Das Isaac-Quartett
ihr Gesicht steif in die Sonne hielt, während seine Jungen mit plumpen Schuhen durch den Obstgarten stapften. Sie war durch nichts dazu zu bringen, ihren Strumpfhalter oder ihren Büstenhalter anzuziehen, und auch die Selbstsicherheit dieses Lächelns war nicht zu durchdringen. Wollte sie, dass sämtliche sechs Guzmanns für Alberts Ungeschick zahlten, für seine Unfähigkeit, seine Familie zu versorgen und sie zufriedenzustellen?
Papas Neigung zu Frauen hielt sich in Grenzen. Er hatte sich angewöhnt, die Queridas zu wechseln, wenn ihre Schwangerschaften vorüber waren. Sie trugen ein Kind für Papa aus und zogen in ein anderes Pueblo. Das Wissen, dass alle seine Söhne verschiedene Mütter hatten, erfüllte ihn mit Stolz. Von einer Mujer erwartete er Fruchtbarkeit und duldete nichts anderes. Alejandros Mutter war eine Schönheit mit elf Zehen. Topals Mutter war eine redliche Nutte. Jorges Mutter hatte kleidsame Muttermale auf dem Arsch und konnte eine bemerkenswerte Fischsuppe zubereiten. Wenn sie nicht auf seine älteren Söhne eifersüchtig gewesen wäre, hätte er es eine Weile länger mit ihr ausgehalten. Césars Mutter war ein Mischling mit schlanken Hüften. An Jerónimos Mutter konnte er sich nicht mehr erinnern. Alle diese Mujeres akzeptierten Papas verrückten Kalender. Seit den Zeiten in Portugal, zu denen sie die Marranen-Gottesdienste in einem Weinkeller unter den Füßen der Polizei abhalten mussten, feierten alle Guzmanns Weihnachten im Juli und Pascua (das Osterfest der Marranen) im Herbst. Die Mujeres beteten Moses, Abraham, Johannes den Täufer und Josef von Ägypten an. Sie schätzten den Wert der Heiligen Jungfrau gering ein (kein Guzmann hätte je eine Frau angebetet), sie wuschen die Genitalien von Papas Söhnen. Dennoch gab Papa ihnen den Laufpass, einer nach der anderen. Doch von dieser anderen Mujer konnte er sich nicht losreißen. Manchmal, wenn er ein Glas spülte, die Reste eines Bananensplits abkratzte, sah er einen Nippel im Spülbecken. Auf der Farm war es keineswegs besser. Wenn er zu lange ohne einen seiner Jungen im Obstgarten saß, roch er Jessica neben dem Erdbeerbeet.
Jorge schlief im Auto ein. Papas Verfassung änderte sich, sobald ihn der Fahrer über die Brücke der Third Avenue brachte. Auf der Bronx-Seite roch das Wasser anders. Das Entsetzen fiel von ihm ab; jetzt konnte er die seltsamen Vorgänge in seinem Kopf wieder auf die leichte Schulter nehmen. Mit anderen Marranenjungen hatte Papa auf den Flohmärkten von Peru gelernt, Faden abheben zu spielen. Kein anständiger Limueño konnte ein totes Stück Schnur so beleben wie die Marranen, die ihr Leben damit verbracht hatten, ihre Habe zu verschnüren und wieder aufzuschnüren. Seine eigenen Söhne hatten das Spiel nie beherrscht. Jerónimos Fähigkeiten hörten schon im Anfangsstadium auf. César hatte die Finger dazu, aber die Geduld nicht. Jorge, Topal und Alejandro konnten sich die Schnur nicht einmal um die Finger wickeln. Die Norteamericanos hatten ihre eigenen Spiele. Keiner der Farmer am See und keiner der Kaufleute der Boston Road konnte mit ihm spielen, niemand außer Jessica Coen. Wer hatte ihre Finger gesegnet? Papa konnte sie mit seinen Figuren nicht überfordern. Sie stach ihre nach innen gebogenen Daumen durch die Schnur und kam aus Papas Schlingen heraus. Es war ein seltsames Miteinanderschlafen. Vier Hände in einem Schnurgewirr. Wie oft streifte er ihren Busen beim Übergang vom »Diamanten« zum »Eiffelturm«? Sie brachte Papas Zärtlichkeiten weder Billigung noch Missbilligung entgegen. Er sah nur die Zähne in ihrem Gesicht und ihre Riesenaugen. Sie hatte den Jungen immer bei sich. Konzentrierte er sich auf die Hände in der Schnur oder auf die Hände außerhalb der Schnur? Manfred konnte nämlich den »Schmetterling« fast so schön machen wie Papa.
»Isaac, Isaac der Saukerl.«
DeFalco, Rosenheim und Brown, in kugelsichere Westen gepresst, schimpften schrecklich auf Coens alten Chef; sie verstanden einfach nicht, warum ihr eigener Truppführer sie an Isaac übergeben hatte. Brown und Rosenheim waren mit Straßenkampfwaffen aus der Bezirkszentrale ausgerüstet. Die abgesägte Schrotflinte, die DeFalco im Arm wiegte, gehörte Coen. DeFalco hatte die Tür zu Coens Spind mit einer gewöhnlichen Kombizange geknackt, doch Coens Einkaufstasche wollte er nicht mitnehmen.
»Warum lässt sich Isaac nicht von seinen lausigen Anhängern rumfahren?«, fauchte DeFalco; keiner der drei war begierig darauf,
Weitere Kostenlose Bücher