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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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Antidepressiva besser wirken.
    APOTHEKER
Vermutlich nehmen Sie Ihre Tabletten falsch ein. Man steckt sie in den Mund.
    ICH
Für jemanden im Gesundheitswesen sind Sie erstaunlich unkooperativ.
    APOTHEKER
Ich rufe jetzt die Polizei, Sie perverse Tusse.
    Ich weiß nicht, wie ich darauf kam, der Apotheker könnte gleich die Polizei rufen, jedenfalls wurde ich den Gedanken nicht mehr los und war einer Panik nahe, als der Apotheker mich fragte, was ich bräuchte. Ich machte eine verlegene Pause und fragte dann, wo die Lesebrillen wären, worauf der Apotheker meinte, Lesebrillen hätten sie nicht, was seltsam ist, weil die meisten Apotheken doch welche haben und ich sie immer ausprobiere und so tue, als wäre ich eine notgeile Bibliothekarin. Ich beschloss also, statt der Darmreinigung eine Packung Abführtabletten zu nehmen, also eben das Nächstbeste, okay? Ich nahm sie in extrastark, weil das genauso viel kostete wie normal stark und ich damit also im Grunde Geld sparte, was mir als Argument nützen konnte, wenn Victor wissen wollte, warum ich für zwanzig Dollar ein »überflüssiges« Abführmittel kaufte (obwohl ihn das Preis-Leistungsverhältnis dann doch gar nicht interessierte, entweder weil er nicht wirtschaftlich denken will oder weil ich dick sein soll oder sonst was). Dass er gegen die Darmreinigung sein würde, wusste ich deshalb, weil er auch schon damals so kritisch gewesen war, als ich die chinesischen Pflaster kaufen wollte, die das Gift aus deinen Füßen herausziehen, während du schläfst. Er behauptete, die Pflaster wären Humbug, aber ich glaube, in Wirklichkeit wollte er mich einfach nur leiden sehen oder vielleicht ist er auch ein Rassist. Als ich das sagte, begann er wütend herumzuschreien und ich schrie zurück: »ICH WEISS DOCH GAR NICHT MEHR, WAS ICH SAGE! AUS MIR SPRICHT DAS GIFT«, aber ich durfte die Pflaster trotzdem nicht kaufen. Und genau deshalb wartete ich mit der Darmreinigung bis zu der Woche, in der Victor geschäftlich nach New York musste.
    Am Abend nahm ich zwei schokoladenstückgroße Tabletten, las dann aber auf dem Beipackzettel von einer »sanften Wirkung«. Eine erfolgreiche Darmreinigung hatte für michnichts mit »sanft« zu tun, deshalb nahm ich gleich noch mal drei Tabletten. Sie hatten dieselbe Konsistenz wie Schokolade und schmeckten köstlich, und weil ich Hunger hatte, aß ich noch eine. Und es passierte überhaupt nichts. Ich nahm also am folgenden Morgen noch mal zwei (weil ich zu diesem Zeitpunkt schon glaubte, dass vielleicht mit
mir
etwas nicht stimmte und ich eine abnorm hohe Abführmitteltoleranz hatte) und ging dann zu Starbucks und kaufte einen großen Frappuccino. Das war vielleicht ein Fehler, denn Kaffee hat offenbar auch eine abführende Wirkung, obwohl ich damals leider nicht daran dachte, weil mir ein Telefongespräch über Frappuccinos durch den Kopf ging, das ich in der Woche davor mit Victor geführt hatte. Er hatte mich auf der Arbeit angerufen.
    [Läuten]
    ICH
Hier Jenny.
    VICTOR
Warum machen die eigentlich keine Schokoladen-Slurpees?
    ICH
Äh … wie bitte?
    VICTOR
Schokoladen-Slurpees. Warum gibt es die nicht?
    ICH
Die gibt es doch. Sie heißen Mokka-Frappuccinos.
    VICTOR
Quatsch, das ist nicht dasselbe. Frappuccinos haben nicht den kleinen Löffel am Ende des Strohhalms wie Slurpees.
    ICH
Das mit dem Löffel sind Icees. Nicht Slurpees.
    VICTOR
Wenn ich das nächste Mal bei Starbucks bin, sage ich »Ich will einen Löffel an meinem Strohhalm, Sie Arsch!« Wie kommt man sonst an den letzten Rest ganz unten? Nur damit!
    ICH
?
    VICTOR
Die müssen sich unbedingt zusammentun, 7-Eleven und Starbucks.
    ICH
Mokka-Slurpeeccino?
    VICTOR
Oder vielleicht Slurpeemacchiato. Das wäre vielleicht eine teuflische Mischung.
    ICH
Wolltest du mich wegen etwas Bestimmtem sprechen oder …?
    VICTOR
Doo-doo, wa-wa.
    ICH
Huch? Was war das?
    VICTOR
Meine Teufelsmusik.
    Er fängt das Gespräch wohlgemerkt nicht einmal mit »Hallo« an, was mich mehr aufregt als die Teufelsmusik, weil eine Begrüßung zu den Grundbausteinen einer zivilisierten Gesellschaft gehört und zu den wenigen Dingen, die uns von Bären unterscheiden.
    Ich fuhr also nach Hause zurück, trank dabei meinen Frappuccino und nahm mir vor, Victors Anrufe in Zukunft nur noch per Mailbox entgegenzunehmen. Da explodierten meine Eingeweide. Ich meine das nicht wörtlich, aber es fühlte sich absolut genauso an. Zuerst dachte ich noch: »Okay, Schmerzen sind gut, das muss schon sein«, aber dann wurde mir klar,

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