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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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und verschwand.
    Rosanna schloss die Haustür und ging zu dem Einzigen, was ihr noch wichtig war.

MET
    NEW YORK
    Deswegen hast Du, mein Schatz, also Deine frühe Kindheit ohne Deinen Vater verbracht. An jenem Abend schwor ich mir, Dich nie gegen ihn aufzuhetzen, weil er Dir in den ersten Monaten Deines Lebens ein liebevoller, besorgter Papà gewesen war. Aus schlechtem Gewissen darüber, dass ich ihn Dir nahm, beschloss ich, ihm, falls er anrufen und darum bitten würde, die Erlaubnis zu geben, Dich zu sehen.
    Der erste Monat nach der Trennung war der schlimmste. Trotz meines festen Entschlusses, nicht einzulenken, eilte ich jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, hin. Einerseits sehnte ich mich nach dem Klang seiner Stimme, andererseits hatte ich Angst, sie zu hören. Die Enttäuschung darüber, dass er es nicht war, mischte sich mit Erleichterung und schließlich mit Ungläubigkeit darüber, dass er tatsächlich seine Drohung wahr machte und sich völlig von uns distanzierte.
    Der einzige Kontakt zu ihm bestand in einem großzügig bemessenen monatlichen Scheck zur Deckung unserer Lebenshaltungskosten, den er mir über Chris Hughes zukommen ließ. Immer ohne einen Brief.
    Als Robertos Engagement in Covent Garden zu Ende war, reiste er nach New York, um an der Met aufzutreten. Durch Chris und aus den Zeitungen wusste ich, wo er sich aufhielt. Sechs Monate später sah ich ein Foto von ihm und Donatella Bianchi bei einer Party in New York. Da wusste ich, dass es endgültig vorbei war mit uns, dass ich Träume von einer Versöhnung in den Wind schreiben konnte. Unsere Ehe war eine Farce gewesen. Ich gab mir Mühe, ihn nicht zu hassen, aber dass er nichts unternahm, um Dich zu sehen, betrübte mich.
    In jenem Jahr war ich fast die ganze Zeit allein mit Dir. Ich hätte mich an meine Familie oder meine Freunde wenden können, doch das verbot mir der Stolz.
    Trotzdem darfst Du nicht glauben, dass ich unglücklich war. Ich hatte Dich und das Haus und die Einsamkeit, in der ich meine Wunden lecken konnte. Ich dachte weder an die Zukunft noch an meine Karriere, nahm jeden Tag, wie er kam, und konzentrierte mich ganz auf Dich.
    Es war fast genau ein Jahr nach der Trennung von Roberto, als unser Leben noch einmal eine völlig neue Wendung nahm …

32
    Gloucestershire, Juni 1982
    Als Rosanna aufwachte, hörte sie im Nachbarzimmer ihren kleinen Sohn in seinem Bettchen spielen. Anders als sonst genoss sie noch eine Weile die Strahlen der hellen Sonne, die Ruhe und den Frieden.
    Ein Jahr war vorbei. Ein Jahr, in dem sie geatmet, geschlafen, gegessen und … ohne ihn … gelebt hatte. Darauf war sie stolz. Und – bei dem Gedanken lächelte sie – bald würde ihre Freundin Abi sie besuchen. Rosanna wusste, dass es höchste Zeit war, wieder Kontakt zur Welt außerhalb von Manor House aufzunehmen.
    Schließlich stand Rosanna doch auf und plante den Tag. Frühstück, ein wenig Hausarbeit, dann ein gemütlicher Spaziergang mit Nico zum Dorfladen. Nach dem Mittagessen, wenn Nico schlief, eine Stunde Sonne im Garten. Sie kam aus einem Land, in dem Wärme etwas Selbstverständliches war, aber hier in England handelte es sich um etwas Wertvolles, das man auskosten musste. Nachmittags Tee mit Honigbrötchen – die mochte Nico gerade besonders gern –, später Pasta und Salat mit einem Glas kaltem Frascati. Und wenn die Dämmerung hereinbrach und Nico schlief, wieder die Einsamkeit …
    Doch zuerst würde sie den Tag genießen, und außerdem, dachte Rosanna, als sie die Tür zu Nicos Zimmer öffnete, gab es schlimmere Arten, das Leben zu verbringen.
    »Mamma! Mamma!« Nico sprang, die kleinen Hände am Gitter seines Bettchens, aufgeregt auf und ab. »Milch! Milch!«
    »Wir gehen in die Küche und machen dir ein Fläschchen, mein Schatz.«
    Rosanna redete immer Englisch mit ihrem Sohn. Wenn Nico hier die Schule besuchen würde, sollte seine Muttersprache die des Landes sein, in dem er zur Welt gekommen war.
    Rosanna nahm ihn auf den Arm und trug ihn nach unten in die Küche. Sobald er in seinem Hochstuhl saß, füllte sie ein Fläschchen mit Milch und gab es ihm. Während er zufrieden daran nuckelte, schaltete sie das Radio ein und bereitete das Frühstück zu.
    Kurze Zeit später gab sie ein wenig Ei und Toast auf Nicos Teller und setzte sich neben ihn. »Heute machen wir einen Spaziergang, und dann …« Da erklang »Addio fiorito asil« aus Madama Butterfly , gesungen von Roberto. Mit zitternden Händen schaltete sie das Radio

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