Das italienische Maedchen
geht es dir?«
»Gut, danke.«
»Fein.« Roberto wollte das Gespräch so schnell wie möglich beenden. »Ich muss …«
»Das Wetter in Wien ist für diese Jahreszeit ziemlich gut, findest du nicht?«
»Woher weißt du das? Wo bist du?«
»Unten an der Rezeption. Wir müssen reden. Ich komme hoch zu dir.«
»Donatella, das ist jetzt ungünstig. Ich muss mich für die Vorstellung heute Abend ausruhen. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich eine Erkältung kriege.«
»Es wird nur ein paar Minuten dauern.«
Sie legte auf.
Roberto schlüpfte seufzend in seinen Seidenmorgenmantel und kämmte sich geistesabwesend die Haare.
Als es an der Tür klopfte, öffnete er sie.
» Ciao , Roberto.«
»Komm rein, Donatella«, begrüßte er sie schroff.
»Danke.« Sie ging an ihm vorbei und setzte sich auf ein großes Chintzsofa.
»Wie geht es dir?«, wiederholte er.
»Bestens.« Donatella zupfte eine große Traube von dem vollen Obstteller auf dem Tisch vor ihr.
»Du siehst gut aus.« Roberto begriff nichts: Die Frau wirkte ausgesprochen glücklich.
»Danke, so fühle ich mich auch.« Donatella biss lasziv in die Traube, während sie Roberto beäugte. »Du hingegen scheinst schon bessere Tage erlebt zu haben.«
»Unser Sohn liegt im Krankenhaus. Er ist sehr krank.«
»Chris hat mir erzählt, dass du familiäre Probleme hast.«
»Ja.« Roberto lief im Zimmer auf und ab. »Was willst du? Bist du gekommen, um mich anzubrüllen und mir mitzuteilen, dass ich ein Mistkerl bin? Wenn ja, sollten wir es hinter uns bringen.«
»Nein.« Donatella schüttelte den Kopf und griff nach einer weiteren Traube. »Du bist tatsächlich ein Mistkerl, Roberto, doch das weißt du selber. Ja, ich war wütend auf dich, weil du nicht nach New York zurückgekommen und zu Rosanna zurückgekrochen bist, ohne mir etwas zu sagen, aber …«, Donatella zuckte mit den Schultern, »… du bist ja der große Star Roberto Rossini und als solcher niemandem Rechenschaft schuldig, richtig?«
Ihre Lebhaftigkeit beunruhigte ihn. »Ich entschuldige mich für das, was passiert ist, Donatella. Rosanna hat mir verziehen, und ich bin wieder bei ihr. Sie ist meine Frau. Ich habe dir nie etwas versprochen.«
»Das stimmt. Mir ist klar geworden, dass ich dich nicht mehr liebe.« Sie zuckte lässig mit den Achseln. »Ich würde dich nicht mal dann zurücknehmen, wenn du mich auf Knien anflehen würdest.«
»Wo liegt dann das Problem?«, fragte Roberto. »Ich brauche jetzt wirklich meinen Frieden, Donatella.«
»Natürlich. Du musst ausgeruht vor dein bewunderndes Publikum treten.« Donatella erhob sich und zog zwei Umschläge aus ihrer Handtasche. Den ersten legte sie auf den Tisch. »Die Schlüssel zu deiner Wohnung in New York. Ich habe meine Sachen geholt.« Sie ließ die Finger über das zweite Kuvert gleiten, bevor sie es ihm hinhielt. »Und das ist neulich dort für dich angekommen. Ich habe den Brief aufgemacht und gelesen.«
Roberto riss ihr den Umschlag aus der Hand. »Dazu hattest du kein Recht.«
Sie zuckte mit den Achseln. »Egal, nun ist es schon passiert. Schau mal lieber rein, Roberto, damit du wenigstens weißt, warum deine Frau dich noch einmal vor die Tür setzen wird.« Donatella schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln.
»Was redest du da? Rosanna und ich sind glücklich. Sie weiß alles über mich.«
»Möglicherweise gibt es etwas, das du nicht einmal selbst über dich weißt.«
»Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Ich sage ihr alles.«
»Dann macht es dir sicher nichts aus, wenn ich deiner Frau eine Kopie von dem Brief schicke, für den Fall, dass du es vergisst?« Donatella verabschiedete sich. »Ich bin im Astoria. Ciao .«
Als die Tür sich hinter ihr geschlossen hatte, setzte Roberto sich mit rasendem Puls hin und öffnete den Umschlag.
Hospiz Santa Maria,
Pompeji
Lieber Roberto,
erinnerst Du Dich noch an den warmen Abend in Neapel, als wir am Hochzeitstag Deiner Eltern im Café meines Vaters tanzten? Anschließend haben wir einen Spaziergang an der Strandpromenade gemacht. Und uns geliebt. Für mich war es das erste Mal, an einem sehr schönen Abend, den ich nie vergessen habe.
Sechs Wochen später habe ich gemerkt, dass ich schwanger war. Der einzige Mensch, mit dem ich reden konnte, war mein Bruder Luca. Er hat mir meiner Familie zuliebe geraten zu behaupten, das Kind sei von meinem Freund. Also tat ich, was ich tun musste, damit diese Lösung plausibel erschien. Einen Monat später erklärte ich meinem Freund
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