Das ist nicht wahr, oder?

Die anderen sind wahrscheinlich alle hip und cool und Designerinnen und ich habe nichts Designermäßiges anzuziehen.
    MEINE SCHWESTER
Tu einfach, als wärst du Künstlerin, dann halten dich alle für Avantgarde.
    ICH
Gut, ich habe eine ausgefallene Handtasche, die ich aber nie verwendet habe. Diese Erotikfirma hat mir einen Riesendildo aus Metall geschickt, der in eine Tasche von Kate Spade verpackt war, damit ich in meinem Blog darüber schreibe.
    MEINE SCHWESTER
Dass du eine Tasche von Kate Spade besitzt, ist verrückter als die Tatsache, dass dir jemand einen Dildo darin schickt.
    ICH
Ich weiß, deshalb habe ich Tasche und Dildo ja auch gleich in der Schachtel gelassen. Also ich nehme das Präsent auf jeden Fall mit und halte es wie einen Schild vor mich hin, dann denken die anderen, ich gehöre dazu. Ich mache das so, wie man es bei Draculas mit Kruzifixen macht.
    MEINE SCHWESTER
Mit dem Dildo?
    ICH
Mit der Tasche.
    MEINE SCHWESTER
Aha. Aber sag niemand, von wem du sie hast.
    ICH
Das sage ich wahrscheinlich als Erstes. In der letzten E-Mail zu unserem Treffen wurde angeregt, wir sollten an
einem
Tag mehrmals die Schuhe wechseln. Ich habe überhaupt nur
ein
Paar schöne Schuhe, und die haben keine Absätze.
    MEINE SCHWESTER
Gut, du hast Arthritis, also hast du eine gute Entschuldigung.
    ICH
Hm, vielleicht sollte ich das groß auf meine Bluse schreiben: »Bitte nicht meine Schuhe kritisieren, ich bin körperbehindert.« Ich habe nichts zum Wechseln, wenn alle anderen die Schuhe wechseln. Aber ich habe Socken. Ich könnte andere Socken anziehen.
    MEINE SCHWESTER
Du spinnst ja.
    ZWEI TAGE VOR DER VERANSTALTUNG
    ICH
Also ich habe gerade die Gästeliste gesehen und bin total ausgeflippt. Die anderen sind irgendwie alle die großen Cheerleader und ich bin das hässliche Entchen mit der Zahnspange, das zu viel Klebstoff gefressen hat.
    LAURA
Hör auf mit dem Getue. Das wird alles super-relaxt und locker, entspann dich einfach und hab Spaß. Nimm ein paar Jeans und Blusen mit, das genügt vollkommen.
    ICH
Ich habe keine Jeans.
    LAURA
Das ist eine verdammte Lüge.
    ICH
Seit wie vielen Jahren kennst du mich jetzt schon? Hast du mich je in Jeans gesehen?
    LAURA
Wow, nein. Vielleicht stimmt mit dir was nicht.
    ICH
Genau das will ich dir doch die ganze Zeit sagen.
    AM TAG VOR DER VERANSTALTUNG
    Karen (eine ganz liebe Bloggerin, die ich über Laura kennengelernt habe) hat erfahren, dass ich keine Jeans besitze, und beschlossen, mit mir shoppen zu gehen.
    KAREN
Ich kann nicht glauben, dass du keine Jeans trägst. Jeans sind wunderbar und wahnsinnig bequem, wie Unterwäsche. Als ob du nur Unterwäsche trägst.
    ICH
(aus der Ankleidekabine) Nein, das ist mit
Röcken
so. Denn weißt du, was ich darunter trage? Nur Unterwäsche. Und manchmal
nicht mal das.
    (Ich trete aus der Ankleidekabine.)
    KAREN
Aha! Siehst du? Diese Jeans sieht total süß aus. Du solltest sie kaufen.
    ICH
Hm, nein. Meine Knie wirken darin so dick.
    KAREN
Äh … wie bitte?
    ICH
Das kannst du nicht verstehen, weil du immer schlankwarst, aber wenn du dick bist, können die Kniescheiben das viele Gewicht irgendwann nicht mehr stützen, und wenn man die Knie durchdrückt, biegen sie sich nach hinten durch. Deshalb muss ich immer darauf achten, die Knie ganz leicht anzuwinkeln, damit ich keine Dicke-Mädchen-Knie habe.
    KAREN
Ich mag dich wirklich, aber ich kann dir gar nicht sagen, wie durchgeknallt du gerade klingst. Also die meiste Zeit bist du in Ordnung, aber jetzt? Total geisteskrank.
    ICH
Du hast mir die anderen Male wahrscheinlich nur nicht richtig zugehört.
    AM ERSTEN TAG DER PARTY
IM FLUGZEUG
    Wer kennt das, wenn der Kapitän sich über die Bordsprechanlage meldet und sagt: »Wir starten in wenigen Minuten, müssen aber vorerst auf die Klimaanlage verzichten, weil das Hilfstriebwerk ausgefallen ist, und außerdem haben wir Probleme mit einem Triebwerk und müssen zuerst auf die Startbahn raus, bevor wir es anlassen können«? Wenn man das hört, sollte man wahrscheinlich einfach aussteigen. Das konnte ich aber nicht, weil ich vor Panik wie gelähmt war, ich fragte also stattdessen den Typen neben mir, ob er das für einen Witz hielt. Nein, sagte er, und dann sagte er noch, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen. »Keine Sorgen?«, sagte ich und meine Stimme klang schrill vor Angst. »Aber die haben gerade gesagt, dass ein Triebwerk nicht funktioniert. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass eigentlich beide Triebwerke funktionieren sollten.«
    Mein