Das Isaac-Quartett
empfand eine gewisse Zuneigung für Knoblauch-Arnold. Es war Isaacs Idee gewesen, Arnold ins Revier zu holen, ihn zum Spitzel und zum Fan der Polizei zu machen. Coens Informationsquellen, ob verdrossene Taschendiebe, Killer ohne Engagement oder kleine Zuhälter, kamen durch die Bank von Isaac. Ohne den Chef hätte Coen auf dem Trockenen gesessen.
Isaac ließ sich nicht blicken. Coen zog seine Hose an und ging aus dem Haus. Mrs. Dalkey saß mit Rickie, ihrem Dalmatiner, auf der Vortreppe. Coen kam nicht an den Knien der Witwe und den fetten Hinterbacken des Hundes vorbei. Dalkey sonnte sich in dem Bewusstsein, den Lippenstift-Freak erwischt zu haben und würdigte Coen keines Blickes. Einen Detective, der Hundemörder verhätschelte und mit Puerto Ricanern aus dem Fürsorgeheim befreundet war, konnte sie nicht gebrauchen. Daher stieg Coen über ihre Knie und streifte Rickies Doppelkinn. Dalkey knurrte ihn an. Coen entschuldigte sich. Er wollte nicht auf ihre schwarze Liste kommen. Sonst hätte er sämtlichen Nachbarn aus dem Weg gehen oder in irgendeinen Schuppen ziehen müssen.
»Ein milder Abend, Mrs. Dalkey? Wie geht es dem Pudel?« Sie stocherte mit einem Q-Tip in Rickies Ohren, und Coen ging weiter. Die Obstverkäufer fuchtelten mit den Armen, um ihn auf die Honigmelonen aufmerksam zu machen, die gerade frisch auf dem Markt waren. Die Kellner des kubanischen Restaurants klopften zur Begrüßung an die Fensterscheiben. Coen machte einen Bogen um Hundescheiße und lächelte in das Restaurant. Er hatte große Lust auf kubanischen Kaffee, aber ohne Arnold wollte er nicht dort essen. Die schwulen Knaben trugen ihre Sommerkluft (es war erst der fünfte Mai), tief ausgeschnittene T-Shirts. Sie saßen in einer langen Reihe im Drugstore, der an das kubanische Restaurant angrenzte, und sahen in Coens blaue Augen. Im Lauf des Winters hatte es Reibungen zwischen den Cubanos und den Schwulen gegeben, und die Knaben konnten sich ihre Freunde nicht mehr auf der Straße unter der Pepsi-Cola-Reklame auflesen. Sie schaukelten auf den Hockern, zwinkerten Coen zu und nahmen Posen ein, in denen sie möglichst viel Haut zeigten. »He, Blonder. Schau mal her.« Sie wussten, dass er Bulle war. Aber dieser Bulle kam nicht rein und griff mit Handschellen unter dem Hocker nach ihren Genitalien oder schüttete ihnen Suppe in den Halsausschnitt wie manche andere Knallköpfe vom Revier. Er führte keinen Krieg gegen Schwule. Daher pfiffen sie beifällig; sie dankten ihm, weil er ihre Freunde nicht von den Hockern holte. Eine Frau mit einer winzigen Geldbörse aus Antilopenleder lauerte Coen an der Kreuzung auf. Sie schwor ihm, in der U-Bahn gäbe es keine Fahrmünzen mehr. In der Verwegenheit ihres Griffs lag mehr als Gemeinheit. Sie hatte Mäuseaugen, die über sein Hemd streiften. Ihr Mund schloss sich nur zur Hälfte.
»Ich bin eine Mutter«, sagte sie. »Und Staatsbürgerin. Ich habe Jungen für die Armee großgezogen. Und jetzt komme ich nicht durch das Drehkreuz in den Tunnel.«
Coen wollte ihr eine U-Bahnfahrmünze geben, doch von fremden Männern wollte sie keine Gefälligkeiten annehmen. Also musste er ihr eine Münze verkaufen und die Hand aufhalten; sie schüttete Pennys aus ihrem Antilopenportemonnaie hinein. Ein paar Jungen aus dem Fürsorgeheim hatten die Transaktion beobachtet und beschimpften Coen, weil er einer alten Dame ihre Pennys abnahm. Er bückte sich unter die Treppe und verschwand in den feuchtkalten Flur des Pingpong-Clubs. Bei Schiller war jetzt Stoßzeit. Von den Tischen schlug Coen heiße Luft entgegen. Die Freaks schlugen heute gnadenlos auf die Bälle ein, stimmten sich für ein Turnier im Waldorf Astoria ab. Niemand nickte Coen zu oder nahm zur Kenntnis, dass es ihn gab. Für Bullen hatten sie keine Zeit. Sie versuchten, ihre Schmetterbälle zur Perfektion zu bringen und makellose Schüsse einzuüben. Daher mied Coen ihren Spielbereich und ging an der Wand entlang zu Schillers Bratpfanne. Es gab Rührei und wie Schiller hielt er eine Zwiebel in der Faust, die er dazu knabberte. »Irgendwelche Nachrichten für mich, Emmanuel?«
Schiller war noch nie schlampig mit Coens Korrespondenz umgegangen. »Steckt ein Zettel auf deinem Tisch? Das Netz ist frei.«
»Entschuldige, Emmanuel. Ich dachte nur, Isaac hätte sich vielleicht gerührt. Er ist mir einen Besuch schuldig.«
»Isaac weilt unter den Toten. Sonst hätte er sich mein Omelette nicht entgehen lassen. Dieser Mann weiß, wie man eine Zwiebel mit der
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