Das Isaac-Quartett
will nicht, dass Jerónimo etwas zustößt. Geh zu deinem Chef- sag ihm, dass Papa fünf seiner Schieber und seine Funkzentrale in Minford Place aufgibt, wenn er sich einverstanden erklärt, den Jungen nicht anzurühren.«
»Papa, ich habe es César schon gesagt. Ich arbeite nicht für Isaac. Ich werde rumgereicht und für dumm verkauft. Papa, seit Isaac ausgeschieden ist, bin ich von einer Abteilung zur anderen gestoßen worden, bis auf eine. Man wollte mich keine Mordfälle in der Bronx lösen lassen. Wieso? Weil ich Isaac auf die Zehen treten und ihn dabei stören könnte, den Süßwarenladen zu beobachten.«
»Manfred, von mir hat er außer Magenschmerzen noch nichts bekommen. Er musste den Fußboden schrubben, um sich einen Penny zu verdienen. Isaac hat sich von Schleim ernährt. Ich habe in jeden Eisbecher gespuckt, den ich ihm gemacht habe. Ich hätte ihn längst in eine Kiste gesperrt, ihn auf die Farm gebracht und ihm Dreck in den Mund geschippt, aber wir leben in den Vereinigten Staaten. Man kann keinen großen Agente wie Isaac um die Ecke bringen und weiterhin im Geschäft bleiben. Auf der ganzen Boston Road würden ihm die Bullen nachtrauern.«
»Papa, warum ist Jerónimo aus Mexiko zurückgekommen? Du hättest ihn bei Mordeckay lassen sollen.«
»Der Junge war einsam. Er konnte sich nicht an die mexikanischen Ampeln gewöhnen. Ein Cousin reicht nicht aus. Wie lange hätte er es überlebt, das Gesicht seines Bruders nicht zu sehen?«
»Wenn du deine Heiratsvermittlung nicht eröffnet hättest, hätte Isaac dich vielleicht in Ruhe gelassen.«
»Das ist Césars Angelegenheit, nicht meine.«
»Also hör mal. César wäre ohne deine Einwilligung nicht nach Manhattan gezogen. Außerdem glaube ich nicht, dass Mordeckay nur für César zum Rabbi geworden ist. Du hast dein ›okay‹ zu den Bräuten gegeben, Papa. Aber Isaac kann jetzt seine eigene Schmutzwäsche waschen. Die Fourth Division hat den Lippenstift-Freak gefasst; mit dem Trick kann er sich Jerónimo nicht mehr schnappen.«
»Er wird etwas anderes finden. Irgendein Verrückter rennt immer frei rum.«
Und Papa saß da, die Daumen unter dem Kinn, eine alte Angewohnheit aus Peru; dort hatte er auf dem Markt von San Jerónimo oft stundenlang auf einen Händler mit so vollen Taschen warten müssen, dass ein Diebstahl lohnte. Er hatte Coen als Kind geliebt, der Süßwarenladen und die Farm hatten ihm offen gestanden; er hatte ihn mit seiner eigenen Brut aufwachsen lassen, aber Coen als erwachsenem Mann misstraute er. Man konnte sich nicht zwölf Jahre lang mit Isaac einlassen und unverdorben daraus hervorgehen. Daher vertraute er Coen nur partiell. Coen mochte fähig sein, ihm und César zu schaden, doch er glaubte nicht, dass der Bulle Jerónimo an Isaac ausliefern würde.
»Ich könnte ihm auch Geld anbieten, Manfred. Ich könnte ihn unter fingiertem Namen in der südlichen Bronx ansiedeln. Abraham. Das wittert niemand. Kein Kommissar hat eine so gute Nase.«
»Auf die Weise kannst du Isaac nicht rumkriegen. Das Beste, was du tun kannst, ist, dass du Jerónimo im Laden ankettest und ihn nur zehn Ecken weit auf der Boston Road spazieren gehen lässt, damit er seinen Auslauf hat. Mit Jorge und Alejandro auf seinen Fersen, Papa.«
»Manfred, ich hatte schon mit solchen Agentes zu tun. Sie können Alejandro kidnappen. Sie könnten Jorge mit ihren Knüppeln Kopfweh für den Rest seines Lebens machen. Sie könnten Jerónimo überfahren. Ich bin abergläubisch, Manfred. Ich will nicht, dass einer meiner Jungen vor mir stirbt.«
»Ich bin auch abergläubisch, Papa. Ich wusste nicht, dass meine Eltern sich für den Ofen entscheiden würden, als ich nach Deutschland gezogen bin.«
Papa zog seine Daumen unter dem Kinn vor und kreuzte sie über seiner Nase.
»Warum hast du Alberts Geld so plötzlich haben wollen? Papa, hättest du nicht warten können, bis ich zurückgekommen bin?«
»Wer hat dir den Unsinn erzählt, Manfred? Hast du deinen Onkel mit Schokoladentafeln bestochen?«
»Nein. Isaac hat es Pimloe erzählt, und Pimloe mir. Er dachte, ich würde mich darum reißen, César nachzuspionieren, wenn ich das wüsste.«
»Arschlöcher«, schrie Papa und steckte seine Daumen in die Taschen. »Deinen Vater gehetzt, sagst du. Ich habe ihn am Leben erhalten. Von den Eiern, die er verkauft hat, hätte er kein Wiesel durchfüttern können. Meine Cousins aus Peru mussten vier Eier täglich schlürfen, damit die Coens Umsatz machen. Ich will dir nichts
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