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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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konnte, je beliebt zu werden. Ich nickte Jenkins und meinem Vater also nur kurz zu (beide ahnungslos, dass siegerade endgültig meinen Ruf ruiniert hatten) und durchquerte das Foyer hocherhobenen Hauptes, bemüht, nicht auf dem Kot auszurutschen.
    Den ganzen restlichen Tag wartete ich auf den Spott der anderen, aber er kam nicht. Vielleicht weil sie nicht wussten, wo sie anfangen sollten. Oder weil Jenkins sie eingeschüchtert hatte. Wie ich später hörte, hatte er die Kindergärtnerinnen so bedrohlich angeschrien, dass man ihn gewaltsam vom Schulgelände entfernen musste. Meine Schwester tat, als wäre so etwas ganz normal. Sie ließ den Vorfall gar nicht an sich heran, deshalb hatte er auch keine Auswirkung auf ihren sozialen Status. Dasselbe Selbstvertrauen half ihr auch ein paar Jahre später, als sie auf dem Pausenhof von einem Schwein angefallen wurde. (Davon erzähle ich im nächsten Buch. Fangt schon mal an, dafür zu sparen.)
    Ich dagegen machte nicht einmal mehr den Versuch, dazuzugehören.
    Wenn die anderen Mädchen auf dem Pausenhof Tee tranken, holte ich mein gebrauchtes Ouija-Brett heraus, um die Toten zu beschwören. Wenn meine Mitschülerinnen DER WIND IN DEN WEIDEN oder WILBUR UND CHARLOTTE vorstellten, referierte ich über ein zerknittertes Taschenbuch von Stephen King, das ich von meiner Großmutter ausgeliehen hatte. Statt HANNI UND NANNI las ich Bücher über Zombies und Vampire. Meine Lehrerin in der dritten Klasse sorgte sich deswegen zunehmend und bestellte schließlich meine Mutter ein, um mit ihr über mein Verhalten zu sprechen. Meine Mutter nickte fröhlich, verstand aber das Problem überhaupt nicht. Erst als Mrs. Johnson ihr meine letzte Buchvorstellung über FRIEDHOF DER KUSCHELTIERE gab, runzelte sie besorgt und missbilligend die Stirn. »Jetzt verstehe ich das«, sagte sie und sah mich an. »Du hast ›Friedhof‹ falsch geschrieben.« Als ich erklärte,Stephen King hätte das Wort absichtlich falsch geschrieben, nickte sie wieder und sagte: »Aha. Mir ist alles recht.« Meine Lehrerin wirkte ein wenig verunsichert, aber als der Rektor sie daran erinnerte, dass meine Familie für das
Große Truthahnscheißen von 1983
verantwortlich gewesen wäre, begriff sie offenbar, dass ihr Engagement keinen Sinn hatte, und gab ohne allzu große Schuldgefühle auf. Es lag mehr oder weniger auf der Hand, dass nichts auf der Welt mich in eine »normale« Drittklässlerin verwandeln würde. Und ich war für sie erleichtert.
    Und ehrlich gesagt auch ein wenig für mich. Denn es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mir erlaubte, ich selbst zu sein. Zwar war ich immer noch schüchtern und verklemmt und hatte schreckliche Angst vor anderen Menschen, aber Jenkins hatte mich von der Last befreit, wie die anderen sein zu müssen. Ich wäre auch froh gewesen, diese Lektion so früh im Leben zu lernen, wäre sie nicht untrennbar verbunden gewesen mit dem öffentlichen Wüten eines Truthahns vor den Augen meiner Mitschüler, mit denen ich bis zum Ende der Highschool-Zeit zusammen sein würde.
    Wenig später verschwanden Jenkins und die anderen Truthähne aus unserem Leben, aber die Lektionen, die ich von ihnen gelernt habe, gelten für mich bis heute: Truthähne sind schreckliche Haustiere, Väter tun sich schwer damit, zwischen verschiedenen Geflügelsorten zu unterscheiden, und man sollte sich selbst so akzeptieren, wie man ist,
mit allen Fehlern,
denn wenn man versucht, jemand anders zu sein, scheißt einem zuletzt ein Truthahn auf die sorgfältig konstruierte Fassade, man kann sich also genauso gut die Mühe sparen und die Zombie-Bücher genießen. Von daher könnte man sagen, dass ich Jenkins in gewisser Weise dankbar sein muss. Er war (wenn auch vollkommen unbeabsichtigt) ein genialer Lehrer.
    Und außerdem?
Total lecker.

WER EIN ARMKONDOM BRAUCHT, SOLLTE DARÜBER NACHDENKEN, WAS IN SEINEM LEBEN FALSCH GELAUFEN IST
    (ALTERNATIVER TITEL: WER DIE HIGHSCHOOL BESUCHT HAT, HAT DAS SCHLIMMSTE IM LEBEN ÜBERSTANDEN)
    Ich war das einzige Gothic-Mädchen an einer kleinen, ländlichen Highschool. Einige Schüler fuhren mit dem Traktor zur Schule. Der Unterricht fand überwiegend in einer Scheune statt. Es war wie ein Auftritt von Jethro aus DIE BEVERLY HILL-BILLIES SIND LOS in einem Video von Cure, nur das genaue Gegenteil.
    Ich hatte den Gothic-Look absichtlich gewählt, damit die Leute mir aus dem Weg gehen – ich war ja so furchtbar schüchtern – und ich habe mich bis zu meinem Abschluss jede freie

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