Zwerge. Sie fegten aus, wuschen ihre Wäsche im Waschbecken. Sie standen an ihrem Bett und wedelten mit einem komischen Ticket. »Du gehst nach Americky.«
»Wo ist mein Mann?«
»Tja, der König ist leider indisponiert. Er kann nicht kommen. Aber er hat das Ticket bezahlt.«
Sie brachten sie zum Flughafen, saßen bei ihr, bis es Zeit war, an Bord zu gehen. Sie rieben sich die Augen mit ihren Fingerknöcheln. Sie schnieften, als sie die Knöchel wieder senkten. Das waren dieselben Männer, die Gerald vor Bewley’s Café verprügelt hatten. So gemein und so nett konnten Sie sein.
»Verzeih uns, liebe Annie.«
»Es gibt nichts zu verzeihen.«
»Wir haben den König in die Duke Street geführt. Wir dachten, er würde dir ’ne Ohrfeige verpassen. An das Messer haben wir nicht gedacht.«
»So ist Dermott nun mal«, sagte sie. Sie küsste die Hände und Münder dieser alten Gauner, die sie gepflegt hatten, und flog fort nach Americky.
Jemand holte sie am anderen Ende des Ozeans ab. Martin McBride. Er stöhnte bei ihrem Anblick auf, sagte aber kein Wort. Sie ließen sie in Manhattan nicht verhungern, nein, nein, nein. Der Onkel hatte eine Wohnung für sie und eine gewisse monatliche Summe. »Annie, du wirst nie mehr arbeiten müssen.«
Sie sagte zu dem Onkel, er könne sich das Geld sonst wohin stecken. »Dermott kann die Wohnung für seine nächste Dame behalten. Ich schulde ihm fünftausend Dollar und ich werde sie zurückzahlen. Ich bin nicht seine Kuh.«
Martin zuckte mit den Schultern. »Fünftausend?«
»Das hat er meiner Mutter für das Privileg bezahlt, mich auszuleihen. Machen Sie’s gut, Mr. McBride.«
Die Vorstellung, dass Annie
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