Das Isaac-Quartett
aufschlägst.« Sie nahm Isaac beim Ellbogen und führte ihn aus dem John Jay College.
»Hast du entschieden, mich zu heiraten?«
»Halt den Mund«, sagte sie.
»Wir können nicht in mein Hotel. Die Luden würden uns die Kehlen durchschneiden. Die stehen nicht besonders auf Police Commissioner mit ihren Geliebten.«
Sie brachte ihn im Taxi nach Hause. Isaac spürte das anzügliche Grinsen des Türstehers. Er hatte die East Side noch nie gemocht.
»Wo ist Mel?«
»Der arbeitet, du Idiot.«
»Und der Kleine … Alexander?«
»Ist in der Schule. Isaac, was ist los mit dir?«
Unter seinem Commissioner-Mantel steckte ein verlorenes und verängstigtes Kind. Er bibberte in seinen Socken. Jennifer musste ihm die Schuhe aufbinden, während Isaac sie anknurrte. »Frau, ich schlaf erst mit dir, wenn der Ehemann weg ist …«
Er kroch unter die Decke, ein verschreckter Hundejunge mit Haaren auf den Armen und einem wilden Pelz am ganzen Körper. Nichts konnte einen Commish besänftigen. Er hatte eine Bitterkeit im Herzen. Die Toten schienen Isaac zu verfolgen. Sie wollten nicht in Frieden ruhen. Er hatte Coen beerdigt, er hatte Annie Powell beerdigt. Beiden hatte er Rabbis besorgt. Was sollte er denn noch tun?
Er liebte Melvins nackte Frau. Er berührte ihren anschwellenden Bauch. Sein Fell legte sich an, als er sanft in Jennifer Pears eindrang.
Besonders lange konnte er nicht bleiben. Jennifers Digitaluhr blinkte zwei Uhr vierzig. Alexander kam aus dem Little Red Schoolhouse zurück. Jennifer begleitete ihn nackt zur Tür.
»Kann ich dich morgen sehen?«, fragte Isaac.
»Morgen ist Wahltag.«
»Na und?«
»Mel wird hier sein.«
»Ich dachte, dein Mann wäre unterwegs auf Stimmenfang für Mrs. Rebecca.«
»Sei nicht so ein Blödmann, Isaac. Rebecca braucht Mels Stimmen nicht.«
Sie trat nackt in den Hausflur und gab Isaac einen Kuss auf die Falte über einem Auge. »Komm Donnerstag. Zum Mittagessen.«
Im Fahrstuhl knurrte er wütend. Türsteher konnten ihn nicht einschüchtern. Er ließ den livrierten Affen die Einsatzzentrale des Präsidiums anrufen und den Wagen des Commissioners anfordern. Ein säuerlicher Kerl namens Christianson, der schon Tiger John chauffiert hatte, kam in einem schwarzen Mercury angerollt. Isaac hätte den Fahrer wechseln können. Aber er war froh, dass der Kerl so maulfaul war, und mochte seine Verachtung für alle anderen Fahrzeuge auf der Straße. Christianson wischte um Feuer wehrlaster, drängte Busse aus ihrer Spur, forderte jeden Streifenwagen heraus, der es wagte, vor dem Commish dahinzuschleichen. Der Kerl hatte ein Telegramm für Isaac. Es steckte nicht in dem üblichen Umschlag.
»Wer hat das geöffnet?«
Christianson zuckte mit seinen Jungenschultern. »Keine Ahnung, Chef. Ich hab das so auf Ihrem Schreibtisch gefunden.«
»Du«, sagte Isaac. »Sieh mich gefälligst an. Ich bin nicht Tiger John. Wenn du noch einmal an meine Post gehst, wirst du lernen müssen, ohne Kniescheiben zu fahren.«
»Ja, Chef.«
Isaac schlug das Telegramm auf.
POLICE COMMISSIONER
N. Y. CITY OF N. Y
SIDEL TREFFEN IN ST. STEPHEN’S MITTWOCH 10 UHR FRÜH DRINGEND
DER KÖNIG
»Christianson, was sagt dir das?«
»Klingt völlig verrückt.«
»Weißt du, wo St. Stephens ist?«
»Könnte eine Kirche sein, irgendwo.«
John musste seinem Chauffeur beigebracht haben, sich auf nichts festnageln zu lassen. Er würde den Burschen bald feuern müssen.
»Christianson, fahr mich zur Aer Lingus. Jetzt.«
Isaac flog am Wahl tag nach Irland. Er war nicht sonderlich neugierig, was die Ergebnisse von Rebeccas kleiner Pilgerreise zum Ruhm betraf. Sie würde unmittelbar nach Schließung der Wahllokale zur designierten Bürgermeisterin werden und die City hätte eine lahme Ente, den ehrenwerten Samuel Dunne. Sammy verdiente jede Strafe. Er hätte nicht von der City Hall aus die Nutten abgrapschen dürfen. Aber die Partei wollte den alten Mann nicht fallenlassen. Wer weiß? Vielleicht überließ ihm Mrs. Rebecca ja den Job als Türwächter im Gracie Mansion.
Isaac hatte genug eigene Probleme. Der Commish schockelte aufgrund eines jämmerlichen Telegramms über den Ozean (in einem irischen Flugzeug). Er misstraute den Wörtern. Der kleine Dermott hätte Isaac niemals derart offen angefleht zu kommen. Eine solche Show mochte er nicht. Er besaß zu viel Anstand, um ein Telegramm mit seinem Spitznamen zu unterzeichnen. Der König. Jemand musste an seiner Statt die verdammte
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