Das Isaac-Quartett
seine Ohren teilweise. Wenn hier jemand schäbig aussah, dann waren es Brown und seine Partner. Ihnen fehlte Isaacs Gespür für ein gutes Kleidungsstück. Sie waren nur Kriminalbeamte mit plumpen Fäusten. Keiner von ihnen hätte Isaacs Sturz überlebt.
»Wo ist Coen?«, sprudelte Brown heraus, voreilig wie immer. Warum hat er seinen Wunderknaben nicht dabei?
»Coen schläft«, antwortete DeFalco an Isaacs Stelle. Doch Brown gefiel diese Bemerkung nicht. Der Chef wollte sich nicht festlegen. Vielleicht hatte sich Coen in Isaacs Interesse mit den Guzmanns eingelassen, spekulierte Brown jetzt. Er sah keinen Sinn in diesem groß aufgemotzten Einsatz. Wozu so viel Feuerkraft für einen stinkenden Chinesen? Brown hätte das Schlitzauge mit seinen Daumen auseinandernehmen können. Er drückte sich einen Finger in seine eigene Backe.
»Isaac, bist du sicher, dass Chino in die Achtziger will?«
Wieder antwortete DeFalco. »Ich kenne die Routen dieses Banditen. Er fühlt sich einsam in der Bowery. Also will er raus.«
Brown parkte gegenüber von Bummy; DeFalco und Rosenheim wollten aussteigen. Isaac rührte sich nicht. »Dableiben«, sagte er.
Rosenheim war perplex. Es hätte ihm nichts ausgemacht, dem First Dep als Werkzeug zu dienen, aber er wusste nicht, woran er mit Isaac war. »Chef, brauchst du nicht jemanden, den man vorschieben kann, einen Mann an Ort und Stelle, der den Chinesen aus der Bar locken kann? Der ihn dir vor die Füße fegt?«
»Nenn mich nicht Chef«, sagte Isaac.
Rosenheim schob sich die Straßenkampfwaffe auf den anderen Schenkel. »Was?« Von einem gefallenen Inspektor ließ er sich nicht verarschen, von einem, der darum gebettelt hatte, sich vom Mordtrupp Bewaffnete ausleihen zu dürfen, weil er sich mit seinem eigenen Trupp von Engeln nicht auf der Straße zeigen durfte.
»Ich bin nicht dein Chef, und der Chinese ist nicht da drin.«
Rosenheim konnte nicht mehr zurück. Zum Teufel mit dem goldenen Abzeichen. Zum Teufel mit dem Mannschaftsraum. Zum Teufel mit Isaac. Zum Teufel mit Coen. »Heiliges Ehrenwort, Inspektor Isaac? Der Chinese isst kein Kreplach mit Bummy?«
DeFalco setzte sich auf die Waffe seines Partners; er wollte Kraftproben im Wagen vermeiden. »Isaac, willst du damit sagen, dass du mit Bummy gesprochen hast? Diese Bar ist im Moment frei von Chinesen?«
»Das stimmt genau.«
DeFalco wünschte, er wäre weniger heikel mit Coens Einkaufstasche gewesen; jetzt hätte er sie sich über sein Hirn stülpen und ein Nickerchen machen können. »Weckt mich, wenn der Chinese auftaucht.«
Der Chinese ließ sich drei Häuser weiter in einem Süßwarenladen, der Rumänen gehörte, ein Mokkaeissoda schmecken. Sein Kopf war umnebelt, weil ihm Odile vorenthalten wurde. Nach dem dritten Schluck begann seine Zunge zu arbeiten. Er spuckte das dunkle Wasser über die Theke des Rumänen. »Ansel, wer hat dir gesagt, dass du mir ein Mokkawasser machen sollst? Soll das Mokkaeis sein? Papa weiß, wie man Sodas mixt. Du weißt einen Scheißdreck. Du solltest dir von den Guzmanns Nachhilfeunterricht geben lassen, Ansel, ungelogen.«
Der Mann hinter der Theke wischte Chinos Spucke mit einem Spüllappen ab. »Tut mir leid, Mr. Reyes. Das liegt am Sirup. Der ist synthetisch. Das Wasser wird gefärbt, aber der Mokka lässt sich nicht nachmachen.«
Der Chinese klaute sich Halva von der Theke und gab nach einem Bissen auf. Fad. Dieser Süßwarenladen war ein Grab für fade Waren. Wenn er Ansel zusammenschlug, brachte ihn das auch nicht weiter. Er musste einen andern Juden umlegen, Coen. Ihm fehlte das nötige Werkzeug. Nachschub war nicht zu bekommen. Wenn er gewusst hätte, dass in dieser Saison ein Waffenmangel bevorstand, hätte er sich einen Vorrat zugelegt. Bomben hätte er bekommen können, Vorschlaghämmer, Eispickel, aber keine Colts. Er war Zorros Killer, eine Hornisse ohne Stachel. »Auf Wiedersehen, Ansel.«
Er verließ den Süßwarenladen im Chinesentrott, einem krummbeinigen Gang, den er sich vor zwölf Jahren auf der Mulberry Street zugelegt hatte, als er mit einem kleinen Finger unter jedem Hosenträger die Sicilianas aus der siebten Klasse verfolgt hatte. Es war an der Zeit für seine Comida bei Bummy, schwarzen Kaffee, Zucker, Roggenwhiskey und Schlagsahne in einer dicken Schale. DeFalco, Rosenheim und Brown lachten über die ausgeleierten Knie und weitere seltsame Eigentümlichkeiten im Gang des Chinesen. Von der Perücke ließen sie sich nicht täuschen; sie erkannten den
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