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Das Isaac-Quartett

Das Isaac-Quartett

Titel: Das Isaac-Quartett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerome Charyn
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Kerle. Aber dumm. Die könnten dir nicht helfen.«
    Es war reiner Instinkt, der Isaac dem Mutigen das Leben rettete. Er packte Timothy am Ellbogen und schleuderte ihn in die anderen alten Männer. Die Zähne klapperten ihnen in den Köpfen, die Käppis fielen zu Boden und sie seufzten leise. Isaac jagte aus dem Park wie ein Karnickel in Ausgehhose und Schuhen. Die alten Männer hoben ihre Käppis auf und eilten dem Commish hinterher. Man konnte sie die Grafton Street entlangschnaufen hören. Isaac rannte mit ausgefahrenen Ellbogen. Die vier alten Killer, die kaum noch Luft bekamen, konnte er locker abhängen.
    Er nahm die Seitengassen, wählte nicht den geraden Weg von der Grafton zur Dame Street. Er überquerte die Liffey zwischen Temple Bar und Wellington Quay. Der Fluss hatte seine schmutzige Farbe abgelegt. Er war nicht mehr froschgrün wie ein Pissbecken oder ein Spucknapf. Unter der Brücke wirkte er fast purpurn. Der November hatte allen Schlamm beseitigt.
    Isaac hielt sich nicht an der südlichen Mauer auf. Er kroch die Mary’s Lane entlang und fand am Constitution Hill eine Mietwagenagentur. An diesem Nachmittag würde er Irland nicht mehr verlassen können. Die Leiche in dem Gartenhäuschen hatte ihm einen Strich durch seine Pläne gemacht. Er wollte Coote McNeill einen Besuch abstatten.
    Der Commish hatte seine Hausaufgaben gemacht, bevor er sich in den Flieger gesetzt hatte, um sich mit Dermott in einem irischen Park zu treffen. Seine blauäugigen Jungs hatten die Akten des Chief Inspectors auseinandergenommen und eine Adresse ausgegraben. Der Fischer wohnte in der Nähe von Screeb im County Galway. Und Isaac wollte jetzt nach Screeb. Der Mann in der Agentur lieh ihm eine Landkarte. Isaac holperte den Constitution Hill hinunter in die Niederungen der Church Street. Er fuhr einen kleinen französischen Wagen. Der Commish war es gewohnt herumkutschiert zu werden. Er hatte Schwierigkeiten mit der Lenksäule. Sie war nicht da, wo sie sein sollte. Sie war von der linken auf die rechte Seite gewandert. Die verdammten Franzosen und ihre kleinen Autos, die sie nach Irland schleppten. Hatten denn die Iren keine eigene Automarke? Phoenix Spark? Donnybrook? Cromwell Cadet? Grand Drummartin? Verdammt! Er fuhr auf der falschen Straßenseite. Die Iren waren Wahnsinnige. Sie erfanden ihre eigenen Verkehrsregeln, nur um einen zu verwirren und zu Tode zu bringen. Links ist rechts, mein Sohn, und rechts ist links. Der Commish musste sich auf der King Street North erst einmal umorientieren. Isaac, halt dich links, links, links.
    Er kroch wie ein Baby. Er überquerte aus Versehen die Liffey und landete in Dolphin’s Barn. Er brauchte drei Stunden, um aus Dublin herauszukommen und die Straße nach Mullingar zu finden.
    Isaac fuhr dreißig Meilen, dann wurde es allmählich dunkel. Er übernachtete in der Nähe von Kinnegad im Cottage der Witwe eines Eisenwarenhändlers mit ihren sieben Kindern. Das Kindergegreine drang durch die Wände. Für Isaac war das eine Erleichterung. Es lenkte ihn ab. Er wagte nicht zu schlafen. Vielleicht tauchten Cootes alte Männer am Fenster auf. Er hatte ein Bett, bekam ein Frühstück und brach schon frühmorgens wieder auf.
    Der zweite Tag auf dem irischen Land entmutigte ihn nicht. Sich beibringen zu müssen, wie man ein niederträchtiges Auto auf niederträchtigen Straßen manövrierte, hatte bei Isaac zu bemerkenswerten Veränderungen geführt. Hatte sich wie ein dicker Daumen durch die Wattierung seines Hirns gebohrt. Dermott gehörte nicht unter ein Wollkäppi. Der König musste sterben, bevor Isaac sich wieder an ihn als kleinen Jungen erinnern konnte. First Deputy O’Roarke, Isaacs Chef, hatte ihn losgeschickt, um eine wilde Bande zu zähmen, die Devils von der Clay Avenue. Er war in die Bronx gefahren, damals noch ein junger Inspector, der hinter den Ohren schon kahl wurde. Er konnte einfach nicht begreifen, woher die Gang ihren Ruhm hatte. Die Devils waren ein Haufen zitternder kleiner Bengel. Das sollten die Burschen sein, die ein ganzes Stadtviertel erobert hatten? Ihr einziger Besitz war eine Hütte im Claremont Park. Wer führte die Angriffe in die letzten Winkel der Bronx? Arthur Greer, ihr Präsident, jedenfalls nicht. Der liebe Arthur blieb stets zu Hause. Isaac musste einen Blick hinter ihr idiotisches Grinsen werfen. Aber da war noch ein anderer Bursche, der seine Aufmerksamkeit erregte. Der kleine Dermott McBride. Klein und dunkel. Sein Cop-Verstand sagte ihm, dass dies der

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