Das italienische Maedchen
Meine Freundin zum Beispiel hatte eine Affäre, während sie mit mir zusammenlebte und schlief.«
»Wärst du dazu in der Lage?«, fragte sie.
»Eine Affäre zu haben, meinst du?«
»Ja.«
»Das mag jetzt altmodisch klingen, aber meiner Ansicht nach gehen Liebe und Treue Hand in Hand.« Er zuckte mit den Achseln. »Schätze, ich neige nicht zum Fremdgehen.«
»Dann scheinen Menschen wie wir die Ausnahme zu sein. Roberto war erst ein paar Wochen weg, als er schon wieder eine andere hatte. Männer haben die ganze Zeit Affären, und die Frauen vergeben sie ihnen, besonders wenn ihre Gatten reich, attraktiv und berühmt sind. Ich war dazu nicht in der Lage.«
»Hat Roberto versucht, dich umzustimmen?«
»Nein. Seit seinem Rauswurf habe ich nichts mehr von ihm gehört. Manchmal wünsche ich mir, dass ich ihm verziehen hätte.« Rosanna seufzte. »Entschuldigung, es ist jetzt fast ein Jahr her und …«
»Kein Problem. Ich kann aus eigener bitterer Erfahrung sagen, dass es irgendwann besser wird.«
»Nein.« Rosanna schüttelte traurig den Kopf. »Es wird nie besser.«
»Glaub mir, es wird. Liebe ist so etwas wie eine Sucht. Man muss sich davon lösen und sich nicht bestrafen, wenn man manchmal das Gefühl hat, dass man sich nie mehr davon erholt.«
»Ich wäre gern so wie Abi. Sie hat viele Freunde, verliert aber nie ihr Herz«, bemerkte Rosanna.
»Könnte es daran liegen, dass sie noch nicht den Richtigen gefunden hat?«
»Möglich. In jungen Jahren war Abi in meinen Bruder verliebt. Seitdem scheint sie sich auf niemanden richtig einlassen zu können.«
»Was ist passiert?«
»Er ist ins Priesterseminar gegangen«, antwortete Rosanna verlegen.
»Verstehe.« Stephen schmunzelte. »Wir haben’s wohl alle nicht leicht.«
»Stimmt«, pflichtete sie ihm bei.
Er sah auf seine Uhr. »Was, schon so spät? Ich muss jetzt wirklich los. Und du musst morgens bestimmt früh raus.«
»Ja. Nico ist um sechs putzmunter.«
Stephen stand auf. »Danke für den schönen Abend.«
»Das nächste Mal musst du kommen, wenn Nico wach ist«, hörte sie sich selbst sagen, als sie ihn zum Wagen begleitete.
»Gern.« Stephen zögerte kurz. »Hast du dieses Wochenende schon was vor?«
»Nein.« Fast hätte Rosanna laut gelacht bei dem Gedanken an ihren leeren Terminkalender, der auf dem Schreibtisch im Arbeitszimmer Staub ansetzte.
»Dann könnte ich doch am Sonntag mit dir und Nico nach Cheltenham fahren. Du könntest dir die Galerie anschauen, und wenn das Wetter schön ist, machen wir in den Montpellier Gardens ein Picknick.«
»Ich …«
»Bitte, Rosanna. Nico würde das bestimmt gefallen.«
»Na schön.«
»Ich hole euch um halb zwölf ab.«
»Gut.«
»Wenn du dich ums Essen kümmerst, bringe ich die Getränke mit. Aber geh jetzt lieber rein, es wird allmählich kühl. Gute Nacht, Rosanna.«
Sie sah dem Wagen nach, bevor sie auf der Terrasse den Tisch abzuräumen begann.
Kurze Zeit später schlich sie in Nicos Zimmer, um nachzusehen, ob er schlief. Sie strich ihm über die Stirn, was sie sich angewöhnt hatte, um seine Temperatur zu überprüfen, verließ das Kinderzimmer wieder und schickte ein Dankgebet zum Himmel dafür, dass er ihr Stephen geschickt hatte.
33
» Caro , warum bist du so stur?« Donatella trank ihren Kaffee aus und zog ihre Unterwäsche an.
»Weil ich meine Freiheit und Unabhängigkeit liebe.«
»Soll heißen, du hast gern einen Ort, an dem du hinter meinem Rücken mit anderen Frauen schlafen kannst«, entgegnete sie, während sie nach ihrem Kleid griff.
Roberto wandte sich ihr zu. »Sei nicht albern, Donatella.«
»Warum kann ich dann nicht zu dir ziehen? Ich hasse es, einen Teil meiner Sachen hier und den anderen in meiner Wohnung zu haben. Das ist schrecklich unpraktisch.«
»Nein. Noch nicht.«
»Wann dann?«
»Ich weiß es nicht.«
»Hast du immer noch Sehnsucht nach deiner kleinen Frau?«
»Nein!«
»Warum lässt du dich dann nicht von ihr scheiden?«
»Wir sind erst seit einem Jahr getrennt. Es ist zu früh. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich auch an meinen Sohn denken muss.«
» Caro , wenn du dich scheiden lassen würdest, könntest du mich heiraten.«
»Möglicherweise würde Rosanna gar nicht in eine Scheidung einwilligen, zum Beispiel dann, wenn sie wüsste, dass du zu mir gezogen bist.« Roberto verschwieg, dass ihn der Gedanke, Donatella zu heiraten, gar nicht beschäftigte.
Sie legte die Arme um seine Taille, während er missmutig die New Yorker Skyline
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