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Das ist nicht wahr, oder?

Das ist nicht wahr, oder?

Titel: Das ist nicht wahr, oder? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Lawson
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dass das hier kein Yoga war und ich einen wirklich fürchterlichen Fehler gemacht hatte. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber meine Beine fühlten sich an, als würden sie schmelzen, und in meinem Magen fuhrwerkte ein Elefant herum, der unbedingt nach draußen wollte. Und dieser Elefant hatte offenbar Krallen. Und sein Rüssel bestand aus lauter Schlangen.
    Da Victor in New York war und Hailey in der Schule, hatte ich das Haus für mich, was gut war, denn mal ganz ehrlich, wer die Geräusche gehört hätte, die aus dem Bad kamen, hätte wahrscheinlich jeden Glauben an das sinnliche Geheimnis der Frau verloren. Irgendwann machte ich mir dann Sorgen, ich könnte mir eine Art goldenen Schuss gesetzt haben. Ich wusste zwar nicht, was eine Überdosis in Sachen Abführmittel bedeutete,aber es war ziemlich sicher eine Schweinerei, bei der man seinen kompletten Darm von sich gab. Da ich nicht wusste, ob das medizinisch überhaupt ging, wollte ich schon Lotta anrufen und fragen, ob sie bei ihrer Darmreinigung auch das Gefühl gehabt hätte, ihren Darm auszuscheiden. Ich war mir nur nicht sicher, ob ich noch sprechen konnte, ohne zu schreien, außerdem hatte ich ihre Telefonnummer nicht. Also saß ich nur da und dachte, was für ein schrecklicher Tod mich erwartete, denn egal was ich in meinem Leben zustande gebracht hatte, es würde stets durch mein Ende überschattet werden: »Und sie starb auf der Toilette, auf der sie ihren Darm rauspresste.« Wenn das Thomas Edison passiert wäre, würde sein Wikipedia-Artikel wahrscheinlich gleich damit eröffnet. Also in etwa so: »Thomas Edison, der seinen kompletten Darm ausgeschissen hat, veränderte die Welt, in der wir heute leben, mit zahlreichen Erfindungen. Haben wir schon gesagt, dass er seinen Darm ausgeschissen hat? Ja, wirklich. Thomas Edison hat seinen Darm ausgeschissen. Doch, man kann das nicht oft genug wiederholen.«
    Inzwischen war mir klar, dass ich handeln musste, ich holte mir also eine Packung Pepto-Bismol und nahm die volle Dosis. Eigentlich wollte ich noch mehr nehmen, aber ich fürchtete, dass ich vielleicht noch den Notarzt rufen musste, und wollte ihm nicht erklären müssen, warum ich das Dreifache der empfohlenen Menge Abführmittel und das Dreifache der empfohlenen Menge des Gegenmittels genommen hatte, weil das selbst für mich nach einem schlecht geplanten Selbstmordversuch klang. Nur
eine
Dosis des Mittels gegen Durchfall zu nehmen erschien mir dagegen vergleichsweise vernünftig. »Damit klinge ich bestimmt viel glaubhafter«, dachte ich, »und man stellt mich nicht wegen Selbstmordgefährdung unter Beobachtung.«
    Natürlich war das Pepto-Bismol der rohen Gewalt des Abführmittels nicht gewachsen, es war ein wenig so, als hätteich mir in einem Tornado Schienbeinschützer angezogen, nur noch weniger wirksam, denn mit Schienbeinschützern kann man, wenn die Leiche danach gefunden wird, im Sarg immer noch einen Rock tragen (es sei denn, die Beine wurden komplett abgerissen, was natürlich auch jederzeit passieren kann). Das Pepto-Bismol hat jedenfalls überhaupt nichts bewirkt, nur meine Zunge ist davon schwarz geworden.
    Dann fiel mir ein, dass es vielleicht half, Käse zu essen, denn ich bin einmal mit einem Mädchen zur Schule gegangen, das zu viel Käse aß und davon solche Verstopfung bekam, dass ein Arzt ihr im Krankenhaus den Darm leeren musste. Ich sah sie ab da mit anderen Augen und habe mich oft gefragt, ob sie das Aa, das man ihr herausgenommen hatte, behalten durfte, wie man ja auch die Mandeln behalten darf. Und dann fiel mir ein, dass ich ja gar keinen Käse im Haus hatte, und selbst wenn ich welchen gehabt hätte, hätte es nichts genützt, weil ich die Toilette nicht lange genug verlassen konnte, um ihn zu holen. Und in diesem Augenblick hörte ich das Geräusch an der Badezimmertür.
    Es klang, als lehnte sich jemand dagegen und klopfte ganz leicht mit den Knöcheln darauf. Ich sofort: »Oh mein Gott, ich habe die Tür nicht abgeschlossen.« Dann dachte ich: »Moment mal, warum sollte ich die Tür abschließen, wenn ich doch allein zu Hause bin?« Meine erste Befürchtung war, dass mich jemand ermorden oder vergewaltigen wollte. Im nächsten Augenblick dachte ich, wenn mich jemand vergewaltigen wollte, würde er furchtbar enttäuscht sein. Und dann dachte ich, wie seltsam es doch war, dass ich die Tür überhaupt zugemacht hatte, obwohl ich doch allein war, aber im Grunde sollte man die Tür nie offen lassen, wenn man auf die

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