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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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des Commissioners und machte ihn zum Bürovorsteher. »Sergeant, ich will, dass Sie jedes Arschloch im Büro des First Dep, jede Jammergestalt, die für McNeill und Tiger John gearbeitet hat, nehmen und in die Wüste schicken. Sie sollen sich auf den Revieren in der South Bronx melden.«
    So begann Isaac seine Herrschaft in der One Police Plaza.
29
    Nach und nach flatterten sie im Präsidium ein, die blauäugigen Burschen, die aus den Provinzen gerettet worden waren. Ihr Chef war endlich heimgekehrt. In der Uniform des Commissioners wirkte er bedrückt. Seine Augen waren ganz eingesunken, seit sie ihn vor Monaten das letzte Mal gesehen hatten, kurz bevor er im Erdboden versunken und verschwunden war, um die Luden von New York City zu vernichten. In gewisser Hinsicht verstanden sie seine Trübsal. Er vermisste immer noch seinen alten Schatz, Manfred Coen.
    Sie unterhielten sich über den Wurm in seinen Gedärmen. »Er wird ihn auffressen. Bald wird nichts mehr von Isaac übrig sein.« Aber Isaac überlebte. Er unterrichtete auch wieder am College of Criminal Justice.
    Die Wahlen standen unmittelbar bevor. Die Studenten in seinem Seminar trugen Buttons, die Becky Karp in weniger als einer Woche unter die Leute gebracht hatte: WÄHLT MRS. REBECCA. Das war ihr Schlachtruf für Männer und Frauen zugleich.
    Die Buttons machten Isaac wütend. Er baute seinen Vortrag um sie herum auf. »Billiges Strandgut«, sagte er. »Politik. Mrs. Rebecca Karp.« Der Commissioner hatte sich einen Stakkatostil zugelegt. Er vermied vollständige Sätze und schleuderte Wörter und Partikel in die Klasse. Er stapfte vor der Klasse in einem Mantel herum, der ihm um den Leib schlotterte. Mit seinen pechschwarzen Augen hätte er eine Vogelscheuche sein können oder irgendein x-beliebiger zerlumpter Kerl.
    »Knopfgesicht. Nuttenherzchen … tolle Zeit für Wahlen.«
    Er kicherte seine Füße an. Dann wurde er wieder verständlicher und murmelte der Klasse einen vollständigen Satz zu. »Die wissen schon, wie sie uns verarschen, diese Herren und Damen, die unser Leben bestimmen.«
    Sein Auf und Ab vor der Tafel fing an, die Feuerwehr- und Polizeischüler zu hypnotisieren. Ganz egal, was der Commissioner sagte. Die Klasse wäre Isaac auch in die Hölle gefolgt. »Diese netten Leute haben uns eine richtige Schönheit ausgesucht. Jauchzet und frohlocket! Die Kandidatin des Volkes, gesund wie Apfelmost. Unsere liebe Frau von den Buttons, Mrs. Rebecca Karp. Wie wird man überhaupt in Zeiten wie diesen Bürgermeisterin? Man steigt einem alten Mann auf den Buckel, nicht anders. Man klettert ihm auf die Schultern und schaut zu, wie er untergeht. Anschließend läßt man eine Million Buttons herstellen. Man verteilt sie an die Gläubigen. Und verspricht ihnen das Blaue vom Himmel herunter. Ein eigenes weißes Viertel für die Iren, die Italiener, die Juden. Zahnkliniken für die Latinos und die Schwarzen. Für die Senioren ein Paradies in Far Rockaway Jungs, Mädchen, das alles hat einen Scheißdreck zu bedeuten. Dem Planeten geht’s schlecht. Die U-Bahnen kriegen einen Herzinfarkt. Man kann auf der Straße nicht unterscheiden, ob da Müll liegt oder Pennys. Aber nur los, pinnt euch Rebecca an die Klamotten. Wer weiß? Vielleicht ist das ja zu irgendwas gut.«
    So stand er da und beleidigte die nächste Bürgermeisterin von New York. Wie viele Police Commissioners entlarven sich in einem Atemzug als Propheten und Idioten? Der Wurm durchbohrte ihn mit seinen vielen Schwänzen. In seinem Kurs musste es einen Spion geben.
    Isaac drückte sich in der Nähe der Tür herum. Den grünen Augen von Jennifer Pears konnte er sich nicht entziehen. Er suchte nach Anzeichen von Wachstum in ihrem Bauch. Isaac wollte Beweise für sein Kind. Er fand nichts als natürliche Wölbungen.
    »Welcher Monat ist es?«
    Jennifer starrte ihn an. »November.«
    »Nein, nein«, sagte Isaac. »Ich meine, für das Kind.« Er konnte sich nicht mehr an die Schwangerschaft seiner eigenen Frau erinnern. Wie hatte Kathleen ausgesehen, als sie Marilyn the Wild austrug? Hatte sie im zweiten Monat schon einen riesigen Bauch gehabt? Zur Hölle mit dem Gedächtnis eines alternden Bullen! Er würde noch vor dem medizinischen Dienst erscheinen und beweisen müssen, dass er ein geistig gesunder Commish war. Er würde einen Knicks vor den Mistkerlen machen und die Finger seiner linken Hand abzählen.
    »Es ist der dritte Monat. Du kannst eine kleine Erhebung sehen, wenn du den Rock ein wenig

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