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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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Frösche, dann eine Skorpionplage. Mir kommt langsam der Verdacht, das Ende der Tage könnte bevorstehen. Oder unser Haus steht auf einem indianischen Friedhof. Ich suche weiter nach den Gräbern, die angeblich in der näheren Umgebung liegen, aber wenn ich sie nicht bald finde, muss ich wohl davon ausgehen, dass unser Haus auf ihnen steht.
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    Die Kammerjäger haben im vergangenen Monat vier Mal ein Mittel gegen Skorpione gesprüht, aber es bewirkt nichts. Ich lese im Internet, dass Hühner Skorpione fressen und überlege, ob ich welche kaufe, bis Victor mich an die Fuchse erinnert. Ich kann nicht Hühner auf die Skorpionplage ansetzen, weil dann die Hühner von der Fuchsplage gefressen werden. Offenbar brauche ich zuerst einen Löwen, der die Fuchse frisst. Nur leider dürfen wir aufgrund der Auflagen auf dem Grundstück keinen Löwen halten.
    Ich weiß gar nicht, warum wir überhaupt aufs Land gezogen sind, wenn man dort keine Löwen halten darf.Der Kammerjäger meint, die Skorpione kommen wahrscheinlich vom Dachboden, weil Skorpione gerne in Dachböden leben, also habe ich in einem Chatroom im Internet um Rat gefragt.
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    INTERNET-TYP
Kauf dir Enten. Die fressen dir alle Skorpione weg.
    ICH
Aber die Skorpione leben unter dem Dach.
    INTERNET-TYP
Schaff so ungefähr fünfhundert Enten rauf und hast nie mehr Skorpione unter dem Dach.
    ICH
Nein … stimmt wahrscheinlich. Aber dann habe ich dort stattdessen fünfhundert Enten.
    INTERNET-TYP
Hast du ein Gewehr?
    Und genau deshalb sollte man im Internet nicht um Rat fragen.
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    Victor kaufte einen riesigen Sack Kieselerde, mit der er die Skorpione töten will. Anscheinend begehen die Skorpione auf dieser Erde Selbstmord. So was bekommt man sonst bei einem Zauberer.
    »Hat man dir beim Kauf auch gesagt, wie man
›Avada Kedavra‹
ausspricht?«, frage ich. Victor sieht mich nur verwirrt an. Wahrscheinlich weil er keinen einzigen Harry Potter gelesen hat. »Entschuldigung«, erkläre ich, »ich bin nur ziemlich sicher, dass das Mittel, das du da gekauft hast, von einem Zauberer zusammengemischt wurde. Besteht es aus Zauberbohnen?«
    »Das ist kein Zaubermittel, das sind nur gemahlene Muscheln«, erwidert Victor. »Skorpione mögen das angeblich nicht.«
    »Aha«, sage ich. »Gut, das erklärt, warum Skorpione nie am Meer Urlaub machen.«
    Die Skorpione haben den Dachboden verlassen. Und sind ins Haus umgezogen. Ich bestelle einen Flammenwerfer, den ich neben dem Bett in Bereitschaft halte. Allerdings nur einen kleinen, aus Gründen des Brandschutzes. Einen von der Art, mit der man die Oberfläche einer Crème brûlée schön knusprig macht. Und jede Menge Flüssiganzünder. Spinnen und Motten befördere ich weiter in Plastiktassen aus dem Haus, aber die Skorpione sollen einen qualvollen Tod sterben.
    Nachbarn raten uns, die Bettpfosten in Einweckgläser zu stellen, damit die Skorpione nicht nachts zu uns ins Bett krabbeln, denn Glas ist die einzige Oberfläche, an der sie nicht hinaufkommen. Ich überlege, was es kosten würde, alles im Haus mit einer Glasschicht zu überziehen, aber Victor überzeugt mich, dass ein gläsernes Sofa an schwülen Sommertagen fragwürdige Spuren hinterlassen würde. Ich notiere auf meinem Merkzettel »gläserne Schuhe machen lassen«, damit die Skorpione nicht an mir hinaufkriechen, wenn ich zu lange an einer Stelle stehe. Cinderella hatte bei sich zu Hause vermutlich auch einen problematischen Skorpionbefall. Obwohl, wie ich sie kenne, hat sie die Skorpione wahrscheinlich gezüchtet. Oder wenigstens würde ich das tun, wenn ich in meinem eigenen Haus als Sklavin arbeiten müsste. Und sie hat sich von Ratten, Mäusen und Tauben Kleider machen lassen, also hat sie den Skorpionen vermutlich auch Kunststücke beigebracht. Vielleicht haben sie ihr mit ihren Zangen Handspiegel vorgehalten. Und die faulen Mäuse bestraft, die lieber Käse suchten, als eine Schärpe zu nähen. Bei näherem Nachdenken war Cinderella wirklich ein ziemliches Biest.
    Heute kam der Kammerjäger wieder mit seinem Skorpionspray und er hinterließ eine Nachricht des Inhalts, dass er neben dem Haus eine große Schlangenhaut gefunden hätte. Ich schrie: »AUF DEM LAND TRACHTET EINEM ALLES NACHDEM LEBEN«, und Victor sagte, ich solle mich hinlegen. Aber dann wollte ich mir doch noch die Schlangenhaut ansehen, und ich sagte: »Das ist ein gebrauchtes Küchenpapier. Aber Victor sagte: »Mann, das ist voll die abgelegte Haut einer Schlange. Sieh doch das rautenförmige

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