Das italienische Maedchen
einzugehen.
»Ja. Einen Campari Soda, bitte.« Donatella setzte sich und schlug die langen Beine übereinander, während Roberto die Getränke bestellte. »Weswegen wolltest du mich noch mal sehen, Roberto?«
»Ich wollte dich fragen, ob du es dir nicht doch anders überlegst. Wenn du diesen Brief Rosanna zeigst, vernichtest du nicht nur mich, sondern auch sie. Sie hat dir nichts getan. Warum willst du sie bestrafen?«
»Glaubst du wirklich, dass mich das interessiert? Ich habe dich sehr geliebt, Roberto, aber jetzt …«, sie machte eine wegwerfende Geste, »… nicht mehr. Ich habe einen neuen Mann an meiner Seite und werde nach Mailand zurückgehen. Wir denken daran zu heiraten.«
»Gratuliere«, murmelte Roberto, als die Getränke serviert wurden.
»Worauf wollen wir anstoßen? Auf die Freiheit?« Donatellas Augen funkelten gefährlich über dem Rand ihres erhobenen Glases.
»Das macht dir Spaß, stimmt’s?« Roberto nahm einen Schluck Mineralwasser.
»Es wird Zeit, dass jemand es dir heimzahlt. Ist dir klar, dass du es ohne mich nie an der Scala geschafft hättest?«
»Was soll das jetzt wieder, Donatella?«
»Ich habe Paolo de Vito einen Riesenscheck für Stipendien an seiner geliebten Schule ausgestellt, dafür, dass er dir deine erste Hauptrolle gibt. Roberto, andere haben sich etwas aus dir gemacht und dir geholfen. Schade, dass du das nie konntest.«
»Das glaube ich dir nicht.«
Donatella zuckte mit den Schultern. »Frag Paolo.«
»Wenn das stimmt, bedanke ich mich selbstverständlich für deine Hilfe.«
»Ein kleinlauter Roberto, so, so. Mein Gott, du scheinst sie wirklich sehr zu lieben.«
»Ja, tut er«, erklang da eine Stimme hinter ihr.
Als Donatella sich umdrehte, sah sie einen schlanken, dunkelhaarigen jungen Mann, der ihr irgendwie bekannt vorkam.
»Luca, komm, setz dich zu uns.« Roberto deutete auf einen Stuhl.
»Danke.« Luca nahm Platz.
»Ja, genau, Rosannas heiliger Bruder. Hat er Sie herbeordert, damit Sie mir ins Gewissen reden?«, fragte Donatella abfällig.
»Signora Bianchi, ich bin aus einem anderen Grund hier. Roberto hat mir zwar erzählt, dass Sie von Carlottas Brief wissen, aber ich wollte mich ohnehin bei Ihnen melden.«
»Und warum?«
»Es geht um das hier, Signora Bianchi.« Luca zog einen Umschlag aus der Tasche, nahm ein Polaroidfoto heraus und legte es auf den Tisch.
Donatella betrachtete es und wurde blass.
»Was ist das?«, fragte sie.
»Ich glaube, das wissen Sie ganz genau«, antwortete Luca mit ruhiger Stimme. »Sie haben Don Edoardo, dem Geistlichen der Chiesa della Beata Vergine Maria, einmal drei Millionen Lire dafür gezahlt.«
»Wenn ihr mich entschuldigen würdet. Ich gehe kurz raus, Luft schnappen«, verkündete Roberto, stand auf, nickte Luca zu und verschwand.
»Ja, natürlich. Jetzt erinnere ich mich wieder«, erklärte Donatella nervös.
»Ein Freund von mir hat dieses Foto neulich in einer New Yorker Wohnung gemacht.« Luca sprach ruhig und ohne Hast. »Ein gewisser John St. Regent, der gegenwärtige Besitzer der Zeichnung, hat meinem Freund gesagt, dass er mehrere Millionen Dollar dafür gezahlt hat.«
» Mamma mia! Was für ein Zufall! In unseren Palazzo ist, kurz nachdem ich die Zeichnung erworben hatte, eingebrochen worden. Sie wurde mit mehreren anderen Gemälden gestohlen. Ich hatte keine Ahnung, dass sie so viel wert ist. Handelt es sich um einen Leonardo?« Donatella lachte nervös.
»Genau das glaube ich, Signora Bianchi. Sie sagen, sie wurde Ihnen gestohlen?«
»Ja.«
»Sehr merkwürdig, denn John St. Regent hat meinem Freund erzählt, Ihr Mann habe sie ihm verkauft.«
Donatella schüttelte den Kopf. »Das muss Ihr Freund falsch verstanden haben.«
»Nun, das lässt sich leicht klären. Die italienische Polizei kann die Wahrheit sicher ganz schnell herausfinden.«
»Mein Mann ist tot. Die Behörden können ihn nicht mehr befragen.«
»Ihn nicht, aber Sie. Ich glaube, Sie kannten den Wert der Zeichnung, als Sie sie Don Edoardo abgekauft haben. Sie könnten im Gefängnis landen, wenn die Polizei feststellt, dass Sie mit Ihrem Gatten ein Kunstwerk von nationaler Bedeutung außer Landes geschafft haben.«
»Luca, ich schwöre Ihnen, ich wusste nichts davon. Mein Mann scheint mich ebenfalls hinters Licht geführt zu haben«, wand sie sich.
»Roberto sagt, Sie seien gut mit den St. Regents befreundet. Es ist unwahrscheinlich, dass sie Ihnen nicht von Ihrem wertvollsten Stück erzählt oder es Ihnen gezeigt haben.« Luca
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