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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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kommt sie hier raus. Sie sagt, sie braucht ein bisschen Ruhe vom hektischen London, damit sie sich auf ihr nächstes Buch konzentrieren kann.«
    »Die findet sie in Manor House bestimmt. Und du hast Gesellschaft.«
    »Ja. Ich hab schon lange keinen Besuch mehr gehabt.«
    Verlegenes Schweigen.
    »Tut mir wirklich leid, dass ich einfach so reingeschneit bin«, sagte Stephen und erhob sich. »Ich geh dann mal lieber wieder. Ganz herzlichen Dank für den Wein.«
    »Keine Ursache. Es hat mich gefreut, dich zu sehen, Stephen.« Als er die Wagenschlüssel in die Hand nahm, merkte sie, dass sie ihn gern noch hierbehalten wollte. »Hast du Hunger? Ich hab noch nicht gegessen. Es gibt nur Pasta und Salat, aber wenn du möchtest, bist du herzlich eingeladen.«
    »Aus reiner Höflichkeit, Rosanna? Bitte sei ehrlich.«
    »Nein, ich würde mich tatsächlich freuen, wenn du bleibst. Ich habe mich ewig nicht mehr mit einem Erwachsenen unterhalten.«
    »Dann bleib ich gern. Kann ich helfen?«, fragte er und folgte Rosanna in die Küche.
    »Ganz oben im Kühlschrank ist eine Schüssel mit Salat. Würdest du mir die bitte bringen?«
    »Klar.« Er stellte die Schüssel auf die Arbeitsfläche, während sie Nudeln in kochendes Wasser gab.
    »Danke.« Sie stellte einen Topf mit Sauce auf den Herd und rührte darin. »Tut mir leid, wenn ich anfangs ein bisschen spröde war. Im letzten Jahr bin ich zu einer richtigen Einsiedlerin geworden.«
    »Das kann ich gut verstehen. Ich habe mich vor ungefähr einem Jahr von meiner Freundin getrennt. Sie wollte nicht mit mir in die Cotswolds ziehen. Wir haben es mit einer Fernbeziehung versucht, aber das hat nicht funktioniert.« Er zuckte traurig mit den Achseln.
    »Schade. Wenn ich mir wieder mal selbst leidtue, versuche ich mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich immerhin ein schönes Haus habe, in dem ich mich elend fühlen kann. Wollen wir draußen essen? Es ist so ein lauer Abend.«
    »Klingt gut.«
    Zwanzig Minuten später aßen sie auf der Terrasse Tagliatelle und Salat. Rosanna lauschte interessiert, als er ihr von seiner neuen Galerie erzählte.
    »Sie ist sehr klein und ganz anders als die in der Cork Street, aber sie gehört mir. Eigentlich gilt meine Liebe den alten Meistern, doch hier bin ich mein eigener Herr, und wenn ich meine Künstler gut wähle, könnte es klappen.«
    »Dann kannst du also beurteilen, ob ein Gemälde wertvoll ist?«, fragte Rosanna.
    »Ich denke schon. Am besten kenne ich mich natürlich in der Renaissance aus, aber ich würde mir auch gern einen Stall zeitgenössischer Künstler aufbauen. Hier in der Gegend gibt’s eine Menge begabte Maler. Ich habe bereits zwei örtliche Künstler unter Vertrag.«
    »Moderne Sachen liegen mir nicht.« Rosanna rümpfte die Nase. »Ich begreife einfach nicht, wie Kringel und Kleckse Kunst sein können.«
    »Nicht alle modernen Künstler produzieren Kringel und Kleckse, wie du es so schön ausdrückst. Ich kenne zum Beispiel eine ausgesprochen talentierte Aquarellmalerin, deren Werke mich an Turner erinnern. Ich glaube, sie wird noch mal groß rauskommen. Ihre Werke könnten dir gefallen.«
    »Lebst du jetzt auch hier?«
    »Über der Galerie befindet sich ein kleines Apartment, in dem ich fürs Erste wohne. Ich habe mein ganzes Geld in die Galerie gesteckt und kann nur hoffen, dass es gut geht.«
    »Es muss schön sein, etwas zu haben, das sich weiterentwickelt, etwas, das man ganz allein aufgebaut hat, auch wenn dazu viel Arbeit nötig war«, stellte Rosanna fest.
    Stephen nickte. »Vermutlich ist es so ähnlich, wie wenn man beobachtet, wie die eigene Stimme reift. Du hast also nicht vor, wieder zu singen?«
    »Nein.«
    »Nie mehr oder nur vorerst?«
    »Keine Ahnung. Ich würde Nico ungern allein lassen, und außerdem wäre es schwierig, auf die Bühne zurückzukehren, nachdem Roberto und ich …«
    »Rosanna, ich möchte mich ja nicht einmischen, doch ich finde, du schuldest es dir selbst, deine Gabe zu nutzen.«
    »Das hat Roberto auch gesagt«, erklärte sie mit leiser Stimme.
    »Ich weiß ja nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, aber ich fürchte, in diesem Punkt bin ich seiner Meinung.«
    Der Wein löste Rosannas Zunge. »Stephen, darf ich dich als Mann fragen, ob du es für möglich hältst, mit einer Frau zu schlafen, wenn man eine andere liebt?«
    »Was für ein abrupter Themenwechsel.« Stephen verschluckte sich fast an seinem Wein. »Lass mich überlegen … Manche Männer können das sicher. Und auch manche Frauen.

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