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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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gehört, Truthähne wären so dumm, dass sie bei Regen nach oben blickten, weil sie wissen wollten, was da auf sie herunterfiel, und dann ertranken, wenn ihnen das Wasser in die Nase lief. Wir beteten also um Regen und prompt stellte sich eine längere Dürreperiode ein. Wahrscheinlich weil man Gott nicht darum bitten soll, Haustiere zu ermorden. Wir überlegten oft, ob wir die Truthähne mit dem Wasserschlauch abspritzen sollten, um wenigstens die dümmeren unter ihnen auszumerzen, konnten uns aber nicht überwinden, weil es so grausam war und weil unser Vater wahrscheinlich Verdacht geschöpft hätte, wenn seine Truthähne in einem Wolkenbruch ums Leben gekommen wären, der nur im unmittelbaren Umkreis des Gartenschlauchs niedergegangen war.
    Gelegentlich folgten die Truthähne uns auch drohend auf unserem einen halben Kilometer langen Schulweg wie Mitglieder einer abstrusen Bande oder kleine, gefiederte Vergewaltiger. Ich war auch mit neun noch furchtbar gehemmt und wusste, dass gestörte Truthähne auf keinen Fall »cool« waren, deshalb verschwand ich immer möglichst schnell im Schulhaus, tat ahnungslos und fragte meine Klassenkameradinnen auffällig oft, warum auf dem Pausenhof eigentlich immer Riesenwachteln herumspazierten. Die anderen meinten dann, das wären Truthähne, worauf ich gleichgültig die Schultern zuckte und sagte: »Ach wirklich? Also da kenne ich mich nicht aus.« Ich rutschte auf meinen Platz, beugte mich über mein Pult und mied Augenkontakt, bis die Truthähne das Interesse verloren, nach Hause zurückkehrten und bei meiner Mutter kreischend ihr Frühstück einforderten.
    Das funktionierte prächtig, bis ich eines Tages ein wenig zu langsam ins Schulfoyer schlüpfte und Jenkins mir munter folgte. Er kollerte vor sich hin und wirkte ratlos und zugleich irgendwie bedrohlich. Zwei weitere Truthähne kamen hinter ihm herein. Schnell lief ich in mein Klassenzimmer und die Truthähne, die kein bestimmtes Ziel hatten, spazierten in die Bibliothek. Ich tat einen Seufzer der Erleichterung, weil niemand die kleine Expedition bemerkt hatte. Doch eine Stunde später hörten wir plötzlich lautes Geschrei und Gekrächze. Der Rektor und die Bibliothekarin hatten die Truthähne entdeckt, die inzwischen in der Cafeteria aufgetaucht waren. Auf dem Weg dorthin hatten sie alles vollgeschissen. Es war fast schon eindrucksvoll, aber auch absolut eklig. Der Rektor hatte auch schon bei früheren Gelegenheiten bemerkt, dass die Truthähne uns zur Schule folgten (wie auch die meisten aus meiner Klasse, denen es nur peinlich gewesen war, mir zu sagen, dass sie die ganze Zeit wussten, dass ich der Truthahnmagnet war), und rief meinen Vater an. Ersollte in die Schule kommen und die Schweinerei aufwischen, die seine Truthähne angerichtet hatten. Mein Vater erklärte, es handle sich um ein Missverständnis, er halte Riesenwachteln, aber das kaufte ihm der Rektor nicht ab.
    Als ich mit meiner Klasse eine halbe Stunde später zum Sportunterricht marschierte, kniete mein Vater im Foyer und wischte die Truthahnkacke auf. Dazwischen versuchte er immer wieder vergeblich, die Truthähne wegzuscheuchen. »GEH NACH HAUSE, JENKINS«, zischte er leise, aber nachdrücklich. Ich blieb wie erstarrt stehen und wäre am liebsten mit der Wand verschmolzen, aber zu spät. Jenkins erkannte mich sofort und kam mit einem aufgeregten Kollern auf mich zugerannt, als wollte er sagen: »OH MEIN GOTT, IST DAS GEIL! WER SIND DEINE FREUNDE?« Und zum ersten Mal lief ich nicht schreiend vor ihm davon. Stattdessen seufzte ich nur, winkte ihm kraftlos zu und murmelte niedergeschlagen: »Hi, Jenkins«, während meine Klassenkameradinnen mich voller Erstaunen anstarrten. Aber nicht mit dem
guten
Erstaunen, wie wenn zum Beispiel zwei Onkel von dir in einer Limousine vor der Schule vorfahren und sagen, du könntest künftig bei ihnen wohnen, und sie heißen Michael Jackson und John Stamos, aber du hast nie von ihnen erzählt, weil du nicht angeben wolltest, und alle fühlen sich richtig beschissen, weil sie dich nie zu ihrer Pyjamaparty eingeladen haben, solange noch Gelegenheit dazu war. Nein, es war mehr das
schlechte
Erstaunen. Wie wenn man begreift, das keine Stulpen zu haben Peanuts ist im Vergleich dazu, von einem überspannten Truthahn namens Jenkins angegriffen zu werden, der vor den Augen der ganzen Schule von deinem mit Vogelscheiße zugekleisterten Vater ausgeschimpft wird. Ich glaube, damals wurde mir klar, dass ich es definitiv abschreiben

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