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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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Nachbar tätschelte mir beruhigend die Hand und sagte, mir würde nichts passieren, und ich glaubte, er wollte mich anbaggern, und sagte: »Ich bin verheiratet.« Daraufhin sah er mich seltsam an und sagte: »Gratuliere.« Es klang fragend. Wahrscheinlich hat er mich überhaupt nicht angebaggert,sondern wollte nur, dass ich still bin. Dann meldete sich auch noch die Stewardess über die Sprechanlage, aber sie sagte nicht: »Schalten Sie bitte Ihre Handys aus«, sondern »Wenn sie gerade telefonieren, beenden Sie jetzt bitte das Gespräch.« Darauf ich zu meinem Nachbarn: »Das mit dem Beenden klang irgendwie so endgültig. Warum sagt sie das?« Der Typ reagierte nicht. Wahrscheinlich weil er wusste, dass wir den Flug nicht überleben würden.
    Erstaunlicherweise landeten wir irgendwann trotzdem. Ich sollte mich bei der Gepäckausgabe mit einer Mitbloggerin treffen, um gemeinsam mit ihr zum Hotel zu fahren, aber ich kann mir Gesichter partout nicht merken und plötzlich wurde mir klar, dass ich ein Riesenproblem hatte, wenn sie nicht denselben Trenchcoat wie auf ihrem Blogbild trug. Also rief ich sie an und bat sie, stattdessen nach mir zu suchen. »Du erkennst mich an meinem schwarzen Hut«, sagte ich.
    »Ich weiß schon, wie du aussiehst, Jenny.« Sie lachte gutmütig. »Dazu brauchst du keinen Hut aufzusetzen.«
    Scheiße. Jetzt überlege ich, ob wir uns schon mal persönlich begegnet sind. Was habe ich ihr erzählt? Habe ich sie irgendwann mal gekränkt? Panik. Außerdem klang sie, als wollte sie sagen: »Aber
natürlich
kennen wir uns, Dummerchen.« Ich starrte also alle Frauen auf dem Flughafen an, die lächelten und irgendwie bekannt taten, bis sie verlegen den Kopf abwandten. Daran erkennt man, dass sie nicht nach einer fremden Frau mit Hut suchen. Wie sich dann herausstellte, trug Susan tatsächlich denselben Trenchcoat wie auf dem Bild ihrer Biografie, aber ich war an ihr vorbeigegangen, weil ich gar nicht damit gerechnet hatte. Da schrie sie: »JENNY! Wo willst du hin?« Ich war gleich bei der ersten Prüfung durchgefallen, obwohl es nicht einmal eine Fangfrage gewesen war.
    Das Hotel war klein, urig und einfach, und bei unserer Ankunft begrüßte uns der Hund des Besitzers, den ich schon von der Hotelwerbung kannte. Er hielt das Hotel-Frisbee im Maul, und zwar so, dass wir das Logo bestens sehen konnten. »Oh mein Gott, ist der niedlich!«, riefen alle, aber ich konnte nur denken: »Bestimmt haben sie ihm das Frisbee an die Zunge getackert, damit er es immer genau so hält.« So bin ich eben. Ich überlegte, ob ich einen Blog-Sticker von mir auf das Frisbee kleben sollte, wenn die Besitzer wegsahen, aber solche Sticker gehen nicht mehr gut ab und dann sagen die Besitzer wahrscheinlich: »Mist, jetzt müssen wir ein neues Frisbee am Maul festtackern.« Das wäre es nicht wert. Vor allem weil bei so einem kleinen Hotel nur wenige Leute den Sticker sehen würden. Und auch weil es sich nicht gehört, Werbung am Maul von Hunden festzutackern.
    Ich trug die Jeans, zu deren Kauf Karen mich überredet hatte, und einen schwarzen Hut im Stil der dreißiger Jahre, der, wie ich hoffte, in aller Deutlichkeit meine künstlerischen Neigungen und meinen erlesenen Geschmack demonstrierte. Erst dann stellte ich fest, das hinten am Hut noch ein orangefarbenes Preisschild klebte, auf dem »Jetzt 7,48 $« stand. Na prima.
Und
mir war jede Sekunde bewusst, wie dick meine Knie in den Jeans wirkten. Ich musste mich unbedingt hinlegen.
    In der nächsten Stunde lernte ich Frauen kennen, die sehr herzlich und offen waren. Ich vergaß ihre Namen und Lebensgeschichten allerdings sofort wieder, so sehr war ich damit beschäftigt, nicht in irgendein Fettnäpfchen zu treten. Dann sah ich Evany Thomas und begann wie ein Teenager zu schwärmen, weil ich ihre Texte liebe. Ich hörte mich sagen, ich hätte sie als kleines Papiermodell, das ich selber ausgeschnitten hätte, auf dem Schreibtisch stehen. Im nächsten Moment wurde mir klar, dass das ziemlich pubertär und daneben klingen musste,aber Evany nahm es mir überhaupt nicht übel, weil sie genauso durchgeknallt ist wie ich. Das ist das Gute daran, wenn man mit Bloggerinnen abhängt. Die meisten sind genauso schräg drauf wie man selbst.
    Das Abendessen holten wir uns von einem Taco Truck. Es schmeckte köstlich und ich wandte mich an meine Nachbarin und stellte mich vor. Sie sagte ihren Namen, aber er klang nicht vertraut, weil ich mir nur die Blog-Namen der anderen gemerkt

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