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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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die Vorstellung, mich von jemandem in einem Vogelkostüm darüber aufklären zu lassen, dass ich mich mehr anpassen müsste, war mir unerträglich, deshalb schloss ich mich im Bad ein. Ein paar Minuten später entschuldigte Lisa sich halbherzig durch die Badezimmertür, wahrscheinlich weil sie gemerkt hatte, dass ihre Hände noch in den dicken Vogelflügeln steckten und ich die einzige Person im Haus war, die ihr helfen konnte, den Reißverschluss des Kostüms zu öffnen, wenn sie pinkeln musste. Ja, klingt grausam, aber das sind die Risiken, wenn einem Beliebtheit wichtiger ist als Hände mit opponierbarem Daumen. Wahrscheinlichist Bibo deshalb immer so scheißfreundlich zu allen. Was bleibt einem anderes übrig, wenn man weiß, man ist in einem Kostüm eingesperrt und für Toilettenbesuche auf die Gnade von Menschen mit Daumen angewiesen, die sich zufällig in der Nähe aufhalten. Ganz im Ernst, wenn Zwangsjacken je knapp werden sollten, könnten wir die Bekloppten einfach in alte Kostüme von Schulmaskottchen stecken. Wenn sie dann mal aus ihrer Anstalt ausbüchsen, sind sie dadurch genauso behindert wie durch eine Zwangsjacke, aber nicht so furchterregend für andere. Und statt an der Bushaltestelle panische Kinder anzubrüllen, würden sie einfach nur wie sympathische, ein wenig schmuddelige Muppets aussehen, die sich verlaufen haben und ein Bad brauchen.
Alle hätten gewonnen.
Und ich habe womöglich gerade das Obdachlosenproblem gelöst. (Anm. d. Lektorin: Von wegen, nicht einmal entfernt.)
    Trotzdem klangen mir die Worte meiner Schwester am nächsten Tag in der Schule noch in den Ohren und ich beschloss, einen Anpassungsversuch zu unternehmen. Und so kam es, dass der durch ein Geschwister in Vogelkostüm ausgeübte Gruppenzwang mich veranlasste, den Arm in die Vagina einer Kuh zu stecken.
Genau deshalb ist Gruppenzwang so etwas Schreckliches.
Dieses ganze Kapitel sollte wirklich für Schüler verfilmt werden.
    Dass ich in der Highschool eine Kuh schwängerte, war deshalb besonders krass, weil ich für diesen Kurs eigentlich gar nicht angemeldet war. 6 Ich hatte in meinen beiden ersten Highschool-Jahren die meisten Pflichtkurse absolviert und belegte in den letzten beiden Jahren deshalb leichte Wahlfächer. Ich mochte Kunst, hatte die einzigen drei Kunstkurse, die an der Schule angeboten wurden, aber schon gemacht, deshalb erlaubte mein Kunstlehrer mir, einen neuen zu erfinden. Ich wählte »Mittelalterliche Kostüme«. Nach sechs Wochen langweilte mich das und ich wechselte zu »Pailletten! Die Welt glitzernder Knöpfe!«Mein Kunstlehrer meinte, dass die Schule kein Budget für Pailletten hätte und ich für einen fortgeschrittenen Paillettenkurs wahrscheinlich sowieso noch nicht reif wäre, wenn ich Pailletten für Knöpfe hielt. Daraufhin blieb ich einfach weg. Stattdessen bekam ich eine Aufgabe als Bürogehilfin und vertrat in der Mittagsstunde Mrs. Williamson, die zeitweilige Empfangsdame der benachbarten Junior High, die die Mittagspause trinkend in ihrem Auto verbrachte. Mrs. Williamson, eine nervöse, geschiedene Frau, bewahrte in der obersten Schublade ihres Schreibtischs unglaublich obszöne Romane auf und erklärte mir einmal, Hauskatzen würden ihre Besitzer nach deren Tod innerhalb von einer Stunde auffressen. Sie verschwand einen knappen Monat später (vermutlich wurde sie gefeuert, es kann aber auch sein, dass ihre Katzen sie gefressen haben) und wurde durch einen Anrufbeantworter ersetzt. Von daher schien es niemanden zu kümmern, ob ich dort noch auftauchte oder nicht. Ich hatte Gefallen daran gefunden, die Mittagsstunde zusammengekauert unter Mrs. Williamsons verwaistem Schreibtisch zu verbringen und die schlüpfrigen Bücher zu lesen, die sie dort zurückgelassen hatte, andererseits hatte ich das letzte gerade am Tag zuvor beendet (einen Roman von V. C. Andrews mit Unterstreichungen der besonders drastischen Passagen) und hatte es von daher nicht eilig, ins Sekretariat der Junior High zurückzukehren. Stattdessen trödelte ich in der Scheune herum und räumte ganz langsam Werkzeug und Schweißgeräte auf.
    Der Landwirtschaftslehrer merkte, dass ich offenbar nichts zu tun hatte, und meinte, ich könnte als Hilfe auf eine Exkursion seiner Viehzucht-Klasse mitkommen. Es handelte sich um eine kleine Klasse von Jungs, alle in engen Wrangler-Jeans und Cowboystiefeln. Ich fasste mir ein Herz, erklärte mich (wider besseres Wissen) einverstanden und stieg in den kleinen Bus. Ich sah aus wie ein

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