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Das Ist Mein Blut

Titel: Das Ist Mein Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrun Arenz
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kann er es kaum gewesen sein.«
    »Vielleicht hatte er eine Trittleiter dabei«, mutmaßte Rainer. »Lass hören, was haben wir noch?«
    »Empfangen Donnerstag, den 25. Mai um 21 Uhr 13«, ließ sich die unpersönliche Anrufbeantworterstimme vernehmen, und dann folgte noch einmal Elisabeths Vater: »Hier ist Heinrich Weiher. Elisabeth, ruf mich bitte zurück, wenn du dies hörst. Es sieht dir nicht ähnlich, dich gar nicht zu melden. Bist du etwa weggefahren? Auf Wiederhören.«
    Auch am Mittwoch, dem Tag davor, dem Tag, an dem Kronauers Leiche gefunden worden war und ihr Fall begonnen hatte, hatte Heinrich Weiher seiner Tochter aufs Band gesprochen, schon da irritiert oder verwundert, vielleicht auch verletzt, weil sie seinen Anruf vom Vortag nicht erwidert hatte. Dazwischen ein Anruf von der Universität, die Bestätigung irgendeines Termins, und dann hörten sie endlich die Nachricht, auf die sie beide insgeheim gehofft hatten. »Empfangen Montag, den 22.5. um 21 Uhr 21«, tönte die automatische Ansage, gleich darauf gefolgt von einem angenehmen, etwas heiser klingenden Bariton. Eva hatte sich keine Vorstellung von Kronauers Stimme gemacht, aber sie passte zu allem, was sie bisher über ihn gehört hatten. »Elisabeth«, hatte Kronauer begonnen, und auch wenn man seinen Worten eine gewisse Eile – oder Aufregung, vielleicht sogar Besorgnis – anmerkte, war es vor allem eine anziehende Stimme. »Pass auf, Elisabeth, ich habe mit ihm gesprochen. Ich fürchte, es ist wahr. Ich muss noch ein bisschen weiter forschen, aber – na ja, tut mir leid. Morgen gehe ich …« An dieser Stelle hatte Elisabeth den Hörer abgenommen, die beiden Polizeibeamten hörten den Rest des weiter aufgezeichneten Gesprächs. Leider war er nur kurz. »Dietmar, ich bin da«, sagte die gepflegte Stimme, die sie beide schon kannten, jetzt aber unruhig und erschüttert klang. »Es ist wahr? Du glaubst, es ist wahr?«
    »Ich fürchte schon, aber lass uns erst einmal sichergehen, bevor du dir überlegst, was du tun sollst. Ich …« Sie hatte ihn unterbrochen, mit hastiger, belegter Stimme, als kämpfte sie mit den Tränen. »Pass auf, ich rufe dich gleich zurück, ich muss erst … ich rufe gleich wieder an.« Dann noch einmal Kronauer, beruhigend und tröstlich: »Ich bin in der Redaktion. Bis gleich.« Schließlich der Signalton des Gerätes, ein höchst unwillkommenes Geräusch für die beiden Zuhörer, die einander gespannt angesehen hatten, aufgeregt über diese noch bestehende Nachricht und die Worte eines Menschen, der nicht mehr mit ihnen sprechen konnte.
    »Verdammt, verdammt, dreimal verdammt«, fluchte Eva. »Was sollen wir verdammt noch mal mit einer Nachricht, wenn das Wichtigste dann ungesagt bleibt? Das darf doch einfach nicht wahr sein!«
    Die Tatsache, dass das Gespräch viel interessanter gewesen war, als sie hatten erwarten können, machte es nicht besser. Rainer musste wieder an seine Unterhaltung mit Klara Weiß denken. Dass Kronauer die Dinge gerne kompliziert mochte, ebenso wie er gerne schief geparkt hatte und querfeldein gelaufen war. Und er überlegte weiter, dass Kronauer sich vielleicht sogar amüsiert hätte über die Verwirrung, die er durch seinen Tod gestiftet hatte. Wenn er aber gewusst hätte, dass neben ihm selbst auch Elisabeth in Gefahr geraten würde? Rainer konnte sich nicht vorstellen, dass Kronauer das egal gewesen wäre. Wo war die Gefahr dann bloß hergekommen, dass er sie so komplett und mit so tödlichem Resultat übersehen hatte?
    »Na schön, hören wir uns das noch einmal an.« Eva ließ Kronauers Nachricht ein weiteres Mal ablaufen. »Ich habe mit ihm gesprochen«, wiederholte sie stirnrunzelnd. »Mit wem? Mit ihrem Vater? Der hat nichts von einem Gespräch gesagt.«
    »Das ergibt keinen Sinn – wir wissen, dass sie Streit mit dem alten Mann hatte, wegen der verkauften Schmucksachen, aber was hätte Kronauer da noch herausfinden sollen?«
    »Sagt dir der Begriff desktop work etwas?«, wollte Eva wissen und deutete auf den Zettelwust auf dem Schreibtisch und auf eine Kladde neben dem Telefon. »An die Arbeit, ich rufe derweil mal auf der Station an, um zu erfahren, ob es etwas Neues gibt.«
    »Nein, warte mal.« Rainer hatte sich an das Seitentischchen gesetzt und die Mappe aufgeschlagen. »Hier – hier. Das hat Kronauer ihr offensichtlich geschickt.« Er reichte ihr ein paar zusammengeheftete Blätter, auf das oberste war ein Zettel geklebt worden, auf dem in einer schwungvollen, etwas

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