Das italienische Maedchen
liebe dich. Ich habe von Anfang an gewusst, dass du mir nichts versprechen kannst, und mich trotzdem darauf eingelassen. Nun hat Gott wieder gewonnen. Wann soll’s losgehen?«
»Morgen.«
Abi sah ihn mit Tränen in den Augen an. »Erfüllst du mir einen letzten Wunsch?«
»Was du möchtest, cara .«
»Gib mir eine Nacht, für uns, für unsere Liebe.«
Sie küsste ihn vorsichtig, und er legte die Hände um ihr Gesicht und erwiderte ihren Kuss leidenschaftlich.
»Für uns«, murmelte er und streichelte sanft ihre Wange. »Nicht einmal Gott kann mir das verwehren.«
Am folgenden Morgen beobachtete Abi, wie Luca aufstand und zum Duschen ging.
All die Jahre des Begehrens, der Sehnsucht nach seiner Berührung, und nun war es diese Nacht endlich geschehen.
Heute würde er sich von ihr verabschieden – höchstwahrscheinlich für immer. Sie wusste, dass sie sich keine Hoffnungen mehr machen durfte und sich auf ihre eigene Zukunft konzentrieren musste.
Abi bemühte sich, nicht zu weinen.
Sie stand aus dem Bett auf, in dem sie einander geliebt hatten, zog sich an und ging in die Küche, bevor Luca aus der Dusche kam.
Als er die Küche betrat, ließ sie sich von ihm in den Arm nehmen.
»Ist es jetzt anders?«, fragte sie. »Ich dachte, vielleicht …«
»Ja. Ich liebe dich, und ich habe keine Schuldgefühle wegen heute Nacht.«
»Dann bleib. Bitte bleib bei mir, Luca.« Ihre Tränen kullerten auf seine Jacke. »Bitte mich darum, auf dich zu warten, denn das werde ich …«
Auch Luca war den Tränen nahe. »Nein, cara , ich kann und darf dir keine falschen Hoffnungen machen. Wie sehr ich es mir auch wünschen würde, dass du auf mich wartest. Ich habe dir schon zu viel abverlangt.«
»Tut mir leid. Ich hatte mir geschworen, mich zusammenzureißen. Du musst jetzt gehen.« Sie löste sich von ihm, wischte hastig die Tränen weg und folgte ihm zur Tür.
» Ciao, amore mio. «
Abi sah ihm schweigend nach. Am Fuß der Treppe drehte er sich mit einem Lächeln zu ihr um, winkte und verschwand.
52
Rosanna hörte den Jaguar in der Auffahrt. Vom Wohnzimmer aus verfolgte sie, wie der Mann über den Kies schritt, und ging zur Tür, um sie zu öffnen.
» Principessa .« Er legte die Arme um seine Frau und drückte ihren Kopf an seine Brust. »Rosanna, cara , es tut mir leid, so leid.«
»Roberto, setzen wir uns. Wir müssen reden.«
»Was ist los? Geht’s um Nico?«
»Nein.« Rosanna schob ihn ins Wohnzimmer und deutete auf das Sofa. »Um mich.«
»Bist du krank?«
»Vielleicht war ich das in gewisser Weise«, antwortete sie.
»Sag mir, was los ist.«
Sie ließ sich neben Roberto nieder und nahm seine Hände in die ihren. »Roberto, hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr ich dich seit meinem elften Lebensjahr liebe?«
»Ja, das weiß ich, principessa . Und es macht mich zum glücklichsten Menschen der Welt. Ich verdiene dich nicht. Aber ich habe mich geändert, du wirst sehen. Nicos Krankheit und … andere Ereignisse haben mir die Augen geöffnet. Ich sage alle meine Auftritte in den nächsten Monaten ab. Eine Auszeit, um bei dir und Nico sein zu können, damit er wieder ganz gesund wird.«
Rosanna erinnerte sich traurig an das letzte Versprechen dieser Art und schüttelte den Kopf.
»Diesmal geht es nicht um dich , Roberto, sondern um mich , darum, was ich möchte«, erklärte sie sanft.
»Du willst mich doch hier bei dir und Nico haben, oder?«
»Früher habe ich gedacht, dass das die Lösung ist. Natürlich könntest du eine Auszeit nehmen, aber nach einer Weile hast du wieder Sehnsucht nach deiner anderen Welt. So bist du nun mal, und daran wird sich nichts ändern. Wir … unsere Liebe, das kann einfach nicht funktionieren.«
»Was versuchst du mir zu sagen, Rosanna? Dass ich gehen soll?« Er sah sie ungläubig an.
»Ja, Roberto, genau das. Wenn du mich liebst, erfüllst du mir diesen Wunsch.«
Roberto fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Nein, Rosanna, das meinst du nicht so. Du liebst mich und brauchst mich. Du weißt, dass wir füreinander bestimmt sind.«
»Vielleicht waren wir das früher mal, aber jetzt nicht mehr und auch nicht in Zukunft.«
Roberto begann, im Zimmer auf und ab zu laufen. »Das kann nicht dein Ernst sein. Nicht nach dem, was ich gerade …« Er schüttelte den Kopf und sank in einen Sessel.
»Was hast du gerade?«
»Ich habe soeben eine Entscheidung getroffen, die wichtigste meines Lebens. Von jetzt an hast du mit Nico bei mir oberste Priorität.«
Rosanna
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