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Das italienische Maedchen

Das italienische Maedchen

Titel: Das italienische Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucinda Riley
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und meinem Vater, dass ich schwanger sei. Papà arrangierte hastig unsere Hochzeit, und ich heiratete einen Mann, den ich nicht liebte, um unserem Kind eine Chance zu geben und keine Schande über meine Eltern zu bringen. Ich wusste, dass Du mich niemals heiraten würdest, dass Du damals vielleicht nicht einmal geglaubt hättest, das Kind sei von Dir. Doch ich schwöre Dir, es ist die Wahrheit.
    Deine Tochter Ella kam fünf Wochen früher zur Welt als erwartet. Meine Ehe begann mit einer Lüge; es hätte mir klar sein sollen, dass sie kaum eine Chance auf Bestand haben würde. Ich bin immer noch verheiratet, habe meinen Mann aber über zehn Jahre nicht gesehen. Das Gleiche gilt für Deine Tochter.
    Oft hätte ich Dir gern von Ella erzählt, doch als Du Rosanna geheiratet hast, war mir klar, dass ich das ihretwegen nicht kann. Luca hat mir gesagt, dass Du bald geschieden wirst, und das hat mich zu einem Entschluss geführt.
    Ich offenbare Dir dies, hoffend und betend, dass Rosanna die Wahrheit nie erfährt. Ich weiß, wie sehr sie Dich geliebt hat, und möchte ihr nicht noch mehr wehtun.
    Und ich bitte Dich, Ellas Leben nicht auf den Kopf zu stellen, indem Du es ihr verrätst. Ich bitte Dich nur, unauffällig ein Auge auf sie zu haben und ihr beizustehen, falls sie irgendwann Hilfe brauchen sollte. Das dürfte nicht allzu schwer sein, weil ich sie zu Rosanna geschickt habe. Roberto, sie hat eine wunderschöne Stimme. Ich weiß, dass Rosanna es verstehen wird, die Gabe ihrer Nichte zu fördern.
    Luca ahnt nicht, dass ich Dir schreibe. Er hat mir davon abgeraten, weil er es für gefährlich hält. Aber wenn Du ihn fragst, wird er Dir alles bestätigen. Und wenn Du Ella singen hören würdest, wäre Dir klar, dass ich nicht lüge.
    Auf Wiedersehen, Roberto.
    Carlotta
    Roberto fiel der Brief aus der Hand, und er sank stöhnend aufs Sofa zurück. Stimmte es? Oder log Carlotta?
    Mit geschlossenen Augen dachte er daran, wie Ella beim Weihnachtskonzert »Stille Nacht« gesungen hatte. Und erkannte diesen weichen, tiefen Ton als den seinen, nur in der Stimme einer jungen Frau, die offenbar seine Tochter war.
    Er rief sich ihr Gesicht in Erinnerung: die schwarzen Haare, den blassen Teint, die Augen. Mamma mia! Sogar sein Lächeln.
    Roberto stand auf und begann im Raum auf und ab zu laufen.
    Kein Wunder, dass Donatella so glücklich war. Wenn Rosanna die Wahrheit erfuhr, verlor er nicht nur die Frau, die er liebte, sondern auch seinen Sohn und seine Tochter, von der er bisher nichts geahnt hatte. Angesichts seiner Vorgeschichte würde Rosanna ihm nicht abkaufen, dass er nichts von Ella gewusst hatte. Außerdem hatte er ihr die Affäre mit ihrer Schwester verschwiegen. Sie würde ihn zu Recht hassen.
    Er ließ sich wieder aufs Sofa plumpsen. Nun war ihm klar, dass er alles für Rosanna tun würde – seine Karriere aufgeben, seinen Ruhm, sein Vermögen. Das war alles nicht wichtig. Er brauchte sie .
    Roberto nahm den Hörer in die Hand und wählte die Nummer der Rezeption. »Verbinden Sie mich bitte mit dem Astoria.«
    »Ja, Sir.«
    Roberto wartete voller Angst.
    »Astoria Hotel. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Bitte stellen Sie mich zu Donatella Bianchis Zimmer durch.«
    »Das ging aber schnell«, schnurrte Donatella. »Ich bin gerade zur Tür reingekommen.«
    »Was willst du? Geld, die Wohnung in New York, egal, was, du kannst es haben.«
    »Nein, Roberto. Das interessiert mich alles nicht. Wie du dich vielleicht erinnerst, hat Giovanni mich zur wohlhabenden Frau gemacht. Allerdings könnte ich mir vorstellen, dass ein kleiner Ausflug nach England dieses Wochenende eine nette Abwechslung wäre. Vielleicht in die Cotswolds. Da wollte ich immer schon mal hin; es soll sehr schön sein dort. Und es würde mir Gelegenheit geben, den Brief persönlich zu überreichen.«
    »Donatella, willst du mich wirklich vernichten? Und was ist mit Rosanna? Sie hat das nicht verdient. Du weißt, dass das ihr Ende wäre.«
    »Ach, du hast also tatsächlich Gefühle«, murmelte sie. »Es ist schon schrecklich, jemanden von ganzem Herzen zu lieben und diese Liebe bedroht zu sehen, nicht wahr?«
    »Donatella, du kannst alles von mir haben. Aber bitte tu mir das nicht an.«
    Langes Schweigen.
    »Endlich begreifst du.«
    »Was?«
    »Wie sich Hilflosigkeit anfühlt.«
    Sie legte auf.

50
    Rosanna öffnete die Haustür gegen halb sechs im Halbdunkel. Ohne das Licht einzuschalten, ging sie nach oben in Nicos Zimmer, wo sie im fahlen Mondlicht

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