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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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hatte.
    ICH
Ah, ich kenne dich! Du hast diesen tollen Design-Blog!
    SIE
Nein, der ist von der anderen Asiatin hier. Ich schreibe einen Mode-Blog.
    ICH
So eine Scheiße, dass mir das passiert! Ich bin ja so was von einer Rassistin.
    SIE
Nichts passiert. Was machst du?
    ICH
Ich schreibe einen Blog über die vielen Arten, auf die ich mich öffentlich demütige. Die von eben kommt auch dazu.
    SIE
Bestimmt.
    ICH
Ich würde das ganze Gespräch wahrscheinlich jetzt gleich auf Facebook stellen, aber ich habe hier draußen keinen Empfang. Außerdem sind meine Kleider alle vom Discounter und ich weiß, dass meine Knie in diesen Jeans dick aussehen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich das alles gleich am Anfang sagen muss. Es tut mir ja so leid. Bin ich jetzt bei dir unten durch?
    SIE
Also nicht wegen der Kleider.
    ICH
Ich mag dich. Du bist ehrlich. Wir werden bestimmt Freundinnen.
    Meine Nachbarin betrachtete mich zweifelnd. Ich überlegte, ob ich sagen sollte, ich hätte viele asiatischen Freundinnen, fürchteteaber, damit alles nur noch schlimmer zu machen. Die traurige Wahrheit ist, dass ich auch die weißen Frauen nicht auseinanderhalten konnte. Ich hatte inzwischen so viel getrunken, dass ich nicht einmal genau wusste, wer ich selber war. Evany Thomas, hoffte ich vage. Ich liebe diese Frau.
    Zeit für die Pyjamaparty. Nur dass es scheißkalt war und ich keinen Schlafanzug besitze. Alle anderen hatten welche und wunderbar passende Morgenmäntel gleich dazu. Unsere Gastgeberin Maggie trug einen rotseidenen Morgenmantel über einer Art Brautkleid und dazu flauschige Pantoffeln. Sie sah aus wie einem Magazin für Luxusmoden entstiegen. Ich hatte einen Muumuu an und darunter Jogginghosen, außerdem einen übergroßen Männer-Kapuzenpullover und die rote Perücke zur Stärkung meines Selbstvertrauens. Ich hatte aus verschiedenen Gründen angefangen, in Gesellschaft Perücke zu tragen: Erstens sehe ich damit aus wie jemand, der keine Angst vor anderen Menschen hat, und zweitens, wenn ich einmal wirklich Scheiße baue, kann ich kurz verschwinden, die Perücke abnehmen und sagen: »Wer war die rothaarige Spinnerin und warum hat sie ständig von Dildos geredet? Die sollten wirklich besser aufpassen, wen sie hier hereinlassen.« Die Perücke ist eine Art Schutz, ein Talisman, der mir erlaubt zu tun, als wäre ich jemand anders. Nur dass ich mir keine teure Perücke leisten kann, deshalb sehe ich meist nur so aus, als spielte ich eine Krebspatientin.
    Ich betrachtete mich unglücklich im Spiegel, aber Laura versicherte, ich sehe aus wie eine geheimnisvolle Spionin. Ich erwiderte ihren Blick misstrauisch. »Oder wie eine Pennerin, die sich auf eine vornehme Cocktailparty verirrt hat?«
    Sie betrachtete mich sachlich. »Vielleicht ein wenig«, räumte sie ein. »Aber viel mehr wie eine Spionin.«
    Ich habe gute Freundinnen.
    Wir saßen alle zwanzig in unseren Pyjamas um ein offenes Feuer und niemand twitterte, textete oder telefonierte. Weil das Handynetz nur zeitweilig funktionierte, mussten wir uns in unserer Not unterhalten. Überraschenderweise klappte das ganz gut und niemand außer mir wirkte panisch. Der Alkohol half. Ich flüsterte Laura zu, ich wäre noch nie in einem Ferienlager gewesen und Serienmörder würden ihre Opfer immer abends am Lagerfeuer auswählen. Unserer Einschätzung nach war die Frau links von uns das erste Mordopfer, denn sie war zart und bezaubernd und die Zuschauer würden sie lieben. Ich würde sie vermissen. Dann kam die Frau aus dem benachbarten Blockhaus dran, denn sie war eine vollbusige Blondine, aber sie würde zuerst ihre Mitbewohnerin bitten, ihr beim Duschen zu helfen, denn für den zweiten Mord muss man immer nackt sein und das ist auch der blutigste. Wahrscheinlich weil man keine Kleider anhat, die das Blut aufsaugen. Ihre Mitbewohnerin tat mir leid. Wir beschlossen, dass im Lauf der Nacht auch alle anderen ermordet würden, mit Ausnahme der stillen Frau rechts von uns, die keinen Alkohol trank und die uns anschließend rächen und den Mörder niederschlagen würde, wozu sie auch perfekt geeignet war, denn sie war schwanger und Mormonin und strotzte nur so vor animalischer Gesundheit. Und dann würden wir noch entdecken, dass Maggie die Mörderin war, weil Serienmord ein Punkt auf ihrer Lebensliste war. Und sie hatte auch einen Sponsor dafür. Aber die Zuschauer würden ihr wahrscheinlich verzeihen, weil sie so wahnsinnig nett ist und weil man Menschen, die ihre Träume so zielstrebig

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