Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
Vom Netzwerk:
Toilette geht, denn das wäre das Ende der Zivilisation. Dann hörte ich den potenziellen Vergewaltiger wieder. Ich hustete, denn ich dachte, vielleicht ist es ein Einbrecher,der nicht weiß, dass ich zu Hause bin. Das Husten sollte ihm zu verstehen geben, dass er wieder gehen musste, obwohl die anderen Geräusche aus dem Badezimmer wahrscheinlich viel schlimmer klangen als das Husten, aber ich wollte einfach höflich sein, ich weiß schließlich, was sich gehört.
    Und dann schob jemand einen Zettel unter der Tür hindurch.
    Ich starrte ihn nur an, denn mal ehrlich … das gibt’s ja wohl nicht! Ich war so perplex, dass ich nicht einmal Angst hatte. Ich streckte den Fuß nach dem Zettel aus (einem kleinen, weißen Stück Papier), bekam ihn aber nicht zu fassen und stöhnte nur schwach: »Hallo? Haben Sie … haben Sie mir gerade einen Zettel zugesteckt?« Aber niemand antwortete und da bekam ich es langsam wirklich mit der Angst zu tun. Ich dankte Gott stumm dafür, dass ich daran gedacht hatte, das Telefon ins Bad mitzunehmen nur für den Fall, dass ich wegen der Überdosis Abführmittel doch einen Arzt brauchte. Ich nahm das Telefon, um die Polizei anzurufen, überlegte dann aber, wie es klang, wenn ich denen erzählte, dass ich von der Toilette aus anrief, in die ich mich wegen einer Überdosis Abführmittel geflüchtet hatte, und dass ein stummer Vergewaltiger Nachrichten unter der Tür hindurchschob. Und dann dachte ich, dass es dem Ganzen die Krone aufsetzen würde, wenn auf dem Zettel stünde: »Magst du mich? Bitte Ja oder Nein ankreuzen.« Ich hätte wahrscheinlich gelacht, wenn mir die Kombination aus Vergewaltiger und Abführmittel nicht derart zugesetzt hätte. In diesem Augenblick erschien ganz langsam die Ecke einer zweiten Nachricht unter der Tür und ich merkte, dass es sich gar nicht um eine Nachricht handelte, sondern um das Abziehpapier eines Pflasters. Mir wurde klar, dass ich es vermutlich mit einem Psychopathen zu tun hatte, denn
wer außer einem komplett Verrückten sollte mir das Papier eines Pflasters zuschieben?
    Ich brüllte also:
»ICH RUFE DIE POLIZEI! UND ICH HABE DURCHFALL! Von … AIDS!«
Ich dachte, damit könnte ich zumindest einen Vergewaltiger abschrecken. Zwar wusste ich nicht sicher, ob man von Aids Durchfall bekam, aber ich vermutete es stark. Daraufhin wurde es totenstill, dann zerrte plötzlich jemand heftig an dem Papier. Es verschwand und ich fuhr zusammen. »Was soll das?« Im nächsten Augenblick tauchte es wieder auf, doch diesmal sah ich, dass es von einer Katzenpfote unter der Tür hindurchgeschoben wurde, so bescheuert das klingt, und da begriff ich, dass der Kater meine Handtasche umgeworfen hatte und Quittungen und das ganze Sammelsurium von Dingen, die sich darin angesammelt hatten, unter der Tür hindurchschob. Daraufhin ermordete ich ihn, allerdings nur in Gedanken.
    Mir fiel ein, dass ich das alles aufschreiben sollte, aber ich hatte nichts zum Schreiben, nur das Papier, das der Kater unter die Tür geschoben hatte, deshalb brüllte ich: »He du, schieb den Zettel noch ein Stück weiter!«, aber er gehorchte nicht, weil er ein Arschloch ist. Und außerdem eine Katze, weshalb er kein Englisch spricht. Also schrieb ich stattdessen alles mit Lippenstift auf Toilettenpapier (nur die Schlüsselwörter, nicht den ganzen Text, das wäre ja wirklich albern). Dann dankte ich Gott in einem kleinen Gebet dafür, dass er mich vor einem Überfall bewahrt hatte, und auch dafür, dass ich keinen Sanis erklären musste, dass ich meinen Kater versehentlich für einen Vergewaltiger gehalten hatte, nachdem ich zuvor absichtlich eine Überdosis Abführmittel genommen hatte, damit meine Antidepressiva besser wirkten. Vor allem, weil angehende Sanitäter genau solche Geschichten ständig zu hören bekommen. Aber dann fiel mir das Mädchen aus der Highschool ein, dem man die Kacke herausgeholt hatte, und im Vergleich dazu erschien mir mein Erlebnis gar nicht mehr so gruselig.
    Als Victor nach Hause kam, erzählte ich ihm alles (wiekönnte man so etwas für sich behalten?), und er schimpfte auf die Abführmittel und meinte, man könnte mich nicht unbewacht im Haus allein lassen. Darauf erwiderte ich wütend:
»Mach mal halblang, du Arsch,
immerhin wurde ich nicht vergewaltigt.« Und er: »Diese Gefahr bestand doch überhaupt nie.« Aber ich glaube, er wollte mich damit nur kränken, deshalb gab ich zurück: »Oh doch, diese Gefahr besteht IMMER,
bestendankauch.«
Und er: »Das

Weitere Kostenlose Bücher