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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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meinte sie schließlich. Sie machte eine Pause und suchte nach den richtigen Worten. »So was passiert.« Sie sagte es mit einer stillen Würde, als stecke ein kleiner, weiser Morgan Freeman mit ihr im Vogelkostüm und gebe ihr die Worte ein.
    Bilder, die mich zeigen, wie ich den Arm in die Vagina einer Kuh stecke, sind nicht bekannt. Dafür haben meine Eltern tonnenweise Bilder meiner Schwester im Vogelkostüm. Ich denke, ich muss niemandem erklären, wer der Liebling meiner Eltern war.
    »Ich hätte den Arm fast verloren«, fügte ich im Plauderton hinzu, wobei sich ein Anflug von Hysterie bemerkbar machte.
»In der Vagina einer Kuh.«
Das war zwar leicht übertrieben, aber inzwischen hätte ich mich am liebsten mit meiner Schwester duelliert. Ich fand, sie trug einen gehörigen Teil der Schuld an meinem Missgeschick.
    Sie nickte vorsichtig und ihr Schnabel hüpfte auf und ab. Sie schien entschlossen, einen ganz normalen Gesprächston beizubehalten.
»In
der Vagina, sagst du? Also das ist ja … bemerkenswert.« Sie klang wie jemand, der sagt, dass es demnächst wieder kalt wird oder dass Pferde nicht kotzen können.
»Es könnte sein
« – sie machte eine Pause – »dass du meinen Rat falsch verstanden hast.« Ich sah sie wütend an. »Aber trotzdem – das sind die Momente, die man von der Schule in Erinnerung behält.« Sie hob die Flügel, und wenn sie gekonnt hätte, hätte sie bestimmt begeistert mit den Händen gefuchtelt.»Ist doch toll, wenn man Erinnerungen hat«, sagte sie wenig überzeugend und irgendwie entschuldigend.
    Und da verpasste ich ihr einen Kinnhaken.
    Aber nur in Gedanken, denn den Tag mit dem Arm in einer Kuhvagina zu beginnen und mit Prügeln für jemanden in einem Vogelkostüm zu beschließen, war offen gesagt selbst für mich zu viel.
    In gewisser Weise hatte sie ja auch recht … man sollte die Highschool-Zeit wirklich genießen, weil man sich das ganze Leben lang daran erinnern wird. Wenn man später mal im Knast sitzt oder überfallen und ausgeraubt wird, kann man sich immer sagen: »Gut, wenigstens bin ich nicht in der Highschool.« Wer die Highschool besucht hat, hat das Schlimmste im Leben überstanden. Ich weiß das, denn auch wenn es mir später noch so beschissen ging, konnte ich immer zurückblicken und sagen: »Wenigstens stecke ich nicht mit dem Arm in der Vagina einer Kuh.« Dieser Satz ist für mich geradezu eine Art Lebensmotto geworden. Ich verwende ihn auch, wenn ich mit Leuten spreche, die gerade ihre Großeltern verloren haben, und mir sonst nichts einfällt. »Ja, aber wenigstens steckt ihr nicht mit dem Arm in der Vagina einer Kuh«, murmle ich mitfühlend und tätschle ihnen tröstend den Arm. Der Satz hilft mir, weil er erstens stimmt und zweitens das Bild so bizarr ist, dass die Leute sofort aufhören zu weinen. Wahrscheinlich, weil sie darin einen der großen Gemeinplätze des Lebens erkennen. Oder vielleicht, weil die meisten Menschen auf Beerdigungen nicht über Arme sprechen, die in Kuhvaginas feststecken. Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich werde so selten zu Beerdigungen eingeladen.
    NACHTRAG:
Beim Schreiben dieses Kapitels wurde mir klar, dass man mir wahrscheinlich nicht glauben würde, also sah ich die Adresse meines damaligen Rektors nach und schickte ihm diese (gekürzte) E-Mail, die im Grunde nur zeigt, dass ich keine E-Mails schreiben sollte, wenn ich etwas getrunken habe:
    … Ich trage mich gerade mit dem Gedanken, über die künstliche Befruchtung von Kühen zu schreiben, das Problem ist nur, dass mein Gedächtnis echt nervt und ich mich nicht mehr an alles erinnern kann. Wahrscheinlich weil ich es verdrängt habe. Oder wegen der vielen Drogen, die ich im College genommen habe.
    Ich erinnere mich an einen schulterlangen Handschuh und eine Bratenspritze in der Vagina der Kuh. Ich hätte schwören können, dass wir es damals so gemacht haben, aber ich weiß, dass man heutzutage bevorzugt rektovaginal vorgeht. Erinnere ich mich also falsch? Weil ich mich doch ziemlich sicher daran erinnern würde, wenn ich den Arm in den Enddarm der Kuh gesteckt hätte. Aber offenbar kann ich mich nicht auf mein Gedächtnis verlassen, wenn ich meinen Highschool-Rektor fragen muss, wie genau man eine Kuh schwängert.
    Gibt es eigentlich noch irgendwelche Bilder von damals? Mir ist klar, dass Sie wahrscheinlich noch nie eine so abstruse Anfrage von einer ehemaligen Schülerin bekommen habe, und ich entschuldige mich dafür.
    Ebenfalls entschuldige ich mich dafür,

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