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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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aus.
    Während Nico nach dem Mittagessen ein Schläfchen hielt, legte sich Rosanna in den bequemen Liegestuhl auf der Terrasse. Robertos Stimme hatte die friedliche Stimmung des Morgens zerstört. Offenbar redete sie sich nur ein, dass sie über ihn hinweg war. Sie sehnte sich noch immer jeden Tag nach ihm, nach dem Gefühl, seine Arme um ihren Leib, seine Lippen auf den ihren und seine zärtlichen Berührungen auf ihrer Haut zu spüren.
    »O Gott …«, stöhnte sie und stützte den Kopf in die Hände. Wie sollte sie nur den Rest des Lebens ohne ihn auskommen?
    An jenem Abend ließ Rosanna Nico länger aufbleiben als sonst, um den Moment, wenn sie wieder allein wäre, noch ein wenig hinauszuzögern. Doch um halb sieben, mitten in einer Winnie-the-Pooh-Geschichte, sank sein Kopf an ihre Schulter, und sie trug ihn behutsam in sein Bettchen hinauf.
    Als sie wieder unten war, nahm sie eine Flasche Frascati aus dem Kühlschrank, trat damit auf die Terrasse und schenkte sich ein. Die Sonne stand bereits tief am Himmel. In New York hingegen war es erst etwa halb zwei nachmittags. Vielleicht schaute er auch gerade zur Sonne hinauf und dachte an sie … Rosanna ermahnte sich, damit aufzuhören. Es war vorbei, und sie musste lernen, in der Gegenwart zu leben.
    Wieder einmal überlegte sie, ob sie und Nico tatsächlich weiter in Manor House bleiben sollten, das mit so vielen Erinnerungen behaftet war. Möglicherweise würde es ihnen in Mailand oder Neapel besser gehen. Dann fielen Rosanna die Leute ein, die sich in ihren Prophezeiungen bestätigt fühlen würden, dass Roberto sich nicht zähmen ließ.
    Vielleicht würde sie später im Jahr mit Nico nach Neapel reisen, denn sie hatte ihre Familie sehr lange nicht gesehen. Sonderlich begeistert war sie von dieser Idee allerdings nicht, weil sie dann so tun müsste, als wäre sie über Roberto hinweg.
    Da hörte sie das Geräusch von Reifen auf Kies. Konnte es sein …? Rosanna sprang auf und eilte ums Haus herum, gerade rechtzeitig, um den Jaguar davor halten zu sehen. Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, dass der Fahrer ausstieg.
    »Hallo.« Leider war der Mann, der auf sie zukam, nicht Roberto. »Entschuldige, dass ich einfach so hier aufkreuze, aber Abi hat mir verraten, dass du hier wohnst, und ich war gerade in der Gegend. Ich wollte mich erkundigen, wie es dem kleinen Mann geht, bei dessen Geburt ich dabei war …« Stephen geriet ins Stottern. »Wahrscheinlich störe ich …«
    »Überhaupt nicht. Es freut mich, dich zu sehen, Stephen. Was ist aus deinem Käfer geworden?« Sie deutete auf den Jaguar.
    »Das alte Mädchen hat letzten Monat den Geist aufgegeben. Da hab ich mir ein jüngeres Modell gegönnt.«
    »Komm doch rein und trink ein Glas Wein mit mir. Ich habe gerade den Sonnenuntergang genossen.«
    »Nur, wenn ich wirklich nicht störe.«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Er folgte ihr ums Haus auf die Terrasse, wo sie auf einen Stuhl deutete.
    »Setz dich, ich hole dir ein Glas.«
    Stephen sah ihr nach, wie sie in die Küche verschwand. In T-Shirt und Shorts, ohne Make-up, die schönen dunklen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden, wirkte sie noch jünger und verletzlicher, als er sie in Erinnerung hatte. Natürlich wusste er von Abi, was geschehen war.
    Rosanna kehrte zurück und reichte ihm ein Glas. »Schenk dir selber ein und erzähl mir, was dich in diese Gegend führt.«
    »Ich habe eine Kunstgalerie in Cheltenham eröffnet und einem Kunden in Lower Slaughter ein Bild geliefert. Abi hat mir erzählt, dass du am Rand des Orts wohnst, also habe ich mir gedacht, ich schaue mal vorbei.«
    »Gute Idee.«
    »Toller Ausblick«, schwärmte er und trank einen Schluck Wein. »So typisch englisch. Manor House war mir ein Begriff. Ich bin im Nachbarort aufgewachsen.«
    »Mir gefällt’s hier.«
    »Fühlst du dich nicht einsam?«
    »Nein, ich habe ja den Kleinen, und außerdem bin ich das Alleinsein gewöhnt.«
    »Die Sache mit der Trennung tut mir leid.«
    Rosanna nickte stumm.
    »Und wie geht’s deinem Sohn?«
    »Sehr gut. Nico ist ein braver Junge. Er läuft schon und versucht sich gerade an den ersten Sätzen. Schade, dass du nicht eine halbe Stunde früher gekommen bist. Jetzt schläft er.«
    »Vielleicht ein andermal«, meinte Stephen. »Übrigens: Ist das nicht toll, dass Abi gleich mit ihrem ersten Roman einen Verlag gefunden hat?«
    »Ja, wunderbar. Ich habe sie im letzten Jahr nicht oft gesehen, aber immerhin halten wir telefonisch Kontakt. In zwei Wochen

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