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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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anschaffen ging, passte ihnen überhaupt nicht. Sie würde die fünftausend auf dem Rücken verdienen, das würde sie, mit jedem Mann, der sich mit einer entstellten Frau einließ. Der Onkel versuchte, ihr zu drohen. »Ich hetze dir die Cops auf den Hals, ich schwör’s.«
    Aber die Cops taten ihr nichts. Niemand verstieß Annie von ihrer Ecke. Das Schlimmste war, dass sie O’Toole sehen musste. Sie mochte den Esel, obwohl er immer noch für ihren Mann arbeitete.
    »Tu uns einen kleinen Gefallen, Annie, Liebes.«
    »Was denn?«
    »Kannst du dir nicht eine etwas weniger anstrengende Beschäftigung suchen?«
    »Nein.«
    »Dann geh was mit mir trinken, um Himmels willen.«
    »Mache ich.«
    Der Esel passte auf sie auf, hielt ihr die streitsüchtigsten Nutten vom Hals. Aber sie brauchte Dermotts Schläger nicht. Sie hatte einen neuen Wohltäter. Einen Penner, einen komischen Penner. Father Isaac. Er führte sie in seinen stinkigen Klamotten zum Essen aus, faselte irgendeinen Scheiß über eine Tochter, die er habe. Annie wollte keine Scherereien. Der Penner bezahlte sie nicht dafür, dass sie sich auszog. Er hielt ihr Vorträge, meinte, sie sei nicht für dieses Gewerbe geschaffen. Sie solle lieber heiraten. Sie wollte schon lachen und ihm ins Ohr schreien: Mister, Sie sehen die echte Mrs. Bride vor sich, aber sie konnte Dermotts Geheimnis nicht einfach so preisgeben. Dieser Penner, woher nahm er das Geld, um ihr Champagner zu spendieren? Sie stellte keine Fragen. Er musste ein ganz besonderer Zauberer sein, denn wenn Father Isaac in der Nähe war, steckten die Cops und Luden ihre Köpfe in den Sand. Sie zogen ihre Schädel zwischen den Schultern ein, wenn sie an ihnen vorbeikamen. Aber das machte sich nicht immer bezahlt. Der Penner knurrte ihre Freier an, und sie musste ihn fortscheuchen, sonst hätte sie keinen Penny mehr verdient.
    Das war ihr Leben: In Hauseingängen rumstehen und Idioten aus New Jersey anlächeln. Ihr war das egal. Eines Tages würde sie dem Onkel fünftausend in den Rachen stopfen. Die sind für Dermott, Mr. Martin McBride. Sagen Sie ihm, er kann eine Frau zwar brandmarken, aber eine Kuh wird er aus Annie niemals machen.
    Oh, sie konnte gut reden, wirklich. Sie sah schon ihre Zwerge überall in der City. Himmel, es hätten die alten Männer sein können, die sie verarztet hatten, ihre Schlüpfer im Hotelwaschbecken gewaschen hatten, aber sie war sich nicht sicher. Doch als sie fragte, wie es dem König ging, rannten sie in ihren harten Altmännerschuhen sofort davon. Annie machte das langsam verrückt.
    Sie ging in die Irenbars an der Eigth Avenue, hockte auf einem Stuhl und trank Jameson’s. Der Whiskey half nicht. Die alten Männer mit ihren gelben Zähnen tauchten in den Fenstern auf. So, wie die alten Männer an ihr hingen, hätte sie sie genauso gut an ihren Rockzipfeln tragen können. Sie folgten ihr nach Hause. »Letzte Warnung, Kleine. Wir raten dir, werd unsichtbar. Ein gewisser Gentleman würde es gern sehen, wenn du dich ein wenig verdünnisierst.«
    Sie hätte Jamey von den Zwergen erzählen sollen. Tat sie nicht. Am nächsten Abend stellten sie ihr in ihrem Hauseingang eine Falle. Sie prügelten sie mit Besenstielen durch. Es ging ihnen nicht um ihren Körper. Sie schlugen ihr ins Gesicht. Sie wachte in einem beschissenen Krankenhaus auf. Father Isaac war auch da. Sie tat so, als würde sie ihn nicht bemerken. Sie wollte keine Predigt hören. Sie musste wohl wirres Zeug geredet haben. Als sie wieder die Augen aufschlug, standen zwei der Fischerleute an ihrem Bett. Sie hatten keine Besenstiele dabei. Sie lächelten und waren wieder verschwunden. Sie betete zu ihrem Schutzheiligen. Judas gab ihr die Kraft, aus dem Bett zu kriechen. Sie ging zum Schrank, zog sich an und verließ das Krankenhaus.
    Der Esel fand sie, als sie durch die Straßen irrte. Er brachte sie auf ihr Zimmer. »Himmel, wo zum Henker warst du?«
    Sie hatte zerschlagene Lippen. Sie konnte kaum murmeln. Ihr Kopf war ganz durcheinander. »Coote, Coote, der Fischer.«
    »Wie bitte?«
    »Er hat seine Lachse ins Fenster gestellt …«
    Sie lag eine Woche im Bett. Der Esel kam und ging. »Jamey, wer sind diese alten Männer?«
    »Cops im Ruhestand«, antwortete er. »Uralte, haarige Sergeants … Sie werden dir nie wieder was tun. Nicht, solange O’Toole in der Nähe ist.«
    »Hat Dermott sie geschickt?«
    »Das bezweifle ich, Annie.«
    Sie aß Brot und Butter und bald war sie wieder kräftig genug, um nach unten gehen

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