Das italienische Maedchen
Ankunftshalle in Heathrow auf Luca.
Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus, als sie ihn entdeckte. Er wirkte schmaler und kantiger, als sie ihn in Erinnerung hatte, und seine schwarzen Haare waren von einigen grauen Strähnen durchzogen.
Sie tippte ihm auf die Schulter, bevor er in der Menge verschwinden konnte.
Luca drehte sich verblüfft um.
»Abi?« Er ließ seine Tasche fallen, fasste sie bei den Schultern und küsste sie auf beide Wangen. »Ist das schön, dass du da bist.«
»Ich freue mich auch. Du siehst gut aus, Luca.«
»Danke. Und du hast dich überhaupt nicht verändert.«
»Lass uns zum Wagen gehen. Deine Schwester und dein Neffe erwarten dich schon ungeduldig. Rosanna vertraut meinen Fahrkünsten nicht«, erklärte sie grinsend, als sie zum Parkplatz marschierten.
»Es ist sehr nett von dir, dass du mich abholst.«
»Das mach ich doch gern.« Abi warf Münzen in den Parkautomaten. »Hier lang.«
Luca bewunderte den roten Sportwagen. »Dir scheint es gut zu gehen. Das Auto war teuer, was?«, bemerkte er beim Einsteigen.
»Ja. Ich hab den gesamten Vorschuss für mein nächstes Buch dafür hingeblättert«, erklärte sie, öffnete das Dach und ließ den Motor an. »Jetzt begreifst du wahrscheinlich, warum Rosanna und Nico nicht mitgekommen sind. Dieser Wagen ist besser als jede Empfängnisverhütung. Wenn ich niedergeschlagen bin, mache ich mir klar, dass ich meinen kleinen Zweisitzer mit einem Kind gegen eine Familienkutsche eintauschen müsste, und dann schlage ich mir den Gedanken sofort aus dem Kopf!«
Abi schob das Ticket in den Automaten neben der Schranke, die kurz darauf hochging.
»Halt deine Kappe fest, Luca. In zwei Stunden sind wir bei Rosanna. Ich fahre wahnsinnig gern schnell, du auch?«, rief sie. Der Fahrtwind wehte ihre goldblonden Haare nach hinten, als sie mit hundertzwanzig Sachen auf die Autobahn brauste.
»Ich …« Lucas Worte wurden vom Wind fortgetragen.
Anderthalb Stunden später verließen sie die Autobahn, und Abi ging vom Gaspedal.
»Ich bin die geborene Autofahrerin, was?«, fragte Abi.
Luca löste seine um die Lederarmlehne verkrampfte Hand, als sie mit beträchtlicher Geschwindigkeit auf einen Kreisverkehr zusteuerten. »Ja, allerdings«, antwortete er ein wenig blass.
»Du kennst Rosannas Haus noch nicht, oder? Es ist toll.«
»Nein. Aber ich freue mich schon darauf, und auf Nico.«
»Er sieht dir ähnlich«, erklärte Abi mit einem kurzen Blick auf Luca. »Nico ist genauso schmal wie du, hat die gleichen glatten dunklen Haare und deine großen braunen Augen.«
»Ach. Dann ist er bestimmt sehr hübsch«, meinte Luca lachend.
»Ja, Luca.«
Rosanna lief aufgeregt vor dem Haus auf und ab. Ihr Sohn nutzte die Gelegenheit, mit den Händen in der weichen Erde eines Blumenbeets zu graben und sie in den Mund zu stopfen. Rosanna hörte den Motor von Abis Wagen aufheulen, als dieser noch hundert Meter vom Haus entfernt war.
»Sie kommen. Nico, was hast du denn jetzt wieder angestellt?« Sie nahm ihn auf den Arm, um ihm den Schmutz von Fingern und Gesicht zu wischen, doch er entwand sich ihr, als der Mazda auf der Auffahrt zum Stehen kam.
Luca sprang aus dem Auto und lief zu Rosanna und Nico, während Abi den Motor ausschaltete und sitzen blieb, um bei der Begrüßung nicht zu stören.
»Ich freue mich so, dich zu sehen, Luca«, flüsterte Rosanna mit Tränen in den Augen und strich ihrem Bruder über die Wange.
»Ich freue mich auch, piccolina «, sagte Luca. »Du siehst gut aus. Würdest du mich jetzt bitte meinem Neffen vorstellen?« Er kniete neben seiner Schwester nieder, so dass er auf Augenhöhe mit Nico war.
»Nico, das ist dein Onkel Luca, der den weiten Weg von Italien hierher gemacht hat, um uns zu sehen.«
Nico ließ sich von Luca umarmen, Rosanna beobachtete die beiden gerührt. »Bring deinen Neffen ins Haus. Wir wollen was Kaltes trinken. Nach der rasanten Fahrt mit Abi bist du bestimmt fix und fertig.« An der Haustür drehte sich Rosanna um. »Kommst du, Abi?«, rief sie.
»Ja, ich muss nur noch das Dach zumachen. Sieht aus, als würde es bald regnen.«
»Gut.«
Als die beiden das Haus betraten, schlug Abi frustriert mit den Fäusten aufs Lenkrad ihres geliebten Wagens.
Luca war nicht zu haben. Ganz und gar unerreichbar. Aber sie liebte ihn nach wie vor.
Um neun Uhr saßen Rosanna und Luca in der Küche, die Reste des Abendessens noch auf dem Tisch. Nico war um acht endlich eingeschlafen und Abi nach der Rückkehr vom Flughafen sofort
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